Alt 25.06.20, 16:22
Standard Wall Street weiter im negativen Coronamodus
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem erneuten Corona-Schrecken des Vortages stabilisiert sich die Wall Street am Donnerstag. Trotz des Ausverkaufs zur Wochenmitte reicht es wegen der anhaltenden Sorgen über eine zweite Coronavirus-Welle allerdings nicht zu einer Erholung. Im frühen Geschäft sinkt der Dow-Jones-Index um 0,4 Prozent auf 25.345 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßen 0,3 bzw. 0,2 Prozent ein.

Die Neuinfektionen in den USA beschleunigen sich, Unternehmen überdenken daher ihre Pläne zur Wiederaufnahme des normalen Geschäftsbetriebs; die Hoffnungen auf eine rasche wirtschaftliche Erholung erhalten dadurch einer Dämpfer. So hat beispielsweise Apple angekündigt, mehr Ladengeschäfte im Großraum Houston zu schließen, nachdem die Infektionszahlen dort in die Höhe geschnellt waren.

Walt Disney verschiebt unterdessen die Wiedereröffnung ihrer Vergnügungsparks in Kalifornien. In Louisiana war Anfang der Woche eine Entscheidung zur weiteren Wiederöffnung der Wirtschaft aufgrund einer Flut von Neuinfektionen verschoben worden.

Nach Angaben vom Mittwoch wurden in den USA binnen 24 Stunden 35.900 neue Infektionsfälle verzeichnet - fast so viele wie zum bisherigen Höhepunkt der Krise im April. Ein Schwerpunkt bildet der Süden des Landes. Der US-Bundesstaat New York hat deswegen eine Quarantäne für Besucher aus dieser Region angeordnet. "Es ist ziemlich erstaunlich, dass die Wiederausbreitung des Virus am Markt als Überraschung empfunden wird", wundert sich Investmentstratege James Athey von Aberdeen Standard Investments. Er verweist auf die vielen vorangegangenen Warnungen über die Dauer der Pandemie.

IWF warnt vor Rücksetzer bei Aktien

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt indes, dass die jüngsten Kursgewinne nicht von Fundamentaldaten gedeckt seien. Dazu passen schwache Arbeitsmarktdaten in den USA. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind zwar leicht zurückgegangen, Volkswirte hatten aber auf einen deutlicheren Rückgang gehofft. Einen konjunkturellen Silberstreif lieferten die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter im Mai, denn die fallen klar besser als prognostiziert aus. Allerdings reagieren die Finanzmärkte darauf nicht.

Am Devisenmarkt steigt der ICE-Dollarindex um 0,3 Prozent. Angesichts der wieder aufflammenden Corona-Sorgen bleibe der Greenback für viele Investoren erste Wahl, heißt es. Neben dem Dollar sind auch US-Rentenpapiere gefragt, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sinkt um 2 Basispunkte auf 0,66 Prozent.

Auch Gold profitiert von der Verunsicherung, obwohl der Goldpreis in jüngster Zeit deutlich gestiegen ist - auf die höchsten Stände seit acht Jahren. Analysten rechnen auch kurzfristig mit weiter anziehenden Preisen für das Edelmetall. Die Feinunze verteuert sich aktuell um 0,1 Prozent auf 1.765 Dollar, nachdem der feste Dollar zuvor noch Gewinnmitnahmen provoziert hatte.

Die Aussicht auf Verzögerungen beim Wiederanlaufen der Wirtschaft in einigen Regionen der USA sowie möglicherweise neue Stillstände befeuern am Erdölmarkt Nachfragesorgen. Zudem steigt die US-Ölförderung wieder. Händler verweisen aber auch auf den am Vortag gesenkten Konjunkturausblick des IWF. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 0,6 Prozent auf 37,80 Dollar je Fass, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,1 Prozent auf 40,28 Dollar. Damit zeigen sich die Ölpreise von den Tagestiefs deutlich erholt. Die guten Auftragseingänge linderten die Nachfragesorgen etwas, heißt es.

Boeing im Sinkflug

Unter den Einzelaktien geben Boeing um 3,1 Prozent nach - belastet von den Sorgen um eine zweite Viruswelle, die auch den Luftverkehr treffen dürfte. Die Berenberg-Analysten sprechen von einem kaum verbesserten Nachfrageausblick für den Flugzeugbauer. Die Analysten stufen das Papier auf "Verkaufen" ab.

Walt Disney verlieren 2,4 Prozent. Berichte über eine Verschiebung des wichtigen Films "Mulan" lassen darauf schließen, dass viele Kinos weiterhin geschlossen sind. Der Kurs der KB Home-Aktie bricht um 12,7 Prozent ein. Der Hausbauer hat wegen der Covid-19-Pandemie einen massiven Rückgang bei den Aufträgen hinnehmen müssen und dadurch deutlich weniger verdient.

Blackberry geben 4,9 Prozent nach. Das kanadische Technologie-Unternehmen hat im ersten Geschäftsquartal einen höheren Verlust verzeichnet.

Ally Financial gewinnen 9,6 Prozent. Das Finanzunternehmen hat sich mit Cardholder Management Services darauf geeinigt, die geplante Fusion aufgrund der wirtschaftlichen Pandemie-Auswirkungen abzusagen. Nachbörslich veröffentlicht die US-Notenbank die Ergebnisse des Bankenstresstests. Die Sektortitel dürften aber erst am Freitag darauf reagieren. JP Morgan und Goldman Sachs steigen um 0,7 bzw. 0,6 Prozent. Der Bankensektor verliert 0,1 Prozent.

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June 25, 2020 09:45 ET (13:45 GMT)

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