FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt tendiert am Dienstagmittag sehr fest und hat erheblich an Fahrt gewonnen. Der DAX steigt gegen 13.05 Uhr um 2% oder 107 auf 5.524 Punkte. Die Herunterstufung der Bonität Italiens durch S&P um eine Stufe auf "A" hat nur zu Handelsbeginn belastet. Die Hoffnung, dass die Troika aus Internationalem Währungsfonds, EU-Komission und Europäischer Zentralbank die Auszahlung der nächsten Tranche an Griechenland billigen wird, sorgt für Entspannung. Der griechische Finanzminister hat die Gespräche als "produktiv" bezeichnet.

Auch der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen hat für eine gewisse Erleichterung gesorgt. Mit -43,3 hat er sich im September nicht so stark eingetrübt wie die erwarteten -45,0 Punkte. Im Vormonat hatte er noch bei -37,6 gelegen. Händler achten ohnehin mehr auf den ifo-Index. Er orientiere sich stärker an der Realwirtschaft, heißt es.

Am Abend beginnt die Sitzung der US-Notenbank, die bis Mittwoch dauert. "Angesichts der Versprechung bis Mitte 2013 die Leitzinsen auf außerordentlich niedrigem Niveau zu halten, sind nun andere Anknüpfungspunkte gefragt", meint ein Marktteilnehmer. Im Gespräch sei die Umschichtung der Anleihebestände in längere Laufzeiten. Dies wäre ein möglicher erster Schritt, falls sich die Geldhüter die Option eines weiteren Ankaufprogramms erhalten wollen. Eine weitere vorsichtige Maßnahme wäre die Absenkung der Einlagenverzinsung von derzeit 0,25%.

Auch die Jahrestagung von IWF und Weltbank steht im Blick. Von dort könnten jederzeit Aussagen zum Wachstum der Weltwirtschaft oder Finanzstabilität kommen, so Marktstimmen. Zudem werden die Baubeginne und -genehmigungen für die USA bekanntgegeben.

Versorgertitel legen deutlich zu und stützen damit den Gesamtmarkt. Ein Finanzgericht in Hamburg hat am Vortag die Rechtmäßigkeit der Brennelementesteuer bezweifelt und dem Eilantrag eines Kernkraftwerkbetreibers stattgegeben. Das Gericht äußerte "ernstliche Zweifel" an der Verfassungsmäßigkeit des Kernbrennstoffsteuergesetzes. "Das Gerichtsurteil sorgt für Entspannung, es könnte massive Kosteneinsparungen bedeuten", sagt ein Händler. Die Gewinnschätzungen für E.ON müssten dann bis zu 13% und für RWE bis zu 10% steigen, meinen die Analysten der UBS. E.ON steigen um 3,5% auf 15,70 EUR, RWE um 3,2% auf 25,80 EUR.

Henkel rücken sogar um 3,7% auf 40,22 EUR vor und setzen sich damit an die Spitze der Bewegung. "Das Unternehmen hat sich sehr positiv auf einer Investorenkonferenz präsentiert", sagt ein Händler.

Als positiv für Metro werten Marktteilnehmer das Bekenntnis der Eigentümerfamilie Haniel zum Vorstandsvorsitzenden Cordes. "Das nimmt die Unruhe der Diskussion aus der Aktie und lässt wieder eine Konzentration auf die Unternