Alt 13.08.18, 12:52
Standard Türkei-Krise stimmt Anleger vorsichtiger - Bayer schwach
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FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa geht es am Montagmittag nach unten. Aus Sorge um die Entwicklung in der Türkei fahren die Anleger ihr Risiko herunter. Auch wenn sich die türkische Lira nach dem Absturz am Freitag erst einmal stabilisieren kann, sind die Auswirkungen der dortigen Finanzkrise auf die europäischen Banken oder auch Reiseunternehmen momentan nicht abschätzbar.

"Die Türkei könnte sich an den IWF wenden, die Beziehungen zu den USA verbessern, Kapitalverkehrskontrollen einführen oder die Zinsen erhöhen", sagt Simon Derrick, Devisenstratege der Bank of New York Mellon. Diesen Möglichkeiten hat die Erdogan-Regierung aber zunächst eine Absage erteilt. Stattdessen stellt sie den Banken des Landes zusätzliche Liquidität zur Verfügung. Der türkische Präsident hat am Wochenende erneut kämpferische Töne angeschlagen und sieht sein Land als Opfer einer gezielten Operation.

Thema Nummer 1 am deutschen Aktienmarkt ist, dass ein US-Gericht den nun zu Bayer gehörenden Agrarkonzern Monsanto zu einer Zahlung von 289,2 Millionen Dollar oder 253 Millionen Euro verurteilt, da zwei seiner starken Unkrautvernichter Krebs verursacht haben könnten. Die Aktie von Bayer verliert in der Folge 11 Prozent auf 83,14 Euro und zieht den DAX nach unten. Der DAX verliert 0,6 Prozent auf 12.354 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 Prozent auf 3.404 Punkte abwärts.

Juristische Niederlage von Monsanto überrascht

Die Analysten von Barclays zeigen sich "ein wenig überrascht", dass Bayer-Tochter Monsanto den ersten zivilen Schadenersatzprozess in den USA rund um das Glyphosat verloren hat. Mit Blick auf die Entwicklung in der US-Tabakindustrie hält es die DZ Bank durchaus für möglich, dass das negative erstinstanzliche Urteil gegen Monsanto/Bayer in der Revision abgewiesen wird. Wiederum andere Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Höhe der Zahlung in Berufungsverfahren möglicherweise deutlich reduziert wird, nicht aber, dass Bayer ungeschoren davonkommen wird. Durch die nun drohenden Sammelklagen könnten die Entschädigungszahlungen insgesamt schnell in den Milliarden-Bereich gehen. Erschwerend komme hinzu, dass eine politische Komponente im Gerichtsurteil nicht ausgeschlossen werden könne.

Ansonsten werden an der Börse die Branchen verkauft, die in größeren Geschäftsbeziehungen in der Türkei oder türkischen Unternehmen stehen. Banken führen mit Abgaben von 1,5 die Verliererliste in Europa an den Börsen an. Belastend wirkt weiter das Exposure der Banken Richtung Türkei. Laut Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) sind vor allem spanische Banken in der Türkei mit mehr als 80 Milliarden Dollar engagiert, gefolgt von französischen Geldinstituten, die es auf fast 40 Milliarden bringen. Deutsche Banken sind mit unter 20 Milliarden Dollar mit im Boot. Die Zahlen sind nach Einschätzung aus dem Handel nicht existenzgefährdend, aber erheblich. BBVA verlieren 4 Prozent und Unicredit 3,3 Prozent.

Aber auch der Sektor der Reiseunternehmen steht unter Druck und verliert 0,8 Prozent. So geben TUI um 3 Prozent nach, Thomas Cook verlieren 2,4 Prozent.

Hellofresh verschiebt Break Even

Hellofresh hat zwar die Umsatzprognose erhöht, rechnet mit einem Erreichen der Gewinnschwelle nun aber erst für das kommende Jahr und damit nicht mehr fürs vierte Quartal. Der Kurs gibt um 6 Prozent nach. United Internet hat im zweiten Quartal etwas mehr verdient als erwartet, der Kurs steigt um 0,6 Prozent. Bei Salzgitter liegen die Kennziffern leicht unter den Erwartungen, der Kurs verliert 1,3 Prozent.

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August 13, 2018 06:35 ET (10:35 GMT)

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