Alt 06.11.20, 15:54
Standard Tokio auf 29-Jahreshoch - China-Börsen im Minus
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones)--Die Aktienrally an den asiatischen Börsen rund um die US-Wahlen hat am Freitag erste Ermüdungserscheinungen gezeigt. Anleger schienen sich langsam mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass in den USA nun doch die befürchtete Hängepartie eintritt und es bis zur Klärung der Präsidentschaft noch dauen könnte. Während der noch laufenden Auszählung der Stimmen rückt der demokratische Kandidat Joe Biden zwar immer näher ans Weiße Haus, doch US-Präsident Donald Trump will gegen die laufende Auszählung vorgehen.

Tendenzielle Unterstützung für die Aktienmärkte kam von der US-Notenbank, die weitere fiskal- und geldpolitische Hilfen zumindest in Aussicht stellte. Wieder stärker ins Bewusstsein rückte die immer stärker grassierende Corona-Pandemie, die vor allem in Europa und den USA wütet. Erstmals wurden in den USA über 100.000 Neuinfektionen an einem Tag gezählt. US-Notenbankchef Jerome Powell warnte daher vor den Folgen der Pandemie und sah den ökonomischen Erholungsprozess in Gefahr. "Ein wenig Unsicherheit über die Risiken macht sich am Markt breit", sagte Marktstratege Stephen Innes von Axi und verwies vor allem auf die unklaren politischen Verhältnisse in den USA.

Fester Yen bremst

In Tokio ging die Rally mit verminderter Dynamik noch etwas weiter - der Nikkei-225 gewann 0,9 Prozent auf 24.325 Punkte und schloss auf dem höchsten Stand seit November 1991. Händler merkten an, dass aufgrund der sich abzeichnenden Mehrheitsverhältnisse im US-Kongress derzeit nicht mit Steuererhöhungen für Unternehmen zu rechnen sei. Zudem stützen positive Geschäftsberichte.

Allerdings ist der Yen angesichts der politischen Unsicherheiten in den USA gefragt und bremst. Der Dollar fällt auf 103,48 Yen und damit auf das tiefste Niveau seit März nach einem Vortageshoch bei 104,40 Yen. Steigende Yen-Kurse verringern die Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Exportwirtschaft. Gesucht waren Finanzwerte und solche mit Bezug zum Stahlmarkt.

Nach Zweitquartalszahlen über der Markterwartung klettern die Titel des Klimaanlagenherstellers Daikin Industries um 5,4 Prozent. Nintendo gaben um 0,1 Prozent nach, obwohl der Spieleentwickler seine Prognose erhöht und positive Geschäftszahlen vorgelegt hatte. Händler bemängelten allerdings, das Unternehmen sei für die Zeit nach der Pandemie nicht gut vorbereitet - die Sonderkonjunktur dürfte bald enden. Mitsui Fudosan gaben um 4,2 Prozent nach, das Unternehmen schrieb in der zweiten Periode Verluste. Der Autobauer Toyota hat im zweiten Geschäftsquartal vor allem wegen eines schwachen Heimatmarktes einen Gewinnrückgang verbucht. Der fiel aber nicht so deutlich aus wie befürchtet. Die Prognose für Umsatz, Absatz und Nettogewinn im Gesamtjahr hob Toyota an. Der Kurs legte um 0,5 Prozent zu.

An den chinesischen Börsen ging es nach unten. Während Schanghai Verluste von 0,2 Prozent meldete, gab Shenzhen 0,8 und das Startup-Segment ChiNext 2 Prozent ab. Der HSI in Hongkong zeigte sich im späten Geschäft knapp behauptet. Nach einem Zweiwochenhoch im chinesischen Kernland sprachen Händler auch von Gewinnmitnahmen. Solange nicht sicher sei, ob US-Präsident Donald Trump über den Klageweg nicht doch noch zu einer zweiten Amtszeit komme, werde ein Teil des Biden-Optimismus wieder ausgepreist, hieß es. Anleger hoffen, dass sich mit einem US-Präsidenten Biden die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und den USA entspannen.

In Hongkong stiegen die Aktien von Solarenergie-Unternehmen gleichwohl weiter. Sollte Biden die Präsidentschaft in den USA übernehmen, dürften regenerative Energien an Bedeutung gewinnen, so die Spekulation.

In Seoul rettete der Kospi ein knappes Plus ins Ziel - nach zuvor bereits vier Gewinntagen in Folge. Der Wochengewinn von 6,6 Prozent ist der höchste seit Anfang Juni. Einmal mehr waren Batterietitel gesucht. Auch hier sprachen Händler von einem "Biden-Effekt". Biden hatte angekündigt, dem Weltklimaabkommen wieder beizutreten. Dies könnte der Elektromobilität einen Schub versetzen.

In Sydney hat der S&P/ASX-200 mit einem Aufschlag von 0,8 Prozent geschlossen - beflügelt von den sehr festen US-Vorgaben. Die australische Notenbank hat derweil negative Leitzinsen erneut ausgeschlossen. Der Austral-Dollar gibt nach seinem Vortagesanstieg aber nur leicht nach. Auf Wochensicht legte der Aktienmarkt um 4,4 Prozent zu. Am Freitag schossen Tabcorp um knapp 16 Prozent in die Höhe. Laut Berichten könnte das Unternehmen von Beteiligungsgesellschaften übernommen werden.

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November 06, 2020 03:07 ET (08:07 GMT)

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