FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Aktienmarkt tendiert am Mittwochmittag etwas leichter. Gegen 12.50 Uhr MEZ verliert der DAX 0,3% oder 23 Punkte auf 6.764 Punkte. Händler verweisen auf die nur mittelmäßig verlaufene Auktion portugiesischer Staatsanleihen am Vormittag, die den DAX zumindest vorübergehend belastet hat. Bankentitel sowie Euro zeigen sich aber weiter schwach. Zudem halten Gewinnmitnahmen bei konjunkturabhängigen Titeln den DAX im Minus, trotz zahlreicher positiver Unternehmensberichte.

Hinzu komme Händlern zufolge die Erhöhung des Mindestreservesatzes der chinesischen Notenbank sowie schwache Vorgaben aus den USA. So ist der S&P-Index am Dienstag unter das Aprilhoch zurückgefallen. "Dies spricht für eine Konsolidierung oder eine Korrektur", so ein Händler. Den DAX sehen technische Analysten beim kurzfristigen Aufwärtstrend bei etwa 6.700 Punkten unterstützt, Widerstand erwarte ihn bei gut 6.800 Punkten.

Portugal versteigerte am Mittwoch sechs- und zehnjährige Staatsanleihen. Bei den sechsjährigen Titeln musste das Land eine erheblich höhere Rendite bieten als bei der vorigen Auktion. Bei den zehnjährigen Titeln war die Zeichnungsquote nicht einmal halb so hoch wie zuvor.

Die deutschen Bankentitel bauen in der Folge ihre Verluste aus. Commerzbank geben 2,8% auf 6,12 EUR nach, für die Deutsche Bank geht es 2,2% auf 41 EUR nach unten. Stark konjunkturabhängige Titel sind ebenso unter den Verlierern im DAX. Infineon verlieren 2,6% auf 6,09 EUR. BASF fallen um 2,4% auf 55,99 EUR. Händler sprechen hier möglicherweise vom Beginn von Umschichtungen von zyklischen in weniger konjunkturabhängige Sektoren.

Unter den Gewinnern im DAX befinden sich die Versorger E.ON und RWE. RWE steigen um 1,9% auf 51,41 EUR, für E.ON geht es um 4,2% auf 23,11 EUR nach oben. Die am Morgen veröffentlichten Mittelfristziele von E.ON kommen im Handel gut an. "Da haben sich einige Leute sicher auf schlechteres eingestellt", sagt ein Händler. Die Dividendengarantie von mindestens 1,30 EUR für 2011 und 2012 sorge hierbei für Erleichterung. Dass die Dividende gekürzt werde, sei im Vorfeld klar gewesen. Einige hätten sich da aber auf eine schärfere Kürzung eingestellt.

Zudem hat E.ON gute Quartalszahlen vorgelegt. "Der Netto-Verlust ist viel geringer als erwartet und der Umsatz viel höher", sagt ein Händler. E.ON werde nun den bereinigten Konzernjahresüberschuss vermutlich halten können. Händler setzen nun auch bei RWE auf gute Quartalszahlen.

Henkel sind am Mittwochmittag mit einem Plus von 7,9% auf 45,40 EUR stärkster DAX-Wert und markieren somit ein neues Allzeithoch. Das Unternehmen hat nach Meinung von Andreas Riemann, Analyst bei der Commerzbank, überzeugende Drittquartalszahlen vorgelegt. Alle drei Segmente hätten ein gutes Umsatzwachstum verzeichnet. Zudem habe das Unternehmen seine Prognose für das laufende Jahr angehoben. Riemann vermutet, dass die Konsensschätzungen für 2010 in der Folge um 5% bis 10% erhöht werden.

adidas steigen um 1% auf 49,01 EUR und markieren so ein neues Jahreshoch. Händlern zufolge könnte die Aktie das Allzeit-Hoch bei 51,63 EUR testen. "Die Konsolidierung unter 48,80 EUR ist mit dem neuen Jahreshoch abgeschlossen", so ein Händler. Gestützt werde der Kurs weiterhin von den zuversichtlichen Aussagen auf dem Investorentag. "Ein neues Allzeit-Hoch könnte eine weitere Phase der Neubewertung einleiten", so der Händler. Er meint allerdings, ein Test könnte scheitern, wenn der Gesamtmarkt stärker konsolidiere.

In der zweiten Reihe führen Hannover Rück mit Zuwächsen von 4,1% auf 38,20 EUR das Feld der Gewinner an. Das Unternehmen hat im dritten Quartal einen Nettogewinn von 271 Mio EUR verbuchen können, das sind 66% mehr als im Vorjahreszeitraum. Zudem hat der Konzern das Gewinnziel für 2010 auf über 700 Mio EUR von zuvor 600 Mio angehoben.

Rational büßen 3,8% auf 165 EUR ein. Analyst Nenad Raic von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) verweist auf den wenig konkreten Ausblick auf 2010. "Da hat der Markt etwas mehr erwartet, zumal die Aktie in letzter Zeit gut gelaufen ist", so der Analyst. Das Unternehmen hatte am Mittwochmorgen eine EBIT-Marge von 27% bis 29% in Aussicht gestellt.

Axel Springer geben um 4,9% auf 103,20 EUR deutlich nach. Händler sprechen von Gewinnmitnahmen. "Es ist völlig ungewöhnlich, dass Springer nach der MDAX-Aufnahme nicht in eine Korrektur gegangen ist", so ein Händler. Der Kurs sei stark gestiegen, nun komme es zu Gewinnmitnahmen, nachdem der Bericht etwa im Rahmen der Erwartungen gelegen habe. Klöckner&Co verlieren trotz gut aufgenommener Quartalszahlen 2,4% auf 17,60 EUR.

Im TecDAX brechen Roth&Rau nach einer Gewinnwarnung um 10,8% auf 14,88 EUR ein. Centrotherm steigen dagegen um 0,8% auf 27,63 EUR. Die Aktie profitiert damit von Quartalszahlen, die nach Einschätzung der WestLB über den eigenen Konsensusschätzungen ausgefallen seien. Wichtiger ist nach Einschätzung der Analysten aber der starke Auftragseingang im Bereich Solarzellen, der den Ausblick für 2011 sicherer erscheinen lasse.

Freenet steigen um 1% auf 8,11 EUR. Einem Analysten zufolge sind die Zahlen für das dritte Quartal "okay" ausgefallen. Weder seien positive noch negative Überraschungen auszumachen. Nach der zuletzt schwachen Entwicklung wird allerdings Erholungspotenzial ausgemacht.

DJG/mgo/hru/raz

Copyright (c) 2010 Dow Jones&Company, Inc.