Alt 15.06.20, 22:00
Standard Börse hakt Angst vor zweiter Pandemiewelle dank Fed ab
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NEW YORK (Dow Jones)--Eine spektakuläre Tendenzwende haben die US-Börsen am Montag verzeichnet. Drückte zu Handelsbeginn noch die Angst vor einer zweiten Welle der Corona-Pandemie die Kurse tief ins Minus, ließ der Verkaufsdruck dank ermutigender Konjunkturdaten und Gelegenheitskäufen bald nach. Steil nach oben ging es aber, als die US-Notenbank ankündigte, ihr Anleihekaufprogramm auch auf Schuldtitel einzelner Unternehmen auszudehnen.

Der Dow-Jones-Index stieg um 0,6 Prozent auf 25.763 Punkte. Im Tagestief kurz nach Handelsbeginn hatte der Index bei 24.843 Punkten notiert. Der S&P-500 gewann 0,8 Prozent und der Nasdaq-Composite 1,4 Prozent. Dabei wurden 1.814 (Freitag: 2.335) Kursgewinner gesehen, denen 1.146 (652) -verlierer gegenüber standen. Unverändert schlossen 78 (38) Titel.

Eine zweite Pandemie-Welle dürfte den bestehenden negativen Einfluss auf die Weltkonjunktur nochmals verstärken. Unter anderem hatte China den höchsten Anstieg bei Neuinfektionen seit April gemeldet. Auch in den USA waren die Fallzahlen in mehreren Bundesstaaten zuletzt gestiegen.

Gleichzeitig meldeten sich aber auch Stimmen zu Wort, die einem möglichen Wiederaufflackern der Pandemie gelassener entgegensahen. Die Analysten von ThinkMarkets verwiesen auf Erwartungen, dass eine zweite Infektionswelle nicht mehr den gleichen wirtschaftlichen Schaden anrichten wird wie die erste. Die Menschen seien sich mittlerweile der Wichtigkeit der Social-Distancing-Regeln sehr viel bewusster, was hoffentlich zur Folge haben werde, dass neue Ausbrüche viel besser zu kontrollieren seien und daher das Wirtschaftsleben weniger beeinträchtigt werde.

Mit Erleichterung wurde am Markt auch zur Kenntnis genommen, dass die Geschäftsaktivität des verarbeitenden Gewerbes im Großraum New York im Juni auf minus 0,2 gestiegen ist und damit nur noch knapp unter der Expansionsschwelle lag. Im Vormonat war noch ein Minus von 48,5 verzeichnet worden. Analysten hatten nur eine Erholung auf minus 32,5 erwartet.

In China hat sich im Mai die Erholung der Industrie fortgesetzt, wenn auch nicht so deutlich wie erwartet. Die Industrieproduktion legte um 4,4 Prozent zu nach einem Wachstum von 3,9 Prozent im April. Ökonomen hatten einen Anstieg von 5,0 Prozent erwartet.

Fed-Pläne drücken Dollar - Ölpreise volatil

Mit der Ankündigung der US-Notenbank geriet der Dollar etwas unter Druck. Der Euro stieg im Gegenzug wieder über die Marke von 1,13 Dollar und notierte im späten US-Handel bei etwa 1,1320.

Heftige Preisschwankungen erlebten die Ölpreise. Die Angst vor einer zweiten Welle der Coronavirus-Pandemie und einer damit einhergehenden Konjunkturschwäche drückte den Preis für die US-Sorte WTI zeitweise um über 4 Prozent. Mit der Erholung der Aktienmärkte und dem leicht schwächeren Dollar ging es dann wieder nach oben. WTI stieg um 2,4 Prozent auf 37,12 Dollar. Brent verteuerte sich um 2,6 Prozent auf 39,72 Dollar.

Der Goldpreis profitierte nur kurz von seinem Status als "sicherer Hafen". Zwischenzeitliche Gewinne wurden wieder abgegeben und das Edelmetall rutschte ins Minus. Etwas Unterstützung kam aber auch hier von der Fed und der Aussicht auf längerfristig niedrige Zinsen am Anleihemarkt. Das zinslos gehaltene Gold erhält so keine Konkurrenz durch höhere Anleiherenditen. Positiv für das Edelmetall war auch ein nachgebender Dollar, der Gold für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum verbilligte. Die Feinunze verlor 0,2 Prozent auf 1.728 Dollar.

Am Anleihemarkt, der anfangs von den Konjunktursorgen der Anleger profitiert hatte, kamen die Notierungen im späteren Verlauf zurück. Die Zehnjahresrendite zeigte sich einen halben Basispunkt höher bei 0,71 Prozent.

Hertz mit geplanter Kapitalerhöhung unter Druck

Die Aktie des Autovermieters Hertz brach mit der Aussicht auf eine Kapitalerhöhung um 33,6 Prozent ein. Das Unternehmen will sich am Markt 1 Milliarde Dollar beschaffen und hat dafür von einem Insolvenzgericht grünes Licht bekommen. Der Fall ist ungewöhnlich, weil sich Hertz in Insolvenz befindet. Das Unternehmen hatte sich im vergangenen Monat angesichts eines Schuldenbergs von 19 Milliarden Dollar und eines wegen der Corona-Pandemie praktisch zum Erliegen gekommenen Geschäfts für zahlungsunfähig erklärt. Zuletzt war es zu einer massiven Erholung des zuvor abgestürzten Kurses gekommen. Vereinzelt wurde als möglicher Grund auf die Unterstützungsmaßnahmen der US-Notenbank für den Aktienmarkt und die Wirtschaft verwiesen.

3M hat im Mai einen Umsatzrückgang von 20 Prozent auf 2,2 Milliarden US-Dollar verbucht. Getrieben war dieser durch rückläufige Umsätze in allen vier Geschäftssegmenten und in allen drei Regionen. Der Rückgang beschleunigte sich im Vergleich zum Vormonat, allerdings hatte der Mai zwei Arbeitstage weniger, was laut Mitteilung mitverantwortlich war für den Rückgang. Die Aktie drehte nach anfänglichen Verlusten ins Plus und schloss 1,8 Prozent höher.

Einen Kurssprung von 8,7 Prozent verzeichneten Genius Brands International Prozent. Der Schauspieler und Ex-Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, investiert in das Unternehmen, das Zeichentrickfilme für Kinder und Jugendliche produziert.

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June 15, 2020 16:11 ET (20:11 GMT)

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