Alt 23.05.12, 23:12
Standard XETRA-SCHLUSS/Angst der Anleger lässt den DAX erzittern
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Erholung am deutschen Aktienmarkt war schnell vorbei. Nach den Gewinnen am Vortag rauschten die Kurse am Mittwoch wieder in den Keller und der DAX verlor 2,3 Prozent auf 6.286 Punkte. Aussagen des ehemaligen griechischen Ministerpräsidenten Lucas Papademos ließen Anleger und Märkte erzittern. Im Gespräch mit Dow Jones Newswires bezeichnete er die Gefahr eines Austritts seines Landes aus dem Gemeinsamen Währungsgebiet als real. Vorbereitungen zur Eindämmung der Konsequenzen eines solchen Schritts würden bereits getroffen.

Von der Politik sind vorerst keine bahnbrechenden Entschlüsse zu erwarten. "Es wird eine breite Debatte geben, aber keine Entscheidungen", dämpfte der Vorsitzende der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, Erwartungen an den EU-Gipfel in Brüssel. Marktteilnehmer hatten in den vergangenen Tagen die Hoffnung auf Weichenstellungen zur Bewältigung der Schuldenkrise geäußert. "Die Ergebnisse dürften eher mau ausfallen und kaum für mehr Risikoappetit an den Märkten sorgen", sagte Lutz Karpowitz, Devisenanalyst der Commerzbank. Neue Vorschläge zur Wachstumsförderung seien unwahrscheinlich. Daher schichteten Anleger in Anleihen um. Selbst ungünstige Konditionen hielten sich nicht davon ab. Am Vormittag wurden für 5 Milliarden Euro zweijährige Schatzanweisungen an den Markt gebracht worden. Dabei bot Deutschland den Anlegern erstmals außer der vermeintlichen Sicherheit nichts - der Kupon lautete auf Null.

Selbst gute US-Immobiliendaten halfen den Aktienmärkten nichts. Die Neubauverkäufe haben ihren Aufwärtstrend im April fortgesetzt. "Das Niveau, auf dem sich diese Erholung abspielt, ist immer noch erschreckend niedrig. Dennoch gewinnt die beginnende Erholung des US-Immobilienmarktes an Kontur", sagte Volkswirt Heinrich Bayer von der Postbank. Die Umsätze am deutschen Aktienmarkt belebten sich: Gehandelt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 164,8 (Vortag: 141,0 ) Millionen Aktien im Wert von rund 3,38 (Vortag: 2,88) Milliarden Euro.

Unter Druck standen Titel, die auch in den Vorwochen schon Schwächlinge waren. So büßten ThyssenKrupp im Sog der europaweit fallenden Rohstoffaktien 5 Prozent auf 14,64 Euro ein. Die Ratingagentur Fitch hatte den Ausblick für die Kreditwürdigkeit von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Lufthansa, ebenfalls ein Underperformer, gaben um 4,3 Prozent auf 8,39 Euro nach. Ein neuerlicher Zukauf von SAP fand viel Aufmerksamkeit und weniger Wohlwollen. Die Walldorfer setzen ihre Shopping-Tour fort und wollen für 4,3 Milliarden Dollar den Informationsdienstleister Ariba übernehmen. Für das US-Unternehmen, das zuletzt 444 Millionen Dollar umsetzte, bietet SAP 45 Dollar je Aktie. Das ist ein Aufschlag von 20 Prozent auf den Schlusskurs vom Montag.

Mit der Akquisition kämen die Walldorfer zwar dem Ziel eines Umsatzes von 2,0 Milliarden Euro mit Cloud-Lösungen bis 2015 näher, meinte Mirko Maier, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. Allerdings weise das Produktportfolio in diesem Bereich mittlerweile manche Überlappung auf, deren Bereinigung SAP beschäftigen werde. Noch dazu sei der Kaufpreis wie bei SuccessFactors vergleichsweise hoch. Die Aktien schlug sich mit minus 0,9 Prozent auf 47,38 Euro trotzdem wacker.

Auch Metro gehörten mit 0,3 Prozent Abschlag auf 23,75 Euro zu den Aufrechten. "Metro steigen im Windschatten von Carrefour", meinte Händler. Die Aktien des französischen Konkurrenten profitierten mit einem Plus von 3,6 Prozent von einer "doppelten Hochstufung". Die Analysten der Credit Suisse hatten den Wert auf "Outperform" von "Underperform" gestuft.

Symrise zogen ebenfalls deutlich an. Ein Händler begründete dies mit einem Artikel im "Aktionärsbrief" aus dem Hause Bernecker. Dort wurde eine mögliche Übernahme durch Henkel thematisiert. Bei Henkel wollte man sich dazu nicht äußern, während ein Sprecher von Symrise die Spekulationen zurückwies. Anleger, die auf das Gerücht setzten, bewiesen trotzdem einen guten Riecher. Die Aktien des Aromenspezialisten stiegen um 4,5 Prozent auf 23,70 Euro.

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