Alt 07.07.12, 01:26
Standard XETRA-SCHLUSS/Schwacher US-Arbeitsmarkt schickt DAX in den Keller
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FRANKFURT--Ein schwacher Arbeitsmarktbericht aus den USA schickte den deutschen Aktienmarkt zum Wochenausklang auf Talfahrt. Im Juni konnte die Wirtschaft in den USA nur 80.000 neue Stellen schaffen. Zu wenige, befinden die Börsianer. Nachdem sich die Stimmung bereits am Vortag mit der Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank deutlich eingetrübt hatte, kamen erneut Verkaufsorders an den Markt. Der DAX beendete den Handel mit einem Minus von 1,9 Prozent bei 6.410 Punkten und damit nur knapp über seinem Tagestief.

Auf Wochensicht hat sich nicht viel getan. Am Montag startete der DAX bei 6.405 Punkten in den Handel und kletterte bis Donnerstagmittag bis auf 6.642 Punkte. Am Ende blieb ein überschaubares Plus von gerade einmal 5 Punkten übrig. Dem Euro erwischte es wesentlich schlimmer. Während er am Montag noch mit Kursen von 1,2673 Dollar in den europäischen Handel startete, fiel er auf 1,23 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren.

Der US-Arbeitsmarkt kommt nicht richtig in die Gänge. Drei Jahre nach dem Ende der Rezession in den USA zögern die Unternehmen, angesichts der globalen Konjunkturschwäche, der Krise in Europa und der drohenden "fiskalischen Klippe" in der US-Steuerpolitik, neue Mitarbeiter einzustellen.

"Wir brauchen ein kräftigeres Wachstum und einen stärkeren Stellenzuwachs, um einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote zu verhindern", sagte BNP-Paribas-Volkswirtin Julia Coronado. "Der Jobreport geht daher in Richtung einer neuen Geldspritze der Notenbank, auch wenn es keinen Grund zur Panik für die Fed gibt."

Die Gewinner der gestiegenen Risikoaversion waren einmal mehr die Bundesanleihen. Am langen Ende fielen die Renditen auf 1,32 Prozent, nachdem sie zum Wochenstart noch 1,56 Prozent für die Anleger abwarfen. Die Renditen für die zweijährige Schatzanweisung fielen erstmals seit Ende Juni wieder ins Minus. Einige Anleger sind offenbar so versessen auf eine sichere Geldanlage, dass sie auch nicht die Aussicht schreckt, für ihr Investment noch etwas extra auf den Tisch legen zu müssen.

Bei spanischen und italienischen Anleihen ließ sich dagegen der entgegengesetzte Effekt beobachten. Hier stiegen die Renditen weiter an. Die Rendite für die zehnjährige Anleihe Spaniens stieg um 17 Basispunkte auf 6,87 Prozent, während die des Pendants aus Italien um vier Basispunkte auf 5,99 Prozent zulegten.

Unter Druck standen Software-Aktien wie SAP und Software AG mit Verlusten von 4,4 bzw 5,7 Prozent. Händler begründeten die Verluste mit einer Gewinnwarnung des US-Software-Unternehmens Informatica. Das Unternehmen hat am Vorabend die Gewinnprognose um rund ein Viertel gesenkt. Man habe sich nicht rasch genug auf das sich verschlechternde konjunkturelle Umfeld vor allem in Europa eingestellt, begründet Informatica die Gewinnwarnung.

Mit der gestiegenen Risikoaversion und der wieder aufflammenden Eurokrise standen die Bankaktien europaweit unter Abgabedruck. Zudem belastet eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters, dass es bei der Deutschen Bank Untersuchungen der Bafin im Zusammenhang mit der Libor-Zins-Berechnung geben würde. Die Aktie der Deutschen Bank beendete den Handel mit einem Abschlag von 4,7 Prozent bei 27,38 Euro, die Titel der Aareal Bank gaben um 6,2 Prozent auf 13,35 Euro nach.

Ansonsten bewegten Analystenkommentare die jeweiligen Aktien stärker. So stellte die Aktie von Lufthansa mit einem Plus von 0,8 Prozent auf 9,27 Euro den Tagesgewinner im DAX, nachdem die Analysten von Morgen Stanley das Kursziel auf 15,70 Euro hochgenommen hatten. Im MDAX verlor die Aktie des Stahlhändlers Klöckner 5,4 Prozent auf 7,56 Euro, nachdem die Analysten der Schweizer UBS die Aktie gleich um zwei Stufen auf "Verkaufen" nach "Kaufen" heruntergenommen hatten.

Die WMF AG bekommt einen neuen Besitzer. Der Hersteller von Haushalts-, Gastronomie- und Hotelleriewaren geht an den US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) über. Verkäufer ist Crystal Capital, Mehrheitsaktionär seit 2006. Den Kauf lässt sich KKR Einiges kosten. Die Amerikaner zahlen 47 Euro je Stammaktie, die Aktie schloss in Frankfurt mit einem Plus von 22,8 Prozent bei 46,40 Euro.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com

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