Alt 22.05.20, 23:59
Standard Uneinheitlich - US-chinesische Spannungen dämpfen Kauflaune
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NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Börsen haben sich zum Ende der Woche uneinheitlich gezeigt. Bedenken über eine Verschärfung der schwelenden Spannungen zwischen Washington und China sowie das bevorstehende lange Feiertagswochenende ließen die Anleger zurückhaltend agieren. Größere Abgaben verhinderte aber der Umstand, dass auch in den USA die zahlreichen Beschränkungen, die wegen der Corona-Pandemie angeordnet wurden, allmählich gelockert werden. Damit verbinden die Anleger Hoffnungen, dass sich die Wirtschaft bald wieder erholen wird.

Der Dow-Jones-Index sank in dieser Gemengelage um 9 Punkte auf 24.465 Punkte, hatte zeitweise aber deutlicher im Minus gelegen. Der S&P-500 gewann 0,2 Prozent, während der Nasdaq-Composite um 0,4 Prozent stieg. Dabei gab es 1.532 (Donnerstag: 1.542) Kursgewinner und 1.388 (1.395) -verlierer. Unverändert schlossen 75 (80) Titel.

Die Spannungen zwischen den USA und China haben neue Nahrung erhalten mit dem geplanten "Sicherheitsgesetz" für Hongkong, das der Nationale Volkskongress in Peking zur Abstimmung eingereicht hat. Das Gesetz soll angesichts der Massenproteste der Hongkonger Demokratie-Bewegung im vergangenen Jahr die "Vollstreckungsmechanismen" verschärfen. An der Börse in Hongkong war es daraufhin zu drastischen Verlusten gekommen, da ein Wiederaufflammen der Proteste befürchtet wurde, zudem gefährde das Gesetz den Status der Sonderverwaltungszone als ein führendes globales Finanzzentrum, hieß es.

US-Präsident Donald Trump drohte China postwendend mit Reaktionen, sollte Peking versuchen, eine größere Kontrolle über die ehemalige britische Kolonie zu erlangen. Falls China mit den Maßnahmen voranschreite, werde er das Thema konsequent angehen, so Trump. Von US-Senatoren sind bereits Pläne für Sanktionen gegen chinesische Vertreter und Institutionen angekündigt worden, die das Sicherheitsgesetz forcieren.

An die Corona-Pandemie und die schrecklichen Wirtschaftsindikatoren habe sich der Markt irgendwie gewöhnt, so David Madden, Marktanalyst bei CMC Markets. Die potenziellen Folgen eines Handelskriegs dürften sich aber als zu viel für die Anleger erweisen.

Der US-Präsident hatte zuletzt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, die ihren Ursprung in China hat, seine Rhetorik deutlich verschärft und Peking wiederholt Fehlinformationen vorgeworfen. An den Märkten hatte dies zu Befürchtungen geführt, dass die USA Handelssanktionen gegen China verhängen könnten.

Wichtige Konjunkturdaten wurden vor dem langen Wochenende in den USA nicht veröffentlicht. Am Montag findet dort wegen des "Memorial Day" kein Handel statt. Am US-Anleihemarkt ist der Handel bereits an diesem Freitag verkürzt und endet schon um 20 Uhr MESZ.

Sichere Häfen mit gestiegener Unsicherheit gefragt

Der Goldpreis legte angesichts der Unsicherheiten rund um Hongkong zu. Der Preis für die Feinunze stieg 0,6 Prozent auf 1.735 Dollar. Auch Anleihen waren bei den Anlegern etwas mehr gefragt. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank mit steigenden Notierungen um 1,2 Basispunkte auf 0,66 Prozent.

Am Devisenmarkt zeigte sich der Dollar als vermeintlich sicherer Währungshafen fester. Der Dollar-Index gewann 0,4 Prozent. Der Euro rutschte knapp unter die Marke von 1,09 Dollar gegenüber 1,0947 am Donnerstagabend. Zum freier handelbaren Offshore-Yuan zeigt sich der Greenback bei etwa 7,1450 Yuan, nachdem er am Vorabend noch bei 7,1284 gelegen hatte.

Die Ölpreise gaben unterdessen kräftiger nach, belastet von der Sorge, dass ein Wiederaufflackern des Handelsstreits die chinesische Ölnachfrage mindern könnte. China gilt als größter Ölimporteur. Zweifel an der Erholung der chinesischen Wirtschaft schürte auch die Führung in Peking, die für 2020 erstmals seit mehr als 25 Jahren offiziell auf eine Wachstumsprognose für die heimische Wirtschaft verzichtet hatte. Einen größeren Preisrutsch verhinderte die Nachricht, dass in den USA an immer mehr Ölquellen die Förderung vorübergehend eingestellt wird, weil sie sich wegen des Preisverfalls nicht mehr lohnt. Die Zahl der "aktiven" Ölquellen sank in der laufenden Woche um 21 auf 237, meldete das Unternehmen Baker Hughes, ein Ausrüster der Branche. Es handelte sich um den zehnten Rückgang in Folge. Der Preis für die US-Sorte WTI sank um 2,0 Prozent auf 33,25 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent verlor 2,6 Prozent je Fass auf 35,13 Dollar.

Nvidia nach guten Zahlen fester - Hewlett Packard knicken ein

Nvidia legten um 2,9 Prozent zu. Der US-Grafikkarten-Spezialist gehört zu den Gewinnern der Covid-19-Pandemie und hat in seinem Erstquartal Umsatz und Gewinn kräftig erhöht. Zum einen profitierte die Gesellschaft davon, dass viele Menschen nun von zuhause aus arbeiten, zum anderen wuchs die Nutzung von Videospielen. Für das laufende Quartal zeigte sich Nvidia optimistisch und rechnet mit einem weiteren Umsatzwachstum.

IBM gaben indessen 0,6 Prozent nach. Der IT-Konzern streicht zum ersten Mal unter der Führung seines neuen Chefs Arvind Krishna Arbeitsplätze. Mit dem Stellenabbau, dessen genaue Zahl nicht genannt wurde, versucht der Konzern nach eigenen Angaben, sich flexibler aufzustellen und sein Wachstum wieder anzukurbeln. IBM leidet unter der Pandemie.

Die Aktie von Hewlett Packard Enterprise brach um 11,5 Prozent ein. Das Unternehmen hat im Gefolge eines massiven Umsatzrückgangs im zweiten Geschäftsquartal einen hohen Verlust verbucht. Der Konzern hat nun einen Dreijahresplan beschlossen, um 1 Milliarde Dollar an Kosten einzusparen.

Mit Enttäuschung wurden auch die Zahlen von Alibaba aufgenommen; die Aktie fiel um 5,9 Prozent. Das chinesische E-Commerce-Unternehmen hat zwar den Umsatz im vierten Geschäftsquartal um 22 Prozent gesteigert, doch brach der Gewinn um 88 Prozent ein. Wegen der Ausgangsbeschränkungen seien zwar mehr Lebensmittel online gekauft worden, dafür aber weniger Kleidung und dekorative Kosmetik, berichtete Alibaba.

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May 22, 2020 16:11 ET (20:11 GMT)

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