Alt 20.08.18, 21:53
Standard Dow auf höchstem Stand seit Februar
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NEW YORK (Dow Jones)--Da die Berichtssaison weitgehend abgeschlossen ist, rückten geopolitische Faktoren wieder in den Vordergrund der Wall Street. Dabei setzten Anleger weiterhin große Hoffnungen in die Wiederaufnahme der Gespräche zwischen den USA und China im Handelskonflikt, die ab Mittwoch steigen sollen. Der Dow-Jones-Index gewann 0,3 Prozent auf 25.759 Punkte und schloss auf dem höchsten Stand seit Februar, S&P-500 und Nasdaq-Composite zeigten sich 0,2 bzw. 0,1 Prozent höher. Umgesetzt wurden 633 (Freitag: 762) Millionen Stück. Auf 2.029 (2.057) Kursgewinner kamen an der Nyse 921 (896) -verlierer. Unverändert schlossen 122 (114) Titel.

"Ich denke, der wichtigste Katalysator für die Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten ist die Erleichterung, dass die USA und China auf eine weitere Runde von Handelsgesprächen zusteuern", sagte Marktstrategin Kristina Hooper von Invesco. Sie glaubte aber nicht an eine Einigung und riet Anlegern, sich auf eine volatile Abwärtsbewegung einzustellen. Aber auch anziehende Übernahmeaktivitäten stützten das Sentiment.

Etwas überschattet wurde die Stimmung aber dennoch vom Streit der USA mit der Türkei. US-Präsident Donald Trump hatte den Vorschlag der türkischen Seite abgelehnt, US-Pastor Andrew Brunson freizulassen, wenn die USA im Gegenzug auf eine milliardenschwere Strafzahlung verzichteten, die von den US-Behörden gegen die türkische Großbank Halkbank verhängt worden war.

Negative Schalgzeilen belasten Tesla

Am Aktienmarkt standen einige Übernahmen im Blick. So übernahm Pepsico für 3,2 Milliarden Dollar den Hersteller von Wassersprudlern Sodastream. Tyson Foods kaufte die Sparte Keystone Foods von der brasilianischen Marfrig Global Foods für 2,16 Milliarden Dollar. Pepsico sanken um 0,1 Prozent, während Sodastream 9,4 Prozent zulegten. Tyson Foods tendierten 1,6 Prozent höher.

Derweil ging das Drama um Tesla in eine neue Runde. Die Titel fielen um 1,0 Prozent und erholten sich damit klar von den Tagestiefs. Händler sprachen dennoch von einer Reihe "hässlicher" Schlagzeilen: JP Morgan hatte das Kursziel drastisch gesenkt und die Einstufung "Untergewichten" bekräftigt. Die Aktien des Elektroautobauers waren am Freitag um fast 9 Prozent eingebrochen, belastet von den Ermittlungen der US-Börsenaufsicht wegen der von CEO Elon Musk vor Kurzem via Twitter kommunizierten Überlegungen, das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Zudem hatte Musk am Freitag in einem Interview gesundheitliche Probleme als Folge von Überarbeitung eingeräumt.

Des Weiteren gab es Berichte, wonach sich der saudische Staatsfonds PIF in Gesprächen über einen Einstieg beim Tesla-Wettbewerber Lucid Motors befindet. Musk hatte zuletzt die Hoffnungen genährt, die Saudis könnten bei seinem Unternehmen einsteigen. In der Folge gerieten auch Tesla-Anleihen unter Druck.

Nike legten um 3,0 Prozent zu. Die Analysten von Susquehanna hatten die Aktie des Sportartikelherstellers auf "Positiv" hochgestuft. Dank verbesserter Produkte nehme Nike Adidas und anderen Branchenunternehmen Marktanteile ab, stellten die Experten fest. Die Analysten von Piper Jaffrays schienen das ähnlich zu sehen: Sie hatten die Nike-Aktie auf "Übergewichten" hochgestuft.

