Alt 02.08.18, 21:54
Standard Angst vor Zollstreit lässt nach - Apple 1 Billion USD wert
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NEW YORK (Dow Jones)--Der Handelsstreit zwischen den USA und China hat am Donnerstag nur anfangs die Kauflaune an den US-Börsen gedämpft. Schon bald milderten überzeugende Unternehmenszahlen die Sorgen der Anleger. Großen Anteil an der Erholung hatte auch die Apple-Aktie, die den zweiten Tag in Folge kräftig zulegte. Als erstes börsennotiertes US-Unternehmen kommt Apple auf eine Marktkapitalisierung von 1 Billion Dollar.

Das befeuerte besonders die technologielastigen Nasdaq-Indizes. Der Nasdaq-Composite stieg um 1,2 Prozent und der Nasdaq-100 um 1,4 Prozent. Damit konnten die Standardwerte nicht mithalten: Der S&P-500 gewann 0,5 Prozent. Der Dow-Jones-Index schloss kaum verändert bei 25.326 Punkten. Die sowohl im Dow als auch an der Nasdaq notierte Apple-Aktie stieg um 2,9 Prozent auf 207,39 Dollar.

Umgesetzt wurden 766 (Mittwoch: 789) Millionen Aktien. Dabei wurden 1.743 Kursgewinner und 1.199 -verlierer gesehen. Unverändert gingen 122 Titel aus dem Handel.

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China nimmt an Schärfe zu, gleichzeitig hält die US-Notenbank an ihrem Zinserhöhungszyklus fest, wie sie am Vorabend bestätigte. Doch fürchten Anleger weniger steigende Leitzinsen in den USA, die letztlich ein Spiegelbild einer vor Kraft strotzenden Konjunktur sind, sondern vielmehr die Unwägbarkeiten eines drohenden Handelskrieges. Die US-Regierung drohte nun mit Strafzöllen von 25 statt 10 Prozent, mit denen US-Importe im Wert von 200 Milliarden US-Dollar belegt werden sollen. Spezifische Gründe dafür nannte die Regierung nicht. Ein Grund für die härtere Gangart könnte aber die Abwertung der chinesischen Währung sein.

Tesla überrascht positiv

Darüber hinaus hat der US-Kongress ein Verteidigungsgesetz verabschiedet, um die wirtschaftlichen und militärischen Aktivitäten Pekings einzuschränken. "Die harten Worte von US-Präsident Donald Trump haben Händlern Furcht über das globale Wachstum eingeflößt", sagt Marktanalyst David Madden von CMC Markets. Nach den guten ADP-Arbeitsmarktdaten des Vortages spielten die etwas besser als erwartet ausgefallenen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe keine Rolle am Markt, zumal die Fed gerade erst getagt hat.

Die Berichtsperiode lief indes weiter auf vollen Touren. Im Fokus standen die Titel des Elektroautobauers Tesla. Sie schossen um 16,2 Prozent hoch. Der Konzern rutschte im zweiten Quartal zwar tiefer in die Verlustzone, verbrannte aber weniger Geld als befürchtet. Beim Umsatz schnitt Tesla zudem einen Tick besser ab als Analysten geschätzt hatten.

Für T-Mobile US ging es um 4,8 Prozent aufwärts. Der Mobilfunkanbieter hob nach dem besten zweiten Quartal seiner Unternehmensgeschichte bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Prognose sowohl für das Kundenwachstum als auch für das bereinigte EBITDA an. Netto verdiente die US-Tochter der Deutschen Telekom fast 35 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die Papiere des Chemiekonzerns Dowdupont büßten 2,2 Prozent ein und waren damit schwächster Wert im Dow-Jones-Index, obwohl der Konzern dank höherer Verkäufe und Preise im zweiten Quartal mehr umgesetzt und verdient und dabei sowohl die eigenen Ziele als auch die Erwartung der Analysten übertroffen hat. Allerdings sieht sich das Unternehmen als möglichen Leidtragenden der US-Handelspolitik.

