Alt 18.05.20, 21:50
Standard Börse legt mit Lockerungen deutlich zu - Moderna haussieren
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat sich zum Beginn der neuen Handelswoche mit deutlichen Aufschlägen gezeigt. Auch an den europäischen Börsen ging es kräftig nach oben. Gestützt wurde die Stimmung zum einen von dem schrittweisen Hochfahren der Wirtschaft in vielen Ländern und den zurückgehenden Neuinfektionen. Die strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie werden von den Regierungen nun zunehmend gelockert. Nach Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell setzten Anleger überdies ihre Hoffnungen weiter auf die Notenbanken.

Der Dow-Jones-Index stieg um 3,9 Prozent auf 24.597 Punkte, der S&P-500 legte um 3,2 Prozent zu, während der Nasdaq-Composite 2,4 Prozent fester schloss. Den 2.649 (Freitag: 1.658) Kursgewinnern stand eine Minderheit von 331 (1.268) -verlierern gegenüber. Unverändert schlossen 35 (83) Titel.

Angeführt wurde der Markt von Sektoren, die von der Wiederbelebung des Tourismus profitieren würden, der infolge der Krise praktisch zum Erliegen gekommen ist. Der Sektor Konsumgüter des gehobenen Bedarfs stieg um 7,6 Prozent. Der Energiesektor gewann ebenfalls 7,6 Prozent, auch beflügelt vom kräftig steigenden Ölpreis. Der Transportsektor rückte um 6,7 Prozent vor, während die von der Krise ebenfalls heftig gebeutelten Bankenaktien im Schnitt um 7,2 Prozent zulegten.

Fed-Chef Powell hatte in einem Fernsehinterview zwar gesagt, dass er nicht mit einer schnellen Erholung der US-Wirtschaft rechne, vielmehr könne sich diese bis Ende kommenden Jahres hinziehen. Zugleich stellte er aber die Bereitschaft zu weiteren Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft heraus. "Wir haben bei weitem noch nicht unsere Munition verschossen", so Powell. Dies sei eine Zeit großer Schwierigkeiten, aber man sollte nicht gegen die amerikanische Wirtschaft wetten.

Neu seien diese Aussagen indes nicht, heißt es von Marktteilnehmern. Auch wird davor gewarnt, dass der Erholung schnell wieder die Luft ausgehen könnte. Wieder steigende Infektonsraten, neuerliche Konjunktursorgen oder eine Eskalation der Spannungen zwischen den USA und China könnten die Risikobereitschaft der Anleger schnell wieder schwinden lassen.

In dem Maße, in dem die Länder aus ihren monatelangen Stillständen herauskämen, dürften die Märkte dazu neigen, nach oben zu klettern, so Paul Chew, Research-Leiter bei Phillip Securities in Singapur. Aber eine stärkere Aufwärtsbewegung dürfte erst einsetzen, wenn die Anleger davon überzeugt seien, dass das Risiko einer zweiten Infektionswelle gering sei.

Gold im Spannungsfeld zwischen Zinshoffnungen und Risikofreude

Nachdem der Goldpreis am Donnerstagmittag europäischer Zeit mit 1.765 Dollar auf den höchsten Stand seit sieben Jahren gestiegen war, ließ ihn die klar positive Eröffnung der US-Aktienmärkte wieder zurückkommen. Die Feinunze ermäßigte sich um 0,5 Prozent auf 1.733 Dollar. Wegen der wiedererwachten Risikofreude der Investoren war das Edelmetall, das in Krisenzeiten gerne als vermeintlich sichere Anlage gekauft wird, nicht gefragt. Auf der anderen Seite stützten aber die Aussagen Powells, die auf ein lang andauerndes niedriges Zinsniveau hindeuten. Da das Edelmetall keine Zinsen abwirft, wird es in einem Niedrigzinsumfeld für Anleger tendenziell attraktiver.

Steil nach oben ging es mit den Ölpreisen. Hier setzten Anleger auf eine Belebung der Nachfrage im Zuge einer Konjunkturerholung und des wieder zunehmenden Reiseverkehrs. Die US-Sorte WTI verteuerte sich um 10 Prozent auf 32,37 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent legte 8,4 Prozent je Barrel zu auf 35,23 Dollar.

Die gestiegene Risikobereitschaft der Anleger zeigte sich auch am Anleihemarkt. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg mit sinkenden Notierungen um 8,1 Basispunkte auf 0,73 Prozent.

Am Devisenmarkt tendierte der Dollar schwächer. Der Euro notierte im späten US-Handel bei etwa 1,0915 Dollar gegenüber 1,0821 am Montagmorgen. Der Dollar-Index gab 0,8 Prozent nach. In Krisenzeiten wirkt laut Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank das alte Narrativ, wonach die US-Wirtschaft aufgrund eines flexibleren Arbeitsmarktes besser mit Krisen umgehen könne, zunächst dollarpositiv. Er sieht darin einen Grund, dass der Dollar im Vergleich zum Euro in den vergangenen Monaten recht gut abgeschnitten habe. Langsam mischten sich aber Zweifel in dieses Bild, so Leuchtmann.

Positiver Corona-Impfstofftest beflügelt Moderna

Einen Sprung um 20 Prozent nach oben machte die Moderna-Aktie, nachdem ein Impfstoff des Unternehmens gegen das Coronavirus bei gesunden Probanden eine Immunreaktion hervorgerufen hatte.

Grubhub verbesserten sich um 4,9 Prozent. Der Essenslieferdienst fordert in den Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit dem Fahrdienstvermittler Uber einen höheren Preis. Grubhub-CEO Matt Maloney deutete in Gesprächen mit Uber-CEO Dara Khosrowshahi laut Informanten an, dass das letzte Angebot von Uber zu niedrig sei. Bei dem bisher erwogenen Deal wurde die Grubhub-Aktie mit etwa 1,9 Uber-Aktien bewertet. Khosrowshahi habe nun 1,925 Uber-Aktien in Aussicht gestellt, was aber weit unter den Preisvorstellungen von Grubhub liege. Uber legten 3,5 Prozent zu. Der Fahrdienstvermittler hatte unabhängig von den Gesprächen mit Grubhub den Abbau von 3.000 Vollzeitstellen angekündigt, um seine Kosten zu senken.

Die in den USA gehandelte Alibaba-Aktie stieg um 5,7 Prozent. Der Unternehmens-Mitgründer Jack Ma zieht sich nach 13 Jahren aus dem Softbank-Board zurück. Die Ankündigung markiert einen Wendepunkt in der langjährigen Beziehung zu Softbank-CEO Masayoshi Son. Im Jahr 2000 hatte Son 20 Millionen US-Dollar in Alibaba investiert, damals ein noch junges Internet-Unternehmen. Heute ist Alibaba die wertvollste Beteiligung von Softbank.

T-Mobile US zeigten sich 4,7 Prozent fester. Der japanische Technologiekonzern Softbank will sich offenbar mit dem Verkauf von T-Mobile-Aktien Geld besorgen. Softbank verhandele derzeit mit der T-Mobile-Mutter Deutsche Telekom über den Verkauf eines beträchtlichen Anteils an dem US-Mobilfunkunternehmen, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen.

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May 18, 2020 16:11 ET (20:11 GMT)

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