FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt legte zum Wochenausklang eine Pause ein und beendete den Handel mit einem kleinen Plus. "Nach der Rally von über 5% ist es schon gut, dass wir heute keinen Gewinnmitnahmen gesehen haben", sagte ein Marktteilnehmer. Denn es gibt auch skeptische Stimmen, ob dass angeschobene Euro-Rettungspaket auch den erwünschten Erfolg bringt. Zunächst hat es vor allem dazu geführt, dass das verlorene Vertrauen der Anleger zurückgewonnen wurde.

Schon schnell dürfte jedoch die Frage wieder aufkommen, ob die europäische Staatsschuldenkrise nun als gelöst eingestuft werden kann. Sicher ist zunächst, dass sich die Politik durch enorme finanzielle Garantien erst einmal Zeit gekauft hat. An den Kern der Krise ist sie bisher nicht vorgedrungen. "Bekämpft werden weiterhin nur die Symptome", stellen die Experten der Landesbank Berlin in einem Kommentar fest. Ein wirksamer Mechanismus zur Haushaltskonsolidierung stehe ebenso aus wie überzeugende Schritte zur Verbesserung der Wirtschaft in den Schuldenstaaten der Eurozone.

Der DAX beendete den Handel am Freitag mit einem Plus von 0,1% oder 8 Punkten bei 6.346,19. Auf Wochensicht hat das Aktienbarometer der größten deutschen Unternehmen um knapp 10% zugelegt. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 207,7 (Vortag: 333,8) Mio Aktien im Wert von rund 4,19 (Vortag: 6,32) Mrd EUR. Die am Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturdaten hatten keinen Einfluss auf das Marktgeschehen.

Das Interesse der Anleger fesselte zum Wochenausklang auch die Berichtssaison. Linde gingen mit einem Aufschlag von knapp 1% auf 117,10 EUR aus dem Handel. Die robuste Gasnachfrage aus den Schwellenländern Asiens und weitere Einsparerfolge haben dem Konzern im dritten Quartal zu einem Umsatz- und Gewinnplus verholfen. Den größten Gewinner stellten Fresenius Medical Care, die am Mittwoch kommender Woche ihre Zahlen vorlegen. Die Aktie gewann 4,7% auf 53,54 EUR.

Zu den Verlierern des Tages gehörten die Aktien, die am Vortag besonders stark zulegen konnten. So gaben Commerzbank nach einem Plus am Vortag von 16% um 4,3% auf 1,94 EUR nach. Allianz, die am Vortag ein kräftiges Plus vom 7,5% verzeichneten, verloren 1,8% auf 83,11 EUR.

Im MDAX verzeichnete die Aktie von Wacker Chemie kräftige Verluste. Der Chemie-Konzern bekommt nach BASF als nächstes Unternehmen der Branche den zunehmenden Abschwung der Konjunktur zu spüren. Die Münchener räumten ein, dass sie die Erwartungen für 2011 wegen einer nachlassenden Nachfrage aus der Halbleiter- und Solarbranche nicht erfüllen werden können. Die Aktie verlor knapp 10% auf 76,00 EUR.

In der momentan sehr schwierigen Solarbranche ist auch centrotherm unterwegs. Das im TecDAX notierte Unternehmen kann sich dem Sektortrend nicht entziehen und kassierte die Prognose ein. "Der starke Wettbewerb in der Branche frißt momentan die Gewinne auf", so ein Händler. Diese Entwicklung könne durch einen höheren Umsatz nur zu einem Teil abgefedert werden. Die Aktie schloss 9% leichter bei 13,65 EUR.

MorphoSys reagierten dagegen kaum auf den enttäuschenden Umsatz im dritten Quartal und die Senkung der Umsatzprognose. "Insgesamt solide Zahlen", meinte LBBW-Analyst Karl-Heinz Scheunemann. Die Aussagen zum Umsatz sollten daher nicht überbewertet werden. Die Begründung mit Währungseffekten und verschobenen Meilensteinzahlungen sei nachvollziehbar und relativiere die Entwicklung auf der Umsatzseite. Die Aktie gab um 1,2% auf 18,20 EUR nach.

PSI fielen nach dem Geschäftsausweis um 0,8% auf 17,25 EUR. Das Unternehmen, das Komplettlösungen für Energie-, Produktions- und Infrastrukturmanagement anbietet, hatte am Morgen die EBIT-Prognose gesenkt. "Überraschen kann das aber eigentlich nicht, denn PSI hängt mit fast der Hälfte des Umsatzes an der Energiebranche", stufte ein Händler das Ergebnis ein.

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