Alt 08.06.20, 18:27
Standard Wall Street wieder im Erholungsmodus - Nasdaq mit Rekordhoch
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Euphorie über den überraschend positiven US-Arbeitsmarktbericht vom Wochenschluss hält an der Wall Street am Montag noch etwas an. Auch nach fast sieben Prozent Zuwachs in der Vorwoche kaufen Anleger weiter US-Aktien. An der Nasdaq werden sogar Rekordstände erreicht, die am Anschluss nur kurz leichte Gewinnmitnahmen provozieren. Die schrittweise Öffnung der Wirtschaft sorge einerseits für Zuversicht, doch andererseits bleibe die Furcht vor einer zweiten Pandemiewelle, heißt es.

Gegen Mittag US-Ostküstenzeit steigt der Dow-Jones-Index um 0,8 Prozent auf 27.328 Punkte, der S&P-500 um 0,4 Prozent und der Nasdaq-Composite nach einem Allzeithoch bei 9.850 um 0,4 Prozent. "Der Arbeitsmarktbericht suggeriert, dass Ausmaß und Art der Rezession geringer sind als zunächst befürchtet", sagt Investmentstratege Edward Park von Brooks Macdonald. Allerdings sollten Anleger nicht zu euphorisch werden. Denn es drohe eine zweite Infektionswelle - gerade vor dem Hintergrund der Massenproteste wegen des Tods von George Floyd, warnt der Experte. Einige US-Bundesstaaten berichten bereits von wieder steigenden Neuinfektionszahlen, nachdem die pandemiebedingten Verbote gelockert worden sind. Andererseits treibt die überschießende Liquidität die Kurse immer weiter in die Höhe.

Dollar stagniert

Am Devisenmarkt zeigt sich der ICE-Dollarindex weitgehend unbewegt. Wenig Impulse liefern die Aussagen von Christine Lagarde. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) hat betont, dass die Krisenreaktion der Notenbank "temporär, zielgerichtet und angemessen" sei. Zugleich versicherte Lagarde bei ihrer Anhörung vor dem EU-Parlament, dass die EZB flexibel bleibe. Der Rat der EZB sei bereit, alle Instrumente anzupassen und sicherzustellen, dass sich die Inflation auf den Zielwert von knapp 2 Prozent zubewegt.

Der Goldpreis erholt sich leicht von dem Rückschlag der vergangenen Tage. Die Feinunze legt um 0,5 Prozent zu auf 1.694 Dollar. Teilnehmer sehen zum einen eine technische Gegenbewegung, verweisen aber auch darauf, dass die umfangreichen Stimuli der Notenbanken für längere Zeit Bestand haben werden. Die Flutung mit billigem Geld stützt tendenziell den Goldpreis, weil dieser als Inflationsschutz diene, heißt es auch mit Blick auf die Lagarde-Aussagen.

Wie groß die Furcht vor einer neuen Infektionswelle ist, lässt sich am Rentenmarkt ablesen. Bei steigenden Notierungen verliert die Zehnjahresrendite 3,1 Basispunkte auf 0,87 Prozent.

Der Ölpreis gibt deutlich nach, obwohl sich das Erdölkartell Opec und Russland am Wochenende auf eine zeitliche Ausdehnung der Förderkürzungen bis Juli geeinigt hatten. Dies war aber bereits zuvor erwartet worden und hatte die Ölpreise im Vorwege getrieben. Nun herrsche am Markt die Devise "Kaufe das Gerücht, verkaufe den Fakt". Dies gilt auch, weil höhere Fördermengen in den USA und in Mexiko befürchtet werden. Zudem läuft die Ölförderung auf dem größten Förderfeld laut Berichten in Libyen wieder an. Dazu gibt es auch Meldungen, dass auch Staaten wie Saudi-Arabien ab Juli wieder mehr fördern wollen. Der Preis für das Fass der US-Sorte WTI fällt um 3,4 Prozent auf 38,20 Dollar, Brent verliert 3,1 Prozent auf 40,98 Dollar.

Gilead mit Fusionsfantasie kaum gesucht

Die Aktie von Gilead Sciences zeigt sich wenig beflügelt von Gerüchten über ein mögliches Zusammengehen mit Astrazeneca. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen berichtete, hat Astrazeneca Gilead im Mai informell kontaktiert, um das Interesse der anderen Seite abzuklopfen. Um mögliche Bedingungen für eine Fusion sei es dabei nicht gegangen. Es wäre die größte Fusion in dem Sektor aller Zeiten. Für die Aktie geht es um 0,3 Prozent nach oben.

Die wegen des Debakels mit der 737 Max lange geschmähte Boeing-Aktie erfreut sich seit Kurzem wieder reger Nachfrage. Anleger setzen auf eine Wiederbelebung des Luftverkehrs und darauf, dass die Fluggesellschaften ältere Flugzeuge durch neue Modelle ersetzen. In der vergangenen Woche schoss die Aktie um 40 Prozent nach oben. Auch die neue Woche fängt vielversprechend an, denn es geht mit dem Kurs um 11,8 Prozent nach oben. Am Dienstag wird das Unternehmen über die Auftragslage im Mai berichten.

Aber auch andere Aktien aus dem Bereich Reise, Touristik und Luftverkehr sind stark gesucht: American Airlines und United Airlines klettern um 5,4 bzw. 9,5 Prozent. Die Titel der Kreuzfahrtanbieter Carnival, Norwegian und Royal Caribbean legen bis zu 12 Prozent zu. Sie profitieren von neuen Lockerungen auf dem Reisemarkt - vor allem in Europa.

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June 08, 2020 12:54 ET (16:54 GMT)

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