Alt 20.08.18, 18:27
Standard Wall Street setzt weiter auf Entspannung im Handelsstreit
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NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Aktienmärkte setzen zu Beginn der neuen Woche ihren Anstieg fort. Anleger setzen weiterhin große Hoffnungen in die Wiederaufnahme der Gespräche zwischen den USA und China im Handelskonflikt, die ab Mittwoch geplant ist. Daneben richten sich die Blicke auf das Notenbanker-Treffen in Jackson Hole, wo unter anderem Bundesbank-Präsident Jens Weidmann und der Präsident der Federal Reserve von Atlanta, Raphael Bostic, sprechen werden. Hier gilt das Interesse etwaigen Aussagen zu den volkswirtschaftlichen Folgen der Handelskonflikte.

Gegen Mittag US-Ostküstenzeit gewinnt der Dow-Jones-Index 0,4 Prozent auf 25.775 Punkte. Der S&P-500 legt um 0,3 Prozent zu und der Nasdaq-Composite zeigt sich hauchdünn im Plus. "Aktienkurse steigen, weil sich Händler vorsichtig optimistisch über die Handelsgespräche USA-China zeigen (...)", sagt Marktanalyst David Madden von CMC Markets UK. Aber auch anziehende Übernahmeaktivitäten stützen das Sentiment: "Das Signal, welches ausgesendet wird, besteht darin, dass das Sentiment von den Handelsunsicherheiten im Hinblick auf Geschäftsentscheidungen nicht sonderlich in Mitleidenschaft genommen worden ist", sagt Marktstrategin Gabriela Santos von JP Morgan Asset Management mit Blick auf die Übernahmen.

Etwas überschattet wird die Stimmung aber dennoch vom Streit der USA mit der Türkei um einen dort inhaftierten US-Pastor. US-Präsident Donald Trump hat den Vorschlag der türkischen Seite abgelehnt, Pastor Andrew Brunson freizulassen, wenn die USA im Gegenzug auf eine milliardenschwere Strafzahlung verzichteten, die von den US-Behörden gegen die türkische Großbank Halkbank verhängt wurde.

Negative Analystenstudie lässt Tesla weiter nachgeben

Am Aktienmarkt stehen einige Übernahmen im Blick. So übernimmt Pepsico für 3,2 Milliarden Dollar den Hersteller von Wassersprudlern Sodastream. Tyson Foods kauft die Sparte Keystone Foods von der brasilianischen Marfrig Global Foods für 2,16 Milliarden Dollar. Pepsico zeigen sich nahezu unverändert, während Sodastream knapp 10 Prozent zulegen. Tyson Foods tendieren 0,8 Prozent höher.

Derweil geht das Drama um Tesla weiter. Die Titel fallen um 1,1 Prozent, nachdem JP Morgan das Kursziel auf 195 von 308 Dollar gesenkt und die Einstufung "Underweight" bekräftigt hat. Die Aktien des Elektroautobauers waren am Freitag um fast 9 Prozent auf 305,51 Dollar eingebrochen, belastet von den Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC wegen der von CEO Elon Musk vor Kurzem via Twitter kommunizierten Überlegungen, das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Zudem hatte Musk am Freitag in einem Interview gesundheitliche Probleme als Folge von Überarbeitung eingeräumt.

Des Weiteren gibt es Berichte, wonach sich der saudische Staatsfonds in Gesprächen über einen Einstieg beim Tesla-Wettbewerber Lucid Motors befindet. Musk hatte zuletzt die Hoffnungen genährt, die Saudis könnten bei seinem Unternehmen einsteigen. In der Folge geraten auch Tesla-Anleihen unter Druck.

Nike legen um 2,9 Prozent zu. Die Analysten von Susquehanna haben die Aktie des Sportartikelherstellers auf "Positive" hochgestuft. Dank verbesserter Produkte nehme Nike Adidas und anderen Branchenunternehmen Marktanteile ab, stellen die Experten fest. Die Analysten von Piper Jaffrays scheinen das ähnlich zu sehen: Sie haben die Nike-Aktie auf "Overweight" hochgestuft.

Der Ölkonzern Conocophillips legt einen Rechtsstreit mit der Petróleos de Venezuela SA (PDVSA) über Enteignungen bei. Die staatliche venezolanische Gesellschaft werde eine Entschädigung von rund 2 Milliarden US-Dollar zahlen, teilte das Unternehmen mit. Der Kurs legt um 1,6 Prozent zu. Gut kommen die Geschäftszahlen von Estee Lauder an. Die Aktie steigt um 3,5 Prozent, nachdem der Kosmetkkonzern in seinem vierten Geschäftsquartal mit Umsatz und Gewinn die Erwartungen übertroffen hat.

Aktien von Lannett brechen um 59 Prozent auf ein Fünfjahrestief ein. Das Pharma-Unternehmen verliert einen wichtigen Vertriebspartner und schockt Anleger mit einem schwachen Ausblick.

Zweifel an italienischer Haushaltsdisziplin bremsen Euro

Am Devisenmarkt steigt der Euro nach einem zwischenzeitlichen Rücksetzer auf das Tageshoch von 1,1460 Dollar. Bedenken bezüglich der italienischen Staatsfinanzen hatten die Gemeinschaftswährung zeitweise bis auf 1,1394 Dollar gedrückt: Nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke bei Genua will die Fünf-Sterne-Bewegung, einer der Koalitionspartner in der Regierung, 80 Milliarden Euro in die Sanierung der Infrastruktur des Landes investieren. Damit verstieße Italien gegen die EU-Defizitkriterien, merkt Boris Schlossberg, geschäftsführender Direktor von FX Strategy, an. Schlossberg zieht den Vergleich zum ehemaligen britischen Schatzkanzler Gordon Brown und dessen "goldener Regel", wonach Investitionsausgaben der Regierung nicht als Ausgaben im Sinne des EU-Stabilitäts- und Wachstumspakts zu werten sind. Mit zurückgehenden Renditen am italienischen Anleihemarkt zieht der Euro an.

Die türkische Lira bleibt zwar unter Druck, nachdem die Ratingagenturen S&P und Moody's die Bonitätsnote der Türkei noch tiefer in den Ramschbereich abgestuft haben, von ihren Rekordtiefs von über 7 Lira je Dollar aus der vergangenen Woche ist die türkische Währung jedoch noch ein ganzes Stück entfernt.

Mit dem schwächelnden Dollar legt der Goldpreis zu, die Feinunze verteuert sich um 0,4 Prozent auf 1.190 Dollar, nachdem das Edelmetall in der Vorwoche heftig unter die Räder gekommen war.

Wenig Bewegung gibt es am Ölmarkt. Die Aussicht auf eine Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China stützt tendenziell die Ölpreise. Der Preis für ein Barrel US-Rohöl der Sorte WTI steigt um 0,5 Prozent auf 66,25 Dollar. Brent verteuert sich um 0,6 Prozent auf 72,27 Dollar.

Am US-Anleihemarkt legen die Notierungen leicht zu. Analysten erklären das Interesse an den Festverzinslichen mit den Handelskonflikten und den Risiken im Ausland. Außerdem gebe es umfangreiche Wetten gegen langfristige Staatsanleihen, Fondsmanager Jeffrey Gundlach hatte in einem Tweet aber über das Potenzial eines "Squeeze" spekuliert, der die Notierungen am Rentenmarkt nach oben treibe. Die Rendite zehnjähriger Titel sinkt um 3 Basispunkte auf 2,83 Prozent.

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August 20, 2018 12:39 ET (16:39 GMT)

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