Alt 31.05.12, 12:14
Standard Erholung gewinnt etwas an Fahrt
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Erholung der europäischen Aktienmärkte vom Massaker des Vortags gewinnt bis Donnerstagmittag etwas an Dynamik. Händler sprechen allerdings weiter von einer rein technischen Gegenbewegung. Einige Anleger hätten die Talfahrt zum Aufbau neuer Long-Positionen genutzt, sagt etwa Hartmut Schneider von CeFDex. Der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,8 Prozent auf 2.134 Punkte, für den DAX geht es um 0,5 Prozent auf 6.313 Punkte nach oben. Etwas kräftiger rückt der IBEX vor, der um 1,0 Prozent auf 6.152 Punkte anzieht. Allerdings sind die Kurse in Madrid zuvor auch überdurchschnittlich unter die Räder gekommen.

Fundamental hat die Furcht vor einer weiteren Eskalation der Banken- und Staatsschuldenkrise im Gemeinsamen Währungsgebiet Europas Börsen aber nach wie vor fest im Griff. "Lediglich die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Feuerkraft, sich als Lender of Last Resort der Probleme anzunehmen, die die Kapitalmärkte derzeit ängstigen", sagt Mike Ingram von BGC Brokers. Die Währungshüter um EZB-Präsident Mario Draghi sind aber nach wie vor weit davon entfernt, die Refinanzierung von Kreditinstituten und Ländern mit der Notenpresse sicher zu stellen.

Spanien bleibt die Achillesferse

Hauptgrund zur Sorge ist unverändert Spanien. Dort ächzen die Banken nach der geplatzten Immobilienblase unter faulen Krediten und müssen dringend saniert werden. Alleine für Bankia, das drittgrößte Kreditinstitut des Landes, muss die Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy 19 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Die Analysten von Nomura schätzen, dass die Rettung des gesamten Bankensektors 50 bis 60 Milliarden kosten wird.

Gleichzeitig können sich die Iberer aber nur noch über horrende Zinsen am Kapitalmarkt refinanzieren. Noch dazu droht die spanische Grippe auf Italien überzugreifen. Am Vortag musste das Land bei einer Versteigerung zehnjähriger Schuldtitel mehr als 6,0 Prozent zahlen. Auch die Nachfrage war vergleichsweise schwach.

Mit der Erholung an den Börsen gehen am Mittag allerdings auch die Renditen für zehnjährige spanische Schuldtitel um 12 Basispunkte auf 6,49 Prozent zurück, bleiben damit aber weiter nahe am Niveau von 7,0 Prozent, das Irland und Portugal unter den Rettungsschirm von EU und IWF zwang. Für die italienischen Pendants geht es um 9 Basispunkte auf 5,82 Prozent nach unten.

Gut gefüllte Agenda an US-Daten

Für Impulse dürfte eine ordentlich gefüllte Agenda makroökonomischer Kennziffern aus den USA gut sein. Auf dem Programm steht etwa der ADP-Arbeitsmarktbericht, der in der Regel brauchbare Hinweise auf die für Freitag avisierten offiziellen Zahlen zur Beschäftigungsentwicklung in den USA liefert. Ökonomen gehen davon aus, dass das Zahlenwerk des Abrechnungsdienstleisters für Mai den Aufbau von 150.000 Stellen in der Privatwirtschaft ausweisen wird. Wie jeden Donnerstag wird darüber hinaus die Entwicklung der Erstanträge auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung erwartet. Hier lautet der Volkswirtekonsens auf einen gegenüber der Vorwoche unveränderten Stand von 370.000.

Und schließlich steht der Einkaufsmanagerindex aus der Region Chicago für Mai an. Ökonomen rechnen mit einem leichten Rückgang auf 56,0 von 56,2 Punkten im Vormonat. Der Indikator wird von manchen Volkswirten als guter Vorläufer für den am Freitag erwarteten landesweiten ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe gewertet. Andere Analysten sprechen ihm diese Funktion allerdings mit Hinweis auf die von der Automobilindustrie geprägte Region Chicago ab. Nur deutlich negative Überraschungen bei den Konjunkturdaten hätten angesichts der Lage im Gemeinsamen Währungsgebiet noch das Zeug, sich auf den Wechselkurs von Euro zu Dollar auszuwirken, sagt Ulrich Leuchtmann, Chef des Devisen-Researchs der Commerzbank. Die Gemeinschaftswährung kostet am Vormittag 1,2424 Dollar und hat sich damit vom zuvor markierten frischen Jahrestief bei 1,2358 Dollar erholt.

Vorhang für die "Joe-Show"

Auf der Unternehmensseite steht die Hauptversammlung der Deutschen Bank im Fokus. Denn dort verabschiedet sich die alte Führungsriege um Josef "Joe" Ackermann von den Aktionären. Einen Tag später tritt dann die neue Mannschaft um Anshu Jain und Jürgen Fitschen ihre Jobs an. Allerdings rätseln selbst Insider, was von der neuen Doppelspitze zu erwarten ist. "Alles kalter Kaffe", kommentiert ein Händler die Aussagen von der Veranstaltung. Wachstumspläne in Afrika und im Nahen Osten seien "gewagt" angesichts der politischen Spannungen in etlichen Regionen. Die Aktien des Primus unter den heimischen Kreditinstituten steigen trotzdem um 1,0 Prozent auf 29,11 Euro.

HeidelbergCement werden 0,5 Prozent leichter bei 35,61 Euro gehandelt. Die Analysten von Morgan Stanley haben die Aktien des Baustoffherstellers auf "Equalweight" von "Overweight" herabgestuft. Sie ziehen Lafarge dem deutschen Wettbewerber vor, die Franzosen seien stärker als HeidelbergCement in den wachstumsstarken Schwellenländern engagiert.

Metro verteuern sich um 2,6 Prozent auf 23,50 Euro. "Die gestern gemeldeten Verkäufe ändern wenig an der Bewertung des Unternehemns, aber nach langer, langer Durststrecke gibt es nun mal positive Nachrichten", sagt ein Börsianer. Die Aktie sei "under-owned und oversold" und habe daher auf kurze Sicht Erholungspotenzial. Auch die eine oder andere Short-Position dürfte nun geschlossen werden.

Übernahme lässt Logica fliegen

SAP steigen um 2,1 Prozent auf 46,90 Euro. Die UBS hat die mittlerweile zum Indexschwergewicht avancierte Software-Schmiede zum "Kauf" empfohlen. Der Erwerb der auf Cloud-Lösungen spezialisierten Ariba sei gleichermaßen mutig wie riskant, gelinge die Übernahme, dürften Anleger mit der Zeit jedoch hohe Renditen einfahren, argumentiert die schweizerische Großbank.

Telefonica ziehen um 2,6 Prozent auf 9,07 Euro an. Der spanische Telekommunikationsriese will das deutsche Mobilfunkgeschäft "O2" an die Börse bringen. Damit könne sich das Schuldenprofil der Spanier verbessern, heißt es von den Morgan-Stanley-Analysten, die die Aktien auf "Equalweight" von "Underweight" heraufstufen.

In London springen Logica um 64,5 Prozent auf 108,10 Britische Pence nach oben. Die kanadische CGI will den IT-Berater für 105 Britische Pence je Aktie übernehmen. Logica hat in den neunziger Jahren unter anderem das automatische Ticket-System für die Londoner U-Bahn entwickelt.

DJG/jej/raz

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