Fitbit hat mit seinem Zweitquartalsergebnis die Erwartungen geschlagen, während der Ausblick wie vorhergesagt ausfiel. Nach den guten Geschäftszahlen zeigen sich nun Analysten etwas enttäuscht über den Ausblick. Der Kurs des Anbieters von tragbaren Fitnessmessgeräten fiel um 7,9 Prozent. Zynga verteuerten sich um 5,5 Prozent - gestützt von einem unerwartet guten Geschäftsbericht des Online-Spieleanbieters.

Mit Enttäuschung wurden dagegen die Geschäftszahlen des Spielkasinobetreibers Wynn Resorts aufgenommen. Der Kurs fiel um 6,6 Prozent. Übertroffene Erwartungen reichten bei U.S. Steel für kein Kursplus, die Titel des Stahlkochers büßten mit der Schwäche des Rohstoffsektors 10,3 Prozent ein. Yum Brands lieferte beim bereinigten Gewinn mehr als prognostiziert, verbuchte aber sinkende Umsätze. Der Kurs des Restaurantkettenbetreibers stieg um 1,5 Prozent.

Der israelische Generikahersteller Teva Pharmaceutical schockte mit einem drastischen Erlöseinbruch, die Titel stürzten um 9,5 Prozent ab. Eine Talfahrt von 24,4 Prozent legten Blue Apron Holdings hin, nachdem der Versender von Kochboxen bei deutlich gesunkenen Umsätzen den Verlust ausgeweitet hat.

Daneben feierte der Lautsprecherhersteller Sonos ein erfolgreiches Börsendebüt. Das Unternehmen hatte zuvor seine Ansprüche zurückgeschraubt und den Ausgabepreis bei 15 Dollar festgelegt - unter der ursprünglich genannten Spanne von 17 bis 19 Dollar. Der erste Kurs wurde mit 16 Dollar festgestellt. Im Verlauf der Sitzung legten die Titel stetig zu und gingen bei 19,91 Dollar aus dem Handel - fast 33 Prozent über dem Ausgabekurs. Im Tageshoch hatten die Titel sogar bei 21 Dollar notiert.

Pfund auf Berg- und Talfahrt

Am Devisenmarkt stieg das britische Pfund nach der Zinserhöhung der Bank of England (BoE) zunächst, fiel aber zurück, nachdem Notenbankgouverneur Mark Carney während der Pressekonferenz Erwartungen an weitere Zinserhöhungen gedämpft hatte, indem er andeutete, dass der Brexit Einfluss auf die zukünftige Geldpolitik der BoE haben werde. Unter Umständen könnten die Zinsen auf dem aktuellen Niveau verharren oder sogar gesenkt werden, antwortete Carney auf Fragen nach dem geldpolitischen Kurs der BoE, sollte Großbritannien im März kommenden Jahres ohne ein neues Handelsabkommen abrupt aus der EU ausscheiden.

Der ICE-Dollarindex stieg derweil 0,4 Prozent - getragen von der bekräftigten Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank. Der Euro fiel auf etwa 1,1590 Dollar nach Wechselkursen um 1,1661 am Vorabend.

Trotz des festeren Dollar und der Furcht vor dem Handelskonflikt, der die Nachfrage nach Erdöl beschneiden könnte, erholten sich die Ölpreise von ihren jüngsten Verlusten. Sie profitierten davon, dass die Vorräte im zentralen US-Öllager in Cushing etwas abgenommen haben. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 1,9 Prozent auf 68,96 Dollar je Fass, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 1,5 Prozent auf 73,45 Dollar. Zuvor waren die Preise auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen gefallen, nachdem das US-Energieministerium am Mittwoch überraschend einen Anstieg seiner Ölvorräte gemeldet hatte.

Die Mischung aus festerem Dollar, steigenden Zinsen und der Erholung an den Aktienmärkten drückte den Goldpreis auf den tiefsten Stand seit über einem Jahr. Die Feinunze verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 1.209 Dollar.

Die gestiegene Verunsicherung durch den Handelskonflikt stützte den US-Rentenmarkt. Die Zehnjahresrendite sank um 1 Basispunkt auf 2,99 Prozent.

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August 02, 2018 16:14 ET (20:14 GMT)

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