Alt 22.05.20, 18:47
Standard US-chinesische Spannungen belasten Wall Street
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street zeigt sich zum Ende der Woche nach einem Börsen-Crash in Hongkong mit leichten Abschlägen. Für Zurückhaltung sorgen vor allem Bedenken über eine Verschärfung der schwelenden Spannungen zwischen Washington und China. Grund ist das neue "Sicherheitsgesetz" für Hongkong, das der Nationale Volkskongress in Peking zur Abstimmung eingereicht hat. Das Gesetz soll angesichts der Massenproteste der Hongkonger Demokratie-Bewegung im vergangenen Jahr die "Vollstreckungsmechanismen" verschärfen. An der Börse in Hongkong war es daraufhin zu drastischen Verlusten gekommen, da ein Wiederaufflammen der Proteste befürchtet wurde, zudem gefährde das Gesetz den Status der Sonderverwaltungszone als ein führendes globales Finanzzentrum, hieß es.

Der Dow-Jones-Index verliert gegen Mittag (Ortszeit New York) 0,5 Prozent auf 24.364 Punkte, der S&P-500 sinkt um 0,2 Prozent, während die Nasdaq-Indizes kaum verändert tendieren.

US-Präsident Donald Trump hat China postwendend mit Reaktionen gedroht, sollte Peking versuchen, eine größere Kontrolle über die ehemalige britische Kolonie zu erlangen. Falls China mit den Maßnahmen voranschreite, werde er das Thema konsequent angehen, so Trump. Von US-Senatoren sind bereits Pläne für Sanktionen gegen chinesische Vertreter und Institutionen angekündigt worden, die das Sicherheitsgesetz forcieren.

Der Markt habe sich irgendwie an die Corona-Pandemie und die schrecklichen Wirtschaftsindikatoren gewöhnt, so David Madden, Marktanalyst bei CMC Markets. Die potenziellen Auswirkungen eines Handelskriegs dürften sich aber als zu viel für die Anleger erweisen.

Der US-Präsident hatte zuletzt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, die ihren Ursprung in China hat, seine Rhetorik deutlich verschärft und Peking wiederholt Fehlinformationen vorgeworfen. An den Märkten hatte dies zu Befürchtungen geführt, dass die USA Handelssanktionen gegen China verhängen könnten.

Wichtige Konjunkturdaten wurden vor dem langen Wochenende in den USA nicht veröffentlicht. Am Montag findet dort wegen des "Memorial Day" kein Handel statt. Am US-Anleihemarkt ist der Handel bereits an diesem Freitag verkürzt und endet schon um 20 Uhr MESZ.

Sichere Häfen mit gestiegener Unsicherheit gefragt

Der Goldpreis legt angesichts der Unsicherheiten rund um Honkong zu. Der Preis für die Feinunze steigt 0,4 Prozent auf 1.733 Dollar. Auch Anleihen sind bei den Anlegern etwas mehr gefragt. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sinkt mit steigenden Notierungen um 2,4 Basispunkte auf 0,65 Prozent.

Am Devisenmarkt zeigt sich der Dollar als vermeintlich sicherer Währungshafen fester. Der Dollar-Index gewinnt 0,4 Prozent. Der Euro rutscht knapp unter die Marke von 1,09 Dollar gegenüber 1,0947 am Donnerstagabend. Zum freier handelbaren Offshore-Yuan zeigt sich der Greenback bei etwa 7,1490 Yuan, nachdem er am Vorabend noch bei 7,1284 gelegen hatte.

Die Ölpreise geben unterdessen kräftiger nach, belastet von der Sorge, dass ein Wiederaufflackern des US-chinesischen Handelsstreits die Ölnachfrage mindern könnte. Der Preis für die US-Sorte WTI sinkt um 3,5 Prozent auf 32,72 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent verliert 3,9 Prozent je Fass auf 34,67 Dollar.

Nvidia nach guten Zahlen fester - Hewlett Packard knicken ein

Nvidia legen um 2,1 Prozent zu. Der US-Grafikkarten-Spezialist gehört zu den Gewinnern während der Covid-19-Pandemie und hat in seinem Erstquartal Umsatz und Gewinn kräftig erhöht. Zum einen profitierte die Gesellschaft davon, dass viele Menschen nun von zuhause aus arbeiten, zum anderen wuchs die Nutzung von Videospielen. Für das laufende Quartal zeigte sich Nvidia optimistisch und rechnet mit einem weiteren Umsatzwachstum.

IBM geben indessen 0,9 Prozent nach. Der IT-Konzern streicht zum ersten Mal unter der Führung seines neuen Chefs Arvind Krishna Arbeitsplätze. Mit dem Stellenabbau, dessen genaue Zahl nicht genannt wurde, versucht der Konzern nach eigenen Angaben, sich flexibler aufzustellen und sein Wachstum wieder anzukurbeln. IBM leidet unter der Pandemie.

Die Aktie von Hewlett Packard Enterprise bricht um 12,5 Prozent ein. Das Unternehmen hat im Gefolge eines massiven Umsatzrückgangs im zweiten Geschäftsquartal einen hohen Verlust verbucht. Der Konzern hat nun einen Dreijahresplan beschlossen, um 1 Milliarde Dollar an Kosten einzusparen.

Mit Enttäuschung werden auch die Zahlen von Alibaba aufgenommen; die Aktie fällt an der Nasdaq um 4,5 Prozent. Das chinesische E-Commerce-Unternehmen hat zwar den Umsatz im vierten Geschäftsquartal um 22 Prozent gesteigert, doch brach der Gewinn um 88 Prozent ein. Wegen der Ausgangsbeschränkungen seien zwar mehr Lebensmittel online gekauft worden, dafür aber weniger Kleidung und dekorative Kosmetik, berichtete Alibaba.

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May 22, 2020 12:20 ET (16:20 GMT)

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