Alt 24.06.20, 18:33
Standard Sorge vor zweiter Corona-Welle belastet Wall Street
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NEW YORK (Dow Jones)--Mit massiven Abgaben zeigt sich die Wall Street zur Wochenmitte. Wurde am Vortag dank positiver Wirtschaftsdaten noch die Karte Konjunkturerholung gespielt, überwiegen nun wieder die Sorgen über eine zweite Infektionswelle mit dem Coronavirus. Der Aktienmarkt befinde sich weiter in diesem Spannungsfeld, heißt es. Da der Markt in den vergangenen acht Sitzungen sechsmal im Plus geschlossen hat, sprechen einige Teilnehmer auch von Gewinnmitnahmen.

Die Neuinfektionen in den Bundesstaaten Arizona, Texas und Kalifornien sind auf ein Rekordniveau im Tagesvergleich gestiegen. Die Gouverneure aus Texas und Florida wollen nun die Richtlinien zum Schutz der Bevölkerung verschärfen. Auch in Kalifornien drohen Verschärfungen der Regeln und neue Stillstände. Laut Berichten ist der siebentägige Durchschnitt bei Neuinfektionen in den USA um über 30 Prozent gestiegen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat zudem seine Prognose für die Entwicklung der Weltwirtschaft im laufenden Jahr erneut gesenkt. Wie aus der Aktualisierung seines Weltwirtschaftsausblicks hervorgeht, rechnet der IWF nicht damit, dass diese schwächere Entwicklung durch eine entsprechend stärkere Erholung im Folgejahr ausgeglichen wird. Für 2020 sieht der IWF einen Rückgang des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,9 Prozent. Im April war ein Minus von nur 3,0 Prozent vorausgesagt worden. Für 2021 wird nun ein Wachstum von 5,4 (5,8) Prozent vorausgesagt.

Am Mittag (Ortszeit) verliert der Dow-Jones-Index 2,7 Prozent auf 25.454 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßen 2,6 bzw. 2,3 Prozent ein. "Wenn dies noch schlimmer und endemischer wird, werden in einigen Staaten wieder Abriegelungsmaßnahmen ergriffen werden. Die USA weisen so ziemlich die schlimmste Todesrate aller großen entwickelten Volkswirtschaften auf", warnt Investmentstratege Charles Hepworth von GAM Holding. Der führende Seuchenexperte der US-Regierung, Anthony Fauci, bezeichnete die jüngsten Fallzahlen in Florida, Texas und Arizona als "beunruhigende Welle".

Zollandrohungen belasten Aktien

Darüber hinaus belastet die Verschärfung eines Handelskonflikts: Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer erwägt zusätzliche Zölle im Wert von 3,1 Milliarden Dollar auf Produkte aus Deutschland, Frankreich, Spanien sowie dem Vereinigten Königreich. Dies geht aus einer Aktennotiz im Subventionsstreit um Airbus und Boeing hervor. Zudem sind neue Zölle auf kanadisches Aluminium geplant.

Der Anleihemarkt profitiert von seinem Status als "sicherer Hafen". Die Rendite zehnjähriger Papiere fällt um 2,5 Basispunkte auf 0,69 Prozent. Auch für den Goldpreis geht es kräftig nach oben. Der Preis für die Feinunze klettert zwischenzeitlich auf das höchste Niveau seit 2011. Aktuell zeigt sich der Preis für das Edelmetall wenig verändert bei 1.767 Dollar. Die Goldbullen nähmen bereits die Schallmauer von 1.800 Dollar ins Visier, heißt es.

Die gesteigerte Risikoaversion stützt den Dollar etwas, auch wenn Händler fundamental kaum Kaufgründe für den Greenback ausmachen. Der Dollarindex steigt um 0,4 Prozent, während der Euro trotz eines besser als gedacht ausgefallenen deutschen Ifo-Index zurückkommt auf 1,1274 von Tageshochs knapp unter 1,1326 Dollar.

Die Ölpreise stehen unter Abgabedruck, denn die Rohöllagerbestände in den USA sind wesentlich stärker gestiegen als erwartet - auf ein neues Rekordhoch. Die Zunahme lag bei 1,442 Millionen Barrel, während Analysten lediglich mit 600.000 Barrel gerechnet hatten. Damit wurde auch die am Vorabend veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) übertroffen. Dazu kommen steigende Nachfragesorgen im Zuge neuer Befürchtungen über Stillstände und Abriegelungen in der Coronavirus-Pandemie verbunden mit einem höheren Angebot. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI verbilligt sich um 7,4 Prozent auf 37,39 Dollar. Brent verliert 6,8 Prozent auf 39,71 Dollar.

Energiewerte unter Druck

Besonders schwach zeigen sich am Aktienmarkt vor allem die Energiewerte. Der Branchenidex knickt mit den fallenden Ölpreisen um 5,3 Prozent ein. Die Aktien von Chevron fallen um 4,6 Prozent, Exxon Mobil reduzieren sich um 5,2 Prozent.

Unter den Einzelaktien geben Boeing um 5,7 Prozent nach. Händler verweisen auf den Umstand, dass der Flugzeugbauer ein Auslöser für die neuen Zollandrohungen gen Europa ist. Zudem dürfte der Aluminiumpreis bei neuen Zöllen auf kanadische Importe steigen. Dies dürfte die Kosten für Boeing erhöhen.

Der Aktienkurs von Dell macht einen Sprung um 6 Prozent nach oben. Für die Aktie der Tochter VMware geht es um 2,0 Prozent aufwärts. Einem Bericht zufolge prüft Dell Optionen für seine 81-prozentige Beteiligung an VMware. Dies schließe die Möglichkeit einer Abspaltung oder die vollständige Übernahme des Cloud-Software-Unternehmens mit ein.

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June 24, 2020 12:22 ET (16:22 GMT)

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