Alt 19.04.12, 17:16
Standard XETRA-SCHLUSS/Schwindendes Vertrauen in Eurozone belastet DAX
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FRANKFURT (Dow Jones) - Steigende Renditen in Spanien, Italien und Frankreich haben am Donnerstag für Abgaben am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Investoren ziehen ihr Geld nicht nur in der Europeripherie ab, sondern nun auch aus einem Kernland der Eurozone: Frankreich. Gewinner waren einmal mehr die Bundesanleihen, die weiterhin als sicherer Hafen an den Kapitalmärkten gelten. Mit sich ausweitenden Zinsdifferenzen innerhalb der Eurozone machten die Investoren am Aktienmarkt Kasse, der DAX beendete den Handelstag mit einem Abschlag von 0,9 Prozent bei 6.671,22 Punkten.

Dabei waren am Vormittag die Auktionen von Staatsanleihen aus Spanien und Frankreich zunächst gut über die Bühne gegangen. Die Auktion in Spanien stellte allerdings keine harte Bewährungsprobe dar, da das Volumen mit rund 2,5 Milliarden Euro überschaubar war. Frankreich hat Anleihen mit Laufzeiten von zwei, drei und fünf Jahren erfolgreich an den Investor gebracht. Im Handel war von einer soliden Auktion die Rede. Am Ende des Tages stiegen allerdings die Renditen der zehnjährigen französischen Anleihen um 8 Basispunkte auf 3,08 Prozent.

Ungemach erwarten die Analysten von der Citigroup für die europäischen Schuldner in den kommenden Monaten von Seiten der Rating-Agenturen. So erwartet Citigroup-Analyst Michael Saunders, dass Moody's in diesem Herbst Frankreich mit einem negativen Ausblick versieht. Zudem rechnet er damit, dass dieses Jahr zumindest eines der Länder Italien, Spanien, Irland oder Portugal von S&P oder Moody's um eine Note heruntergestuft wird.

Die Nachrichten aus den USA zeigten dann am Nachmittag, dass der Wirtschaftsaufschwung sehr flach verläuft. Arbeitsplätze werden kaum geschaffen, auch die Stabilisierung am Immobiliennmarkt läuft bereits wieder aus. So fielen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe schwächer als erwartet aus, und dies bereits die neunte Woche in Folge. Die Zahl der Wiederverkäufe von Häusern in den USA ist im März von 4,60 auf 4,48 Millionen Einheiten zurückgekommen, und damit bereits das zweite Mal in Folge gefallen.

Der Index der Federal Reserve Bank von Philadelphia über die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe der Region ist im April unerwartet deutlich auf 8,5 von 12,5 Punkte gefallen. Der erste Rückgang nach zuvor fünf Anstiegen in Folge ist nach Ansicht von Heinrich Bayer von Postbank Research kein Beinbruch. Der Indikator weise weiterhin auf einen anhaltenden, moderaten Aufwärtstrend im Verarbeitenden Gewerbe der Region hin - auf mehr aber eben auch nicht. Ähnlich verhält es sich mit dem Index der Frühindikatoren, der im März um 0,3 Prozent gestiegen ist. Dies war zwar der sechste Anstieg in Folge. Per saldo resultierte der Zuwachs ausschließlich den einfließenden Finanzmarktgrößen. Dem Anstieg des Frühindikators fehle somit die Breite, was ihn anfälliger für Rückschläge macht und somit zur Vorsicht mahnt.

Den Tagesgewinner im DAX stellten Beiersdorf, die Aktie legte um 2,5 Prozent auf 51,61 Euro zu und stieg damit auf ein neues Jahreshoch. Die Analysten von BNP Paribas haben ihre Einschätzung der Papiere des Konsumgüterherstellers auf "Outperform" von zuvor "Neutral" angehoben. Zur Begründung verweisen sie auf den Wechsel an der Unternehmensspitze, die angekündigten Kosteneinsparungen und die neue Strategie.

Das Emirat Abu Dhabi will seine Beteiligung am Automobilkonzern Daimler laut einem Magazinbericht beenden. Der Staatsfonds Aabar wolle sich aus der Daimler AG, dem Formel-1-Rennstall des Autokonzerns und auch dem gemeinsamen Investment beim Elektroautobauer Tesla zurückziehen, berichtet das manager magazin unter Berufung auf Konzernkreise. Ein Ausstieg von Abu Dhabi bei Daimler zum jetzigen Zeitpunkt wäre für Auto-Analyst Jürgen Pieper eine Überraschung. Die Aktie schloss als zweitschwächster Wert im DAX mit einem Abschlag von 2,8 Prozent bei 40,85 Euro.

Leicht belastet wurde die Aktie der Deutschen Bank von einer Kreisemeldung über eine mögliche Kapitalerhöhung, sie schloss mit einem Minus von 2,1 Prozent bei 33,90 Euro. Wie mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber dem Wall Street Journal berichteten, bereitet die Deutsche Bank eine Kapitalerhöhung im Volumen von bis zu drei Milliarden Euro vor. "Sollte die Deutsche Bank wirklich mit einer Kapitalerhöhung kommen, wäre dies ein schlechtes Signal für den Kapitalmarkt", so Konrad Becker, Analyst bei Merck Finck. Bisher habe die Bank immer wieder bestätigt, die Eigenkapitalanforderungen aus eigener Kraft zu erfüllen.

DJG/thl/ros

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