Alt 04.07.12, 17:30
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX holt vor EZB-Sitzung erst einmal Luft
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FRANKFURT--Nach einer Gewinnserie von drei Tagen hat es am Mittwoch erst einmal Luftholen für den deutschen Aktienmarkt geheißen. Seit dem EU-Gipfel legte der deutsche Leitindex DAX um rund 400 Punkte zu. Nun war erst einmal Verschnaufen angesagt. Impulse von der Wall Street fehlten, sie blieb auf Grund des Feiertages "Independence Day" geschlossen. Alles wartet nun auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Der DAX beendete den Handel mit einem überschaubaren Abschlag von 0,2 Prozent bei 6.565 Punkte. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 101,7 (Vortag: 140,3) Millionen Aktien im Wert von rund 2,00 Milliarden Euro.

Von der Europäischen Zentralbank erwartet der Markt mehrheitlich eine Zinssenkung um 25 Basispunkte. Einige Akteure halten daneben weitere Maßnahmen für denkbar, beispielsweise die Auflage eines dritten Liquiditätstenders oder den Kauf von Staatsanleihen. Die Notenbank könnte auch den Einlagensatz für Banken von 0,25 Prozent auf dann Null senken, hieß es. Dann bekämen die Institute kein Geld mehr dafür, dass sie Liquidität bei der EZB hinterlegen. Befürworter einer solchen Maßnahme argumentieren, dass den Banken auf diese Weise der Anreiz genommen werde, ihr bei der EZB geborgtes Geld eben dort wieder anzulegen. Skeptiker glauben jedoch nicht, dass dies klappen wird, so lange die Unsicherheit über den Fortgang der Euro-Krise hoch ist.

Aber es gab auch Stimmen, die eine Zinssenkung für das falsche Signal halten. Für Martin Hüfner, Chefvolkswirt bei Assenagon, hilft eine Zinssenkung weder der Konjunktur noch den Banken und auch nicht der Staatsfinanzierung in Italien oder in Spanien. Vielmehr sei wichtig, dass derjenige, der den Euro sanieren wolle, das Vertrauen der Marktakteure brauche. Und dies sei nicht durch niedrige Zinsen zu erreichen.

Die entscheidende Frage sei nun, wieviel die Kapitalmärkte von der erwarteten Zinssenkung schon vorweggenommen haben. Sollte die EZB enttäuschen und nur eine Senkung um 25 Basispunkte oder gar keine Zinssenkung beschließen, dürfte ein solches Szenario dem Aktienmarkt Punkte kosten.

Mit Blick auf die Einzelwerte ging es für die Aktie von E.ON nach unten, die um 1,6 Prozent auf 16,92 Euro nachgab. Trotz einer deutlichen Gewinnanhebung am Vortag hatten Analysten den Daumen über dem Unternehmen gesenkt. So hieß es zum Beispiel aus dem Hause der Citigroup, dass die Entwicklungen auf den Energiemärkten in Deutschland sowie den nord- und südeuropäischen Staaten weiterhin negative Auswirkungen auf das operative Geschäft von E.ON hätten. So dürften sich Überkapazitäten und weitere Marktregulierungen in Deutschland negativ für E.ON bemerkbar machen.

Das Geschäft der Einzelhändler der Eurozone hat sich im Mai erholt und konnte damit die herben Einbußen aus dem Vormonat teilweise egalisieren. Der Umsatz stieg im Mai um 0,6 Prozent zum Vormonat an, Volkswirte hatten nur mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet. Den Aktien der Einzelhändler half dies nicht. Die Werte von Metro stellten mit einem Minus von 3,4 Prozent auf 22,78 Euro den Verlierer im DAX.

Nach einem sehr volatilen Handel schloss die Aktie der Baumarktkette Praktiker mit einem Abschlag von 5,3 Prozent bei 1,27 Euro. Noch ist nicht sicher, für welchen Sanierungsplan sich die Aktionäre auf der noch laufenden Hauptversammlung entscheiden werden. Überraschend legte Großaktionärin Maseltov einen alternativen Sanierungsplan für den Konzern vor. Dabei steht ein solcher auf dem Aktionärstreffen gar nicht zur Abstimmung. Der Vorstand stellt vielmehr ein Rettungskonzept vor, das den Einstieg von US-Investor Anchorage vorsieht. Wie der Streit ausgeht, war bis Handelsschluss noch völlig offen.

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