Alt 24.06.13, 12:03
Standard Globales "Deleveraging" belastet Aktien massiv
Beitrag gelesen: 303 x 

Ungebremst abwärts geht es am Montagmittag mit Europas Börsen. Vorsichtige Erholungsversuche werden bei hohen Umsätzen von Verkäufern überrollt. Der Euro-Stoxx-50 ist damit auf Jahressicht ins Minus gerutscht. Die Analysten von Metzler warnen, dies schaffe "Handlungsbedarf" bei institutionellen Anlegern.

Per Saldo könnten damit weitere Verkäufe bevorstehen. Grund ist unverändert das globale "Deleveraging", also das Zurückfahren von kreditgehebelten Börsen-Investments. Davon betroffen sind alle Anlageklassen: Anleihe-Renditen ziehen weiter an, mit Rohstoffen und Gold geht es weiter abwärts. Der DAX fällt um 1,3 Prozent auf 7.689 Zähler, der Euro-Stoxx-50 verliert sogar 1,7 Prozent auf 2.507 Punkte.

Mit Sorge beobachten Händler vor allem, dass auch als "sicher" geglaubte Aktien zu den Leidtragenden des globalen Ausverkaufs zählen. "Gerade in dividendenstarken Aktien wie Haushaltsgüter- und Nahrungsmittel-Herstellern waren große Zinsdifferenzgeschäfte aufgebaut worden, so wie die Carry-Trades am Devisenmarkt", sagt ein Händler mit Verweis auf den Einbruch des Australischen Dollars. Hedge Fonds hätten sich dabei zu niedrigen Zinsen verschuldet und in den hochrentierlichen Aktien angelegt.

Die Auflösung dieser Positionen setze nun auch diese Basis-Investments unter Druck. Beide Sektoren verlieren aktuell bis zu 1,5 Prozent und damit mehr als der Index. Einzelwerte wie Danone fallen über 2 Prozent, Nestle und Unilever bis zu 1,7 Prozent. Im DAX trifft es Henkel mit minus 1,9 Prozent.

Zur Vorsicht raten auch die Marktstrategen der Credit Agricole; sie stellen sich auf eine weitere schwierige Woche ein. Die Erwartung einer Drosselung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank und zusätzlich die Angst vor einer Kreditklemme in China sind für sie die bestimmenden Themen.

Dabei zeigte sich am chinesischen Kreditmarkt eine leichte Entspannung, die Sätze für kurzfristige Ausleihungen kamen etwas zurück. Die People's Bank of China (PBoC) soll die chinesischen Geldhäuser angewiesen haben, weniger Cash zu horten und den Interbankenmarkt zu stabilisieren.

Den Aktienmärkten brachte die Beruhigung am Kreditmarkt jedoch keine Entspannung, die Börsen in China schlossen deutlich im roten Bereich. Vor allem die Aktien der Banken und die Immobilienwerte mussten kräftige Kursverluste von bis zu 10 Prozent einstecken.

Eine Beruhigung an den Kapitalmärkten ist derzeit nicht in Sicht. Nach den kräftigen Kursverlusten im Gold, an den Börsen in den Schwellenländern, in Japan und nun auch in China steigt der Druck auf Europa. Investoren sind verunsichert, was auch an den Volatilitätsindizes abzulesen ist. So ist das "Angstbarometer" für Europa, der VStoxx, auf den höchsten Stand seit dem 26. Februar dieses Jahres gestiegen. Auch der deutsche VDAX ist seit Freitag um fast 8 Prozent gesprungen.

Selbst gute Nachrichten von der Konjunktur helfen da nicht: So ist der deutsche ifo-Geschäftsklimaindex im Juni leicht auf 105,9 gestiegen und damit etwas mehr als die erwarteten 105,7 Punkte. Die Helaba wertet es positiv, dass der Index trotz der Überschwemmungen zulegen konnte. Die Volkswirte von Newedge sehen für Deutschland eine - wenn auch langsame - Entwicklung in die richtige Richtung. Es gebe aber nach wie vor Wachstumsrisiken.

Der Euro notiert mit 1,3109 Dollar wenig verändert zum Freitag. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen steigen weiter und werfen für die Anleger 1,78 Prozent ab. Das ist die höchste Rendite seit April 2012.

Die Übernahmeschlacht um Kabel Deutschland ist in eine neue Runde gegangen. Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone hat sein Gebot auf 87 Euro aufgestockt. Kabel Deutschland steigen 1,8 Prozent und über 85 Euro, Vodafone-Aktien notieren unverändert. Spannend wird nun, wie der zweite Kaufinteressent Liberty Global im Übernahmekampf reagiert.

Die europäischen Rohstoffwerte verlieren im Schnitt 1,6 Prozent. Belastend wirken dabei Goldman Sachs. Die Bank hat die Wachstumsprognose für China in diesem Jahr auf 7,4 nach zuletzt 7,8 Prozent gesenkt. Mit dem langsameren chinesischen Wirtschaftswachstum dürfte auch die Nachfrage nach Rohstoffen weiter zurückgehen. Noch vor Rohstoffaktien stellen Technologiewerte, die um 2 Prozent nachgeben, den schwächsten Sektor in Europa.

Daimler ragen mit einem Plus von 0,8 Prozent im DAX hervor. Hier treibt neben einer Kurszielerhöhung und Kaufempfehlung der Deutschen Bank die Nachricht, dass Daimler und BMW wegen der hohen Nachfrage in den Sommermonaten auf Werksferien verzichten wollen. Auch BMW-Titel halten sich mit minus 0,1 Prozent recht wacker.

Metro-Aktien fallen um fast 6 Prozent. Hier belastet eine Verkaufs-Empfehlung der Citigroup. Merck KGaA verlieren über 3 Prozent. Sie leiden weiter unter der gleichen Empfehlung von Goldman Sachs vom Freitag.

Die Kurse von Bayer, BASF und Lanxess verlieren mit Europas Chemie-Sektor. Lanxess sind Hauptverlierer im DAX mit minus 3,3 Prozent.

LPKF gehen mit ihrem Aktiensplit auf Erholungskurs. Mit dem Kursanstieg um 3,4 Prozent machen sie die Verluste vom Freitag wieder wett. Zu einer alten Aktie haben die Aktionäre eine zusätzliche bekommen.

DJG/mod/cln

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 22:19 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]