Alt 02.08.18, 15:54
Standard Wall Street im globalen Abwärtssog
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Rally bei Apple am Vortag in Reaktion auf überzeugende Geschäftszahlen hatte einen größeren Ausverkauf an der Wall Street noch verhindert, nun geht es am Donnerstag deutlicher gen Süden. Im frühen Handel sinkt der Dow-Jones-Index um 0,7 Prozent auf 25.166 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite verlieren 0,5 bzw. 0,3 Prozent.

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China nimmt an Schärfe zu, gleichzeitig hält die US-Notenbank an ihrem Zinserhöhungszyklus fest, wie sie am Vorabend bestätigte. Doch fürchten Anleger weniger steigende Leitzinsen in den USA, die letztlich ein Spiegelbild einer vor Kraft strotzenden Konjunktur sind, sondern vielmehr die Unwägbarkeiten eines Handelskrieges.

Als Warnsignal werden nicht nur die Verluste an den chinesischen Börsen gesehen, sondern vor allem jene in Deutschland, wo der exportlastige DAX trotz einer eigentlich stützenden Euro-Schwäche deutlich abgibt. Im Handelskonflikt mit China verschärft die US-Regierung den Ton und droht mehr als doppelt so hohe Strafzölle auf weitere chinesische Waren einzuführen als bislang geplant. Nun sollen es möglicherweise 25 statt 10 Prozent werden, mit denen US-Importe im Wert von 200 Milliarden US-Dollar belegt werden sollen. Ein Grund für die härtere Gangart könnte die Abwertung des Renminbi sein.

Tesla überrascht positiv

Darüber hinaus hat der US-Kongress ein Verteidigungsgesetz verabschiedet, um die wirtschaftlichen und militärischen Aktivitäten Pekings einzuschränken. "Die harten Worte von US-Präsident Donald Trump haben Händlern Furcht über das globale Wachstum eingeflößt", sagt Marktanalyst David Madden von CMC Markets. Nach den guten ADP-Arbeitsmarktdaten des Vortages spielen die etwas besser als erwartet ausgefallenen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe keine Rolle am Markt, zumal die Fed gerade erst getagt hat.

Die Berichtsperiode läuft indes weiter auf vollen Touren. Im Fokus stehen die Titel des Elektroautobauers Tesla. Sie schießen um 7,6 Prozent hoch. Der Konzern rutschte im zweiten Quartal zwar tiefer in die Verlustzone, verbrannte aber weniger Geld als befürchtet. Beim Umsatz schnitt Tesla zudem einen Tick besser ab als Analysten geschätzt hatten.

Für T-Mobile US geht es um 2,9 Prozent aufwärts. Der Mobilfunkanbieter hob nach dem besten zweiten Quartal seiner Unternehmensgeschichte bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Prognose sowohl für das Kundenwachstum als auch für das bereinigte EBITDA an. Netto verdiente die US-Tochter der Deutschen Telekom fast 35 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die Papiere des Chemiekonzerns Dowdupont büßen 4,0 Prozent ein, obwohl der Konzern dank höherer Verkäufe und Preise im zweiten Quartal mehr umgesetzt und verdient und dabei sowohl die eigenen Ziele als auch die Erwartung der Analysten übertroffen hat. Allerdings sieht sich das Unternehmen als möglicher Leidtragender der US-Handelspolitik.

Fitbit hat mit seinem Zweitquartalsergebnis die Erwartungen geschlagen, während der Ausblick wie vorhergesagt ausfiel. Nach den guten Geschäftszahlen zeigen sich nun Analysten etwas enttäuscht über den Ausblick. Der Kurs des Anbieters von tragbaren Fitnessmessgeräten fällt um 3,9 Prozent. Zynga verteuern sich um 3,2 Prozent - gestützt von einem unerwartet guten Geschäftsbericht des Online-Spieleanbieters.

Für Enttäuschung sorgen dagegen die Geschäftszahlen des Spielkasinobetreibers Wynn Resorts. Der Kurs fällt um 5,0 Prozent. Übertroffene Erwartungen reichen bei U.S. Steel für kein Kursplus, die Titel des Stahlkochers fallen mit der Schwäche des Rohstoffsektors um 4,9 Prozent. Yum Brands lieferte beim bereinigten Gewinn mehr als prognostiziert, verbuchte aber sinkende Umsätze. Der Kurs des Restaurantkettenbetreibers verliert 0,9 Prozent.

Der israelische Generikahersteller Teva Pharmaceutical schockt mit einem drastischen Erlöseinbruch, die Titel stürzen um 6,3 Prozent ab. Eine Talfahrt von 23,4 Prozent legen Blue Apron Holdings hin, nachdem der Versender von Kochboxen bei deutlich gesunkenen Umsätzen den Verlust ausgeweitet hat.

Pfund auf Berg- und Talfahrt

Am Devisenmarkt steigt das britische Pfund nach der Zinserhöhung der Bank of England (BoE) zunächst, doch mahnende Worte von Notenbankgouverneur Mark Carney setzen Sterling anschließend zu Dollar und Euro unter Druck. Laut einer Händlerin soll Carney erklärt haben, dass der Brexit Einfluss auf die zukünftige Geldpolitik der BoE haben werde.

Zugleich habe Carney unterstrichen, dass die BoE auf alle Eventualitäten vorbereitet sei und notfalls den Märkten Liquidität zur Verfügung stellen werde. Mit den Aussagen komme die Angst vor einem harten Brexit wieder auf, so die Händlerin. Der ICE-Dollarindex steigt derweil 0,3 Prozent - getragen von der bekräftigten Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank. Der Euro fällt auf 1,1628 Dollar nach Wechselkursen um 1,1661 am Vorabend.

Die gestiegene Verunsicherung durch den Handelskonflikt stützt den US-Rentenmarkt, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fällt um einen Basispunkt auf 2,99 Prozent.

Der feste Dollar und die Furcht vor dem Handelskonflikt, der die Nachfrage nach Erdöl beschneiden könnte, belasten den Ölmarkt. Die Preise fallen auf Sechswochentiefs. US-Leichtöl der Sorte WTI ermäßigt sich um 0,4 Prozent auf 67,38 Dollar je Fass, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,4 Prozent auf 72,11 Dollar.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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August 02, 2018 09:58 ET (13:58 GMT)

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