Alt 13.10.20, 18:14
Standard Wall Street im Corona-Modus
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street zeigt sich am Dienstag zweigeteilt. Während die Technologiewerte zulegen, gibt der breite Markt nach. Da der Technologiesektor in der Corona-Krise als Gewinner gilt, spricht das Muster an den US-Börsen für ein Hochkochen der Corona-Sorgen. Dafür gibt es auch handfeste Gründe, denn Johnson & Johnson (J&J) verschreckt Börsianer mit einer Hiobsbotschaft. Der Konzern setzt eine Studie für einen Corona-Impfstoffkandidaten aus, weil ein Proband unter gesundheitlichen Problemen leidet. Die guten Drittquartalszahlen des Unternehmens sowie die angehobene Jahresprognose interessieren kaum. Die Aktie gibt 2,2 Prozent ab.

Gegen Mittag US-Ostküstenzeit fällt der Dow-Jones-Index um 0,3 Prozent auf 28.742 Punkte, der S&P-500 gibt ebenfalls 0,3 Prozent nach. Der technologielastige Nasdaq-Composite zieht dagegen um 0,2 Prozent an. Die Schlagzeilen um J&J wecken Bedenken über den Zeitraum, bis ein Impfstoff für die breite Bevölkerung zur Verfügung stehen wird. Der Impfstoff von J&J gehört zu den in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittenen überhaupt und befindet sich in der kleinen Schar derjenigen, die die finale Testphase erreicht haben. "Es ist eine Erinnerung daran, dass wir zwar diesen Wettlauf um einen Impfstoff haben, dass es aber auch länger dauern könnte", sagt Analyst Paul Jackson von Invesco.

Großbanken überzeugen Anleger nicht

Steigende Zahlen bei der Krankenhausbelegung in den USA mit Corona-Patienten ergänzen die Sorgen der Anleger, die ansonsten mit der Berichtssaison zum dritten Quartal beschäftigt sind. Die Geschäftsberichte der Großbanken JP Morgan und Citigroup wurden zunächst als überzeugend eingestuft, nun finden Händler immer mehr Kritikpunkte. Der Gewinnausweis von JP Morgan liege weit über der Schätzung, allerdings hätten die Einnahmen diese verfehlt, heißt es. Auch die Rückstellungen sähen relativ niedrig aus. Zudem will die Bank die Aussetzung der Aktienrückkäufe bis mindestens zum Ende des vierten Quartals ausdehnen. Die Aktie gibt 1,8 Prozent ab.

Citigroup sinken sogar um 4,3 Prozent. Der Gewinn je Aktie liege im oberen Bereich der Erwartungen, auch die Einnahmen seien etwas besser als gedacht ausgefallen, heißt es. Gleichwohl verbuchte die Bank einen Gewinneinbruch um 34 Prozent und wies zu dem eine hohe Risikovorsorge aus. Die Kosten fielen höher als erwartet aus und die Ertragskraft sank. Blackrock hat bei Einnahmen und Ergebnis die Erwartungen klar geschlagen, die Aktie klettert um 4,4 Prozent.

Im Technologiesektor fallen Apple gegen den Trend um 1,2 Prozent. Der Konzern dürfte im Sitzungsverlauf sein neues 5G-fähiges iPhone präsentieren. Nicht zuletzt deshalb machte die Aktie am Vortag einen Satz um gut 6 Prozent nach oben. Amazon steigen um 0,7 Prozent. Der Konzern zelebriert am Dienstag seinen Prime Day mit zahlreichen Schnäppchen-Angeboten. An diesem Tag verzeichnet das Unternehmen stets enorme Umsätze.

Mit einem Kurssprung von 4,4 Prozent reagiert die Disney-Aktie auf die Nachricht über eine Umstrukturierung des Medienriesen. Disney will dem Streaming-Geschäft stärkeres Gewicht geben, nachdem die noch relativ junge Streaming-Plattform Disney+ in der Pandemiekrise einen Boom verzeichnet hat. Die Corona-Krise brockt Delta Air Lines einen hohen Verlust ein, die Titel sinken um 3 Prozent. Auch andere Luftverkehrswerte wie American Airlines (minus 3,9 Prozent) und United Airlines (minus 2,3 Prozent) geben mit den Corona-Sorgen ab.

Dollar belastet Gold

Am Devisenmarkt steigt der ICE-Dollarindex um 0,5 Prozent. Händler sprechen von Umschichtungen in den Greenback angesichts steigender Corona-Sorgen. Der Goldpreis gerät mit dem steigenden Dollar stärker unter Druck. Die Feinunze verliert 1,6 Prozent auf 1.893 Dollar.

Nach der jüngsten Schwäche zeigt sich der Ölpreis befestigt. Der Preis für das Barrel der US-Sorte WTI steigt um 2,2 Prozent auf 40,29 Dollar, Brent legt 1,7 Prozent zu auf 42,44 Dollar. Händler verweisen auf starke Konjunkturdaten aus China. Diese deuteten auf eine steigende Nachfrage - ebenso die Aussagen des IWF. Die Weltwirtschaftskrise in Folge der Corona-Pandemie dürfte nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) etwas weniger gravierend ausfallen als zunächst befürchtet.

Anleihen stoßen nach ihrer Handelspause am montäglichen Kolumbus-Tag auf Kaufinteresse. Die Zehnjahresrendite fällt mit steigenden Notierungen um 4,2 Basispunkte auf 0,73 Prozent. Die Kurse seien aktuell stark von den wechselnden Nachrichten zu einem Stimuluspaket dominiert, heißt es am Markt. Sobald die Aussichten sich dafür eintrübten, würden die Staatspapiere als sicherer Hafen gekauft.

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October 13, 2020 12:38 ET (16:38 GMT)

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