Alt 12.10.20, 22:10
Standard Wall Street weiter in Rallylaune - Technologiewerte vorn
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NEW YORK (Dow Jones)--Angeführt vom Technologiesektor hat die Wall Street am Montag nahtlos an die starke Vorwoche angeknüpft. Teilnehmer sahen offenbar den Zeitpunkt für größere Gewinnmitnahmen noch nicht für gekommen. Händler sprachen von einem positiven "Biden-Effekt". Der Dow-Jones-Index gewann 0,9 Prozent auf 28.838 Punkte und baut seine Startgewinne damit noch aus. S&P-500 und Nasdaq-Composite kletterten um 1,6 bzw. 2,6 Prozent. Dabei standen 1.864 (Freitag: 1.496) Kursgewinnern 1.179 (1.539) -verlierern gegenüber. Unverändert schlossen 84 (85) Titel. Der US-Rentenmarkt blieb wegen des Kolumbus-Tages geschlossen.

Je näher die US-Präsidentschaftswahlen rücken, desto klarer scheint der Umfragevorsprung von Herausforderer Joe Biden gegenüber Amtsinhaber Donald Trump zu werden. Damit schien die Sorge vor einem knappen Ergebnis mit anschließenden politischen Turbulenzen gebannt. Ein klares Ergebnis nähme die politischen Risiken vom Markt, hieß es. Anleger schienen zudem ihren Frieden mit Biden gemacht zu haben, auch wenn dieser Steuererhöhungen angekündigt hatte. Doch könnten die Demokraten nach einem Wahlsieg Bidens ein großes Konjunkturpaket auf den Weg bringen, sollten die Demokraten auch die Mehrheit im Senat erobern. Eine Einigung noch vor der Wahl zwischen Republikanern und Demokraten auf ein solches rückte indes in weite Ferne.

Anleger setzten zudem auf einen positiveren Verlauf der Berichtsperiode zum dritten Quartal als in der zweiten Periode, da die coronabedingten Schließungen der Wirtschaft teilweise aufgehoben worden waren. Gegenüber dem Vorjahr rechneten Experten mit einem Gewinnrückgang um nur noch 20 Prozent nach 25 Prozent im zweiten Quartal. "Es ist wirtschaftlich nicht so schlimm wie in unseren schlimmsten Albträumen gelaufen", sagte Konjunkturstratege Kit Juckes von Societe Generale.

Technologiesektor marschiert vorneweg

Auffallend fest zeigten sich Technologietitel, der Branchenindex im S&P-500 legte um 5,3 Prozent zu. "Der Technologiesektor ist heute gut gelaufen (...). Das deutet daraufhin, dass der Markt nicht mehr mit einem Konjunkturpaket vor der Wahl rechnet", erläuterte Investmentstratege Don Calcagni von Mercer Advisors. Der Technologiebereich gelte als Gewinner der Corona-Krise. Das Glaube an baldige Wirtschaftshilfen hätte eher die Standardwerte stützen müssen, hieß es im Handel.

Gestützt wurden Technologiewerte aber auch von den internationalen Verhandlungen über die Einführung einer Digitalsteuer. Denn diese kommen langsamer voran als geplant. Die OECD hat die geplante Einigung für die Besteuerung von Digitalkonzernen nun bis Mitte kommenden Jahres angekündigt.

Apple hat im Streit mit Epic Games vor Gericht einen Erfolg eingefahren. Zum anderen will Apple am Dienstag ihre neue iPhone-Reihe präsentieren. Darüber hinaus hatte die RBC das Kursziel angehoben. Die Aktie gewann 6,4 Prozent. Auch andere Technologieschwergewichte wie Amazon (+4,8 Prozent), Facebook (+4,3 Prozent) oder Alphabet (+3,6 Prozent) lagen deutlich vorn und zogen die Nasdaq-Indizes nach oben. Nach einer Empfehlung der Deutschen Bank stieg die Twitter-Aktie um 5,1 Prozent und damit den höchsten Stand seit April 2015.

Die Titel des Flugzeugbauers Boeing hinkten dem Gesamtmarkt mit einem hauchdünnen Plus hinterher. Auf einer Branchenkonferenz hatte CEO Jude Bricker von der Billigfluggesellschaft Sun Country erläutert, dass Boeings Angebot zur Lieferung von neuen Maschinen des Typs 737 Max nicht mit den Offerten des Gebrauchtmarktes mithalten könnten. Wegen des globalen Einbruchs des Flugverkehrs im Zuge der Corona-Krise werden gewaltige Kapazitäten vom Markt genommen und Flugzeuge daher stillgelegt. Dieses Überangebot an gebrauchten Maschinen drückt auf die Preise am Sekundärmarkt, zumal es derzeit auch kaum Abnehmer für diese Flugzeuge gibt.

Gewinnmitnahmen bei Gold - Auch Erdöl billiger

Der Dollar erholte sich kaum von seinem Rückschlag am Freitag, der Dollarindex stieg um knapp 0,1 Prozent. Der Goldpreis gab nach dem kräftigen Vormarsch am Freitag mit dem leichten Dollaranstieg nun etwas nach. Die Feinunze verlor 0,4 Prozent auf 1.923 Dollar. Händler sprachen von Umschichtungen in den Aktienmarkt.

Die Ölpreis standen unter Druck. Bei einem Wahlsieg von Joe Biden sei mit keinem freundlichen Investitionsumfeld für fossile Energieträger zu rechnen, hieß es. Dazu spekulierten Analysten, dass Biden auch den Iran-Atom-Deal wieder in Kraft setzen könnte. Damit könne ein unliebsamer Konkurrent der US-Ölindustrie wieder an den Markt zurückkehren. Zudem stieg das Angebot, weil die Ölförderung im Golf von Mexiko nach Wirbelsturm Delta wieder angefahren wurde. Auch in Libyen wurden Produktionsstätten wieder in Betrieb genommen und in Norwegen endete ein Streik der Ölarbeiter. US-Leichtöl der Sorte WTI verlor 2,9 Prozent auf 39,43 Dollar je Fass, europäisches Referenzöl der Sorte Brent gab 2,5 Prozent auf 41,72 Dollar nach.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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October 12, 2020 16:12 ET (20:12 GMT)

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