Alt 13.10.20, 21:52
Standard Wall Street mit Corona-Modus im Minus
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat sich am Dienstag zweigeteilt präsentiert. Während die Technologiewerte nur ganz knapp abgaben, verlor der breite Markt deutlicher. Da der Technologiesektor in der Corona-Krise als Gewinner gilt, sprach das Muster an den US-Börsen für ein Hochkochen der Corona-Sorgen. Dafür gab es auch handfeste Gründe, denn Johnson & Johnson (J&J) und Eli Lilly verschreckten Börsianer mit Hiobsbotschaften. J&J setzte eine Studie für einen Corona-Impfstoffkandidaten aus, weil ein Proband unter gesundheitlichen Problemen litt. Die guten Drittquartalszahlen des Unternehmens sowie die angehobene Jahresprognose interessierten kaum. Die Aktie verlor 2,3 Prozent. Ebenfalls wegen Sicherheitsbedenken setzte der Pharmakonzern Eli Lilly eine klinische Studie für ein Coronavirus-Mittel aus. Die Papiere büßten 2,9 Prozent ein.

Der Dow-Jones-Index ermäßigte sich um 0,5 Prozent auf 28.680 Punkte, der S&P-500 gab 0,6 Prozent nach. Der technologielastige Nasdaq-Composite hielt sich lange im Plus und verlor am Ende 0,1 Prozent. Dabei standen 1.007 (Montag: 1.864) Kursgewinnern 2.049 (1.179) -verlierern gegenüber. Unverändert schlossen 78 (84) Titel.

Die Schlagzeilen um J&J und Eli Lilly weckten Bedenken über den Zeitraum, bis ein Impfstoff für die breite Bevölkerung zur Verfügung stehen wird. Der Impfstoff von J&J gehört zu den in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittenen überhaupt. "Es ist eine Erinnerung daran, dass wir zwar diesen Wettlauf um einen Impfstoff haben, dass es aber auch länger dauern könnte", mahnte Analyst Paul Jackson von Invesco.

Großbanken überzeugen Anleger nicht

Steigende Zahlen bei der Krankenhausbelegung in den USA mit Corona-Patienten ergänzten die Sorgen der Anleger, die ansonsten mit der Berichtssaison zum dritten Quartal beschäftigt waren. Die Geschäftsberichte der Großbanken JP Morgan und Citigroup wurden zunächst als überzeugend eingestuft, später fanden Händler immer mehr Kritikpunkte. Der Gewinnausweis von JP Morgan liege weit über der Schätzung, allerdings hätten die Einnahmen diese verfehlt, hieß es. Auch die Rückstellungen sähen relativ niedrig aus. Zudem will die Bank die Aussetzung der Aktienrückkäufe bis mindestens zum Ende des vierten Quartals ausdehnen. Der Aktienkurs sank um 1,6 Prozent.

Citigroup rutschten gar um 4,8 Prozent ab. Der Gewinn je Aktie liege im oberen Bereich der Erwartungen, auch die Einnahmen seien etwas besser als gedacht ausgefallen, hieß es. Gleichwohl verbuchte die Bank einen Gewinneinbruch um 34 Prozent und wies zudem eine hohe Risikovorsorge aus. Die Kosten fielen höher als erwartet aus und die Ertragskraft sank. Blackrock hatte bei Einnahmen und Ergebnis die Erwartungen klar geschlagen, die Aktie kletterte um 3,9 Prozent.

Im Technologiesektor fielen Apple gegen den Trend um 2,7 Prozent. Der Konzern hatte im Sitzungsverlauf sein neues 5G-fähiges iPhone präsentiert. Nicht zuletzt deshalb machte die Aktie am Vortag einen Satz um gut 6 Prozent nach oben, nun wurden Gewinne eingestrichen. Amazon stiegen hauchdünn. Der Konzern zelebrierte am Dienstag seinen Prime Day mit zahlreichen Schnäppchenangeboten. An diesem Tag verzeichnet das Unternehmen stets enorme Umsätze.

Mit einem Kurssprung von 3,2 Prozent reagierte die Disney-Aktie auf die Nachricht über eine Umstrukturierung des Medienriesen. Disney will dem Streaming-Geschäft stärkeres Gewicht geben, nachdem die noch relativ junge Streaming-Plattform Disney+ in der Pandemiekrise einen Boom verzeichnet hatte. Die Corona-Krise brockte Delta Air Lines einen hohen Verlust ein, die Titel sanken um 2,7 Prozent. Auch andere Luftverkehrswerte wie American Airlines (minus 5,4 Prozent) und United Airlines (minus 3,1 Prozent) gaben mit den Corona-Sorgen ab.

Dollar belastet Gold

Am Devisenmarkt stieg der ICE-Dollarindex um 0,5 Prozent. Händler sprachen von Umschichtungen in den Greenback angesichts steigender Corona-Sorgen. Der Goldpreis geriet mit dem steigenden Dollar stärker unter Druck und verbuchte die ersten Abgaben seit vier Sitzungen. Die Feinunze verbilligte sich um 1,6 Prozent auf 1.893 Dollar.

Nach der jüngsten Schwäche zeigte sich der Ölpreis befestigt. Der Preis für das Barrel der US-Sorte WTI stieg um 2 Prozent auf 40,20 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent um 1,7 Prozent zu auf 42,45 Dollar. Händler verwiesen auf starke Konjunkturdaten aus China mit steigenden Erdölimporten. Diese deuteten auf eine steigende Nachfrage - ebenso die Aussagen des IWF. Die Weltwirtschaftskrise in Folge der Corona-Pandemie dürfte nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) etwas weniger gravierend ausfallen als zunächst befürchtet.

Anleihen stießen nach ihrer Handelspause am montäglichen Kolumbus-Tag auf Kaufinteresse. Die Zehnjahresrendite fiel mit steigenden Notierungen um 5,4 Basispunkte auf 0,72 Prozent. Die Kurse seien aktuell stark von den wechselnden Nachrichten zu einem Stimuluspaket dominiert, hieß es am Markt. Sobald die Aussichten sich dafür eintrübten, würden die Staatspapiere als sicherer Hafen gekauft.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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October 13, 2020 16:16 ET (20:16 GMT)

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