Der Ölkonzern Conocophillips legte einen Rechtsstreit mit der Petroleos de Venezuela SA (PDVSA) über Enteignungen bei. Die staatliche venezolanische Gesellschaft zahlt eine Entschädigung von rund 2 Milliarden US-Dollar an den US-Konzern. Der Kurs legte um 1,1 Prozent zu. Gut kamen die Geschäftszahlen von Estee Lauder an. Die Aktie stieg um 3,4 Prozent, nachdem der Kosmetikkonzern in seinem vierten Geschäftsquartal die Erwartungen übertroffen hatte.

Aktien von Lannett brachen um über 60 Prozent auf ein Fünfjahrestief ein. Das Pharma-Unternehmen verlor einen wichtigen Vertriebspartner und schockte Anleger mit einem schwachen Ausblick.

Trump bremst Dollar

Am Devisenmarkt stieg der Euro nach einem zwischenzeitlichen Rücksetzer auf 1,1473 Dollar im späten Geschäft. Bedenken bezüglich der italienischen Staatsfinanzen hatten die Gemeinschaftswährung zeitweise bis auf 1,1394 Dollar gedrückt: Nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke bei Genua will die Fünf-Sterne-Bewegung, einer der Koalitionspartner in der Regierung, 80 Milliarden Euro in die Sanierung der Infrastruktur des Landes investieren. Damit verstieße Italien womöglich gegen EU-Defizitkriterien. Mit zurückgehenden Renditen am italienischen Anleihemarkt zog der Euro dann aber an. Der ICE-Dollarindex büßte 0,2 Prozent ein - auch belastet von Berichten über Kritik an den geldpolitischen Straffungen der Fed durch US-Präsident Trump.

Die türkische Lira blieb zwar unter Druck, nachdem die Ratingagenturen S&P und Moody's die Bonitätsnote der Türkei noch tiefer in den Ramschbereich abgestuft hatten, von ihren Rekordtiefs von über 7 Lira je Dollar aus der vergangenen Woche war die türkische Währung jedoch noch ein gutes Stück entfernt.

Mit dem schwächelnden Dollar machte der Goldpreis den größten Sprung nach vorn seit Ende Juli. Die Feinunze verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 1.190 Dollar im späten Geschäft, nachdem das Edelmetall in der Vorwoche heftig unter die Räder gekommen war. Da China einen der größten Goldkäufer stellt, befeuerte die Hoffnung auf ein Ende des Handelskonflikts auch den Goldpreis. Denn bei einem wirtschaftlichen Abschwung in China dürfte die Nachfrage dort auch wegen der Renminbi-Abwertung leiden, hieß es. Die chinesische Währung legte aber zu und mit ihr die Goldpreise.

Neben Gold verteuerte sich auch Erdöl. Die Aussicht auf eine Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China stützte tendenziell die Ölpreise, weil Anleger Risiken wegen eines globalen Wirtschaftsabschwungs und damit einer nachlassenden Nachfrage etwas auspreisten. Etwas gebremst wurde der Preisauftrieb von der Nachricht, dass die US-Regierung 11 Millionen Barrel der strategischen Ölreserve verkaufen will. Der Preis für ein Fass US-Rohöl der Sorte WTI stieg um 0,8 Prozent auf 66,43 Dollar. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 72,21 Dollar.

Am US-Anleihemarkt legten die Notierungen zu. Analysten erklärten das Interesse an den Festverzinslichen mit den Handelskonflikten und den Risiken im Ausland. Außerdem gebe es umfangreiche Wetten gegen langfristige Staatsanleihen. Fondsmanager Jeffrey Gundlach hatte in einem Tweet aber über das Potenzial eines "Squeeze" spekuliert, der die Notierungen am Rentenmarkt nach oben treibe. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen sank um 4 Basispunkte auf 2,82 Prozent. Die Renditekurve verflachte sich, die Zinsdifferenz zwischen zwei- und zehnjährigen Titel reduzierte sich im Verlauf auf das niedrigste Niveau seit August 2007. Normalerweise weist eine derartige Entwicklung auf große konjunkturelle Ängste hin.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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August 20, 2018 16:11 ET (20:11 GMT)

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