Alt 09.11.20, 08:46
Standard Biden-Rally ohne Euphorie
Beitrag gelesen: 375 x 

TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Die Wachablösung von US-Präsident Donald Trump durch seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden ist am Montag an den Aktienmärkten in Ostasien und Australien mit einem kleinen Kursfeuerwerk gefeiert worden. Von Euphorie war aber eher nichts zu spüren, was unter anderem daran gelegen haben dürfte, dass sich dieser Wahlausgang schon in der Vorwoche mehr und mehr abgezeichnet hatte. Der Stimmung zuträglich waren daneben im Oktober stärker als erwartet gestiegene Exporte Chinas. Allerdings fielen die Importe leicht enttäuschend aus.

Am stärksten ging es in Tokio nach oben, wo der Nikkei-Index um 2,1 Prozent zulegt auf 24.839 Punkte. Der Index erreichte ein weiteres 29-Jahreshoch. Der Schanghai-Composite legte bei hohen Umsätzen um knapp 2 Prozent zu, an den anderen Plätzen lagen die Aufschläge meist noch etwas niedriger.

Seit Samstag steht fest, dass Biden die Wahl gewonnen hat, auch wenn Trump seine Niederlage noch nicht eingestehen will und angekündigt hat, dagegen klagen zu wollen. "Der Markt feiert, dass er mit dem Biden-Sieg nun mehr Sicherheit hat und hoffentlich weniger schwankungsanfällig ist", sagte Portfoliomanager Ken Wong von Eastspring Investments.

Positiv komme bei Anlegern auch an, dass die Republikaner möglicherweise die Mehrheit im Senat behielten. Damit dürften nämlich für den Aktienmarkt ungünstige mögliche Biden-Vorhaben wie das Zurückdrehen der Trumpschen Steuersenkungen sehr schwierig werden. Allerdings wird erst im Januar eine Stichwahl endgültig entscheiden, wer im Senat die Mehrheit hat. Im Repräsentantenhaus konnten die Demokraten ihre Mehrheit bei der Wahl verteidigen.

"Global sind die Anleger einfach froh, dass sie die US-Wahl ad acta legen können", meinte Anlageexperte Eli Lee von der Bank of Singapore. Das Szenario einer sich hinziehenden Wahl sei unwahrscheinlicher geworden und das nehme Unsicherheit aus den Märkten und auch aus der Geldpolitik.

Yuan zieht weiter an

Weiter aufwärts ging es am Devisenmarkt mit dem chinesischen Yuan, der Dollar kostete zuletzt nur noch 6,5548 Offshore-Yuan - das ist der höchste Yuan-Stand seit über zwei Jahren. "Die Konsensmeinung ist, dass Biden geradliniger vorgehen wird bei Handelsfragen und den politischen Beziehungen als Trump mit seinen erratischen und aggressiven Maßnahmen", erläuterte Colin Low, Makro-Analyst bei FSMOne. In der Breite zeigte sich der Dollar behauptet, der Dollar-Index war zuletzt kaum verändert. Der Yen stoppte seine Rally der vergangenen Tage zunächst und gab minimal zum Dollar nach.

Biden dürfte neben zyklischen Aktien auch positive Akzente für Technologieaktien setzen, weil er gegenüber chinesischen Technologieunternehmen weniger harsch auftreten dürfte als Trump, so Low weiter. Auch bei Jefferies glaubt man an weniger Sanktionen unter Biden, auch wenn die Rivalität der USA mit China im Technologiesektor unter einer Biden-Präsidentschaft nicht enden werde. Die Spannungen dürften aber zumindest etwas nachlassen.

In Hongkong gewann der Kurs des unter Trump mit Handelserschwernissen belegten Chip-Zulieferers SMIC 2,7 Prozent. Hua Hong Semiconductor legten um 2,9 Prozent zu, Tencent um 1,8 Prozent. Sehr fest im Markt lagen auch AAC Technologies und Sunny Optical Technology mit Aufschlägen zwischen 7 und 9 Prozent.

Honda 9% fester - Asics mit 22%-Kurssprung

In Tokio machten Honda einen Satz um über 9 Prozent nach oben, nachdem die Zweitquartalszahlen einen Nettogewinnanstieg von 23 Prozent im Jahresvergleich gezeigt hatten. Auch Nippon Telegraph & Telephone übertraf mit ihren Geschäftszahlen die Erwartungen, der Kurs legte um 4,9 Prozent zu. Außerdem kündigte das Unternehmen einen Aktienrückkauf an. Asics schossen um über 20 Prozent nach oben. Von einer Steilvorlage von Asics für Adidas und Puma spricht ein Marktteilnehmer. Asics wurden angetrieben von einem besseren Ausblick.

In Südkorea berichteten Händler davon, dass Aktien von Unternehmen gesucht seien, die von einem Biden-Fokus auf grüne Energiepolitik profitieren dürften. Genannt werden unter anderem Batteriehersteller. SK Innovation legten um 11 und LG Chem um 1,9 Prozent zu. Ein Großauftrag trieb Korea Shipbuilding & Offshore Engineering um 8,7 Prozent nach oben.

In Sydney setzten die Anleger darauf, dass Biden die Corona-Pandemie in den USA besser unter Kontrolle bringen werde, was letztlich dem Konjunkturwachstum zuträglich wäre. Davon wiederum dürften Unternehmen aus dem Rohstoffsektor dann profitieren, so die Spekulation. Entsprechend verteuerten sich BHP um 3,5 und Fortescue um 6,4 Prozent.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/flf

(END) Dow Jones Newswires

November 09, 2020 03:10 ET (08:10 GMT)

Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 07:39 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]