Alt 30.10.20, 17:44
Standard Wall Street beschleunigt Talfahrt - Techwerte schwach
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach einem Tag Verschnaufpause geht es an der Wall Street am Freitag schon wieder steil bergab. Dem S&P-500 droht die schlimmste Woche seit Juni, dem Dow-Jones-Index die schlechteste seit März. Bis Mittag Ortszeit weitet sich das Minus im Dow aus auf 1,7 Prozent bei einem Indexstand von 26.209 Punkte, S&P-500 und der technologielastige Nasdaq-Composite geben 2,0 bzw. 2,9 Prozent ab. Belastungsfaktoren kommen vom Technologiesektor - auch für den Gesamtmarkt. Der erneute Verzicht auf einen Ausblick des Technologieriesen Apple drückt die Stimmung. Denn die Geschäftsentwicklung bei Apple wird von Marktteilnehmern als eine Art Konjunkturindikator interpretiert. Zwar lieferte Apple trotz zum Teil rückläufiger Kennziffern Gewinn- und Umsatzzahlen über Markterwartung ab, doch der fehlende Ausblick verunsichert Anleger auch mit Blick auf den Gesamtmarkt. Der Wert verliert 5,2 Prozent.

Die Konjunkturdaten des Tages spielen keine Rolle. Sowohl die Uni-Michigan-Verbraucherstimmung als auch der Chicago-Einkaufsmanager-Index kamen besser herein, als Experten erwartet hatten. Neben Apple liegen auch die Sektorschwergewichte Amazon (-4,6 Prozent) und Facebook (-7 Prozent) nach durchaus gefälligen Geschäftsausweisen im Minus. Der Amazon-Umsatz erreichte einen Rekordwert, der Gewinn schlug die Vorhersagen. Auch Facebook übertraf in der dritten Periode die Marktvorhersagen. Twitter brechen gar um gut 20 Prozent ein. Hier verschreckt das Nutzerwachstum - die guten Geschäftszahlen werden ignoriert. Insgesamt kritisieren Händler die zurückhaltenden Aussagen zum zukünftigen Geschäftsverlauf. Denn die Technologiekonzerne gelten gemeinhin als Krisengewinner.

Ausblick im Technologiesektor unsicher

"Die großen Techologiekonzerne waren die Treiber der Börsengewinne seit Sommer. Man war der Meinung, dass ihre Geschäfte durch die Pandemie unempfindlich waren - oder sogar durch sie begünstigt werden. Die Gewinne übertrafen die Erwartungen, aber da sie die Last des Marktes tragen, wurden sie bis zur Perfektion bewertet", sagt Analyst Jasper Lawler von London Capital Group. Deutlich besser ergeht es Alphabet mit einem Aufschlag von 3,8 Prozent. Die Google-Mutter hat im dritten Quartal wieder zu einem Wachstum bei den Werbeeinnahmen zurückgefunden. Der Gesamtumsatz stieg um 14 Prozent, Gewinn und Erlöse übertrafen die Marktprognosen.

Händler sprechen insgesamt von einer schlechten Marktstimmung wegen der altbekannten Gründe wie die steigenden Corona-Infektionen und die Unsicherheit um die US-Präsidentschaftswahl. Das händeringend herbeigesehnte Konjunkturparket wird es wohl erst nach der Wahl in den USA geben. Immer mehr Staaten streichen indes angesichts der neuerlichen Coronakrise ihre Wachstumsprojektionen zusammen, die Konjunktur könnte also Hilfe brauchen.

Starbucks geben 2,2 Prozent nach. Die Kaffeehauskette verbuchte in Amerika bedingt durch die Corona-Pandemie ein flächenbereinigtes Umsatzminus von 9 Prozent. Walmart verlieren 1,4 Prozent. Der Einzelhandelsriese hatte angekündigt, aus Sicherheitsgründen in den USA sein Waffen- und Munitionssortiment aus den Verkaufsregalen zu entfernen. Die Ölmultis Chevron und Exxon Mobil haben in der dritten Periode Verluste geschrieben, während Exxon 2 Prozent sinken, steigen Chevron um 1 Prozent. Der US-Sportartikelhersteller Under Armour hat im dritten Quartal die Markterwartungen deutlich übertroffen. Zudem teilte das Unternehmen mit, dass die MyFitnessPal-Plattform für 345 Millionen Dollar verkauft wird. Die Titel haben aber mit Gewinnmitnahmen 0,7 Prozent ins Minus gedreht.

Euro leicht erholt

Der Euro gibt zwischenzeitliche Gewinne wieder ab, nachdem er am Vortag auf den seinem tiefsten Stand seit einem Monat gefallen war - gedrückt von taubenhaften Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Die Gemeinschaftswährung verliert nochmals 0,1 Prozent auf 1,1656 Dollar.

Der Goldpreis steigt um 0,5 Prozent auf 1.876 Dollar je Feinunze. Der schwächelnde Dollar stützt die Goldpreiserholung. Auch der Rentenmarkt nimmt wieder seine Abwärtsfahrt auf, die zehnjährige Rendite zieht um 3,1 Basispunkte auf 0,86 Prozent an.

Die Erdölpreise zeigen sich mit Abgaben - US-Öl fällt deutlicher. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 2,4 Prozent auf 35,32 Dollar je Fass, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,8 Prozent auf 37,33 Dollar. Die schwache Nachfrage zwinge Raffinerien in den USA, die Auslastung weiter herunterzufahren, heißt es im Handel.

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October 30, 2020 12:01 ET (16:01 GMT)

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