Alt 04.11.20, 15:53
Standard Gewinne trotz unklaren US-Wahlausgangs - Tech-Werte gesucht
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NEW YORK (Dow Jones)--Trotz des weiter unklaren Ausgangs der US-Wahl ist die Wall Street am Mittwoch mit Aufschlägen gestartet. Der Dow-Jones-Index gewinnt 0,8 Prozent auf 27.697 Punkte. Der S&P-500 legt um 1,6 Prozent zu, der Nasdaq-Composite klettert um 2,9 Prozent. Mit der Hängepartie um das Weiße Haus dürfte sich jedoch die Volatilität deutlich erhöhen.

Bei den Technologie-Werten würde ein Sieg von US-Präsident Donald Trump die Sorgen vor einer stärkeren Regulierung schmälern, heißt es. "Die Regulierung der Tech-Konzerne dürfte dann sanfter über die Bühne gehen als unter Biden", so ein Marktteilnehmer. Auch sinke die Wahrscheinlichkeit höherer Unternehmenssteuern. Der Technologie-Sektor im S&P-500 steigt um 2,1 Prozent.

Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden liefern sich weiter ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Schon vor dem Ende der Stimmauszählung hat sich der Amtsinhaber zum Sieger erklärt und will außerdem per Gerichtsbeschluss die weitere Auszählung stoppen lassen. Damit könnte es zu der befürchteten Hängepartie kommen, bis ein endgültiges Wahlergebnis feststeht. Auch könnte sich eine veritable Verfassungskrise entwickeln.

Damit erhalten auch die Markthoffnungen auf ein baldiges neues US-Konjunkturpaket einen herben Dämpfer, denn bis ein solches verabschiedet wird, könnte noch geraume Zeit vergehen, heißt es von einem Beobachter. "Wir haben eine lange Phase der Unsicherheit vor uns", sagt Jon Jonsson, Portfoliomanager für festverzinsliche Wertpapiere bei der Neuberger Berman Group. "Dem Markt wird dies nicht gefallen."

"Solange das Ergebnis der US-Wahlen in der Schwebe bleibt, wird die Volatilität an den Finanzmärkten zunehmen. Der US-Dollar wird weiter unter der Unsicherheit leiden und die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen werden sinken. Wir erwarten auch, dass sich risikoreiche Anlagen schlechter entwickeln bis mehr Klarheit herrscht", so Paul Brain, Fondsmanager des BNY Mellon Global Dynamic Bond Fund und Leiter des Fixed Income bei Newton Investment Management.

Die Blicke sind zudem auf das Ergebnis der Sitzung der US-Notenbank am Donnerstag gerichtet. "Ohne ein neues US-Konjunkturprogramm liegt der Ball nun wieder bei der Fed", sagt Chris Gaffney von der TIAA Bank. "Vielleicht wird die Fed die Wirtschaft stärker unterstützen müssen, als es mit einem Konjunkturprogramm nötig gewesen wäre", ergänzt der Teilnehmer.

Keinen Impuls setzen die US-Konjunkturdaten. Die Unternehmen haben im Oktober deutlich weniger Stellen geschaffen als erwartet. Es entstanden im Vergleich zum Vormonat nur 365.000 Stellen, so der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing Inc (ADP). Analysten hatten ein Plus von 600.000 Jobs erwartet. Das Handelsbilanzdefizit für September lag im Rahmen der Erwartungen. Nach der Eröffnung folgen noch der Markit-Einkaufsmanagerindx für Oktober sowie der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe, ebenfalls für Oktober.

Dollar büßt Gewinne wieder ein

Der Dollar gibt anfängliche Gewinne wieder ab. Der Dollar-Index gewinnt noch 0,1 Prozent. Das Ergebnis bleibe ungewiss, was die Aussicht auf einen langen und umkämpften Wahlausgang erhöhe und den "sicheren Hafen Dollar" tendenziell stützen sollte, heißt es. "Ein zweites Trump-Mandat wird sich wahrscheinlich weiter als positiv für den Dollar erweisen, während ein Biden-Sieg den Greenback dazu zwingen könnte, einen Teil seiner Erholung abzugeben", merkt die Unicredit an.

Die Ölpreise zeigen sich volatil. Händler verweisen auf die Unsicherheit rund um die US-Wahl, die kein eindeutiges Ergebnis gebracht habe. Stützend wirkt der Rückgang der US-Rohöllagerbestände. In der zurückliegenden Woche waren die Vorräte laut dem US-Branchenverband API um 8,0 Millionen Barrel gesunken. Nun wird auf die offiziellen Öl-Daten am Nachmittag gewartet. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt um 1,6 Prozent auf 38,26 Dollar, Brent legt um 2,4 Prozent auf 40,65 Dollar zu.

Eine deutliche Reaktion habe man bei den US-Anleihen gesehen, wo die Renditen auf 0,94 Prozent gesprungen seien, bevor sie dann wieder unter 0,80 Prozent gefallen seien, so Esty Dwek, Head of Global Market Strategy bei Natixis Investment Managers. Hier sei eine "Blaue Welle", ein Sieg Bidens und eine Mehrheit der Demokraten in Repräsentantenhaus und Senat, ausgepreist worden. Die Rendite zehnjähriger Papiere verliert 13,4 Basispunkte auf 0,76 Prozent.

Der Goldpreis erholt sich von zwischenzeitlichen Abgaben und verliert noch 0,1 Prozent auf 1.907 Dollar je Feinunze. Investoren seien mit großen Gold-Positionen in die Wahl gegangen und verkauften nun das Edelmetall angesichts der bestehenden Unsicherheiten und schichteten in den liquideren Dollar um. "Wir haben mehr Ungewissheit als gedacht, und solange diese bestehen bleibt, wird sich der Dollar in einer guten Position befinden und Gold wird kämpfen müssen", heißt es von der Saxo Bank.

Super Micro Computer überrascht mit Zahlen und Ausblick

Die Berichtssaison tritt mit dem ungewissen Wahlausgang etwas in den Hintergrund. Die Aktien von Super Micro Computer schießen um 15,3 Dollar nach oben. Die Server- und Datenspeicher-Gesellschaft übertraf mit ihren Erstquartalszahlen die Markterwartungen und überraschte auch mit dem Ausblick positiv. Das Unternehmen rechnet auch angesichts der Corona-Krise mittelfristig mit einem beschleunigten Wachstum.

RealNetworks verlieren 11,8 Prozent. Das Unternehmen, das Techniklösungen im Bereich digitaler Medien anbietet, verbuchte in der dritten Periode bei fortgesetzten Aktivitäten einen Verlust.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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November 04, 2020 09:48 ET (14:48 GMT)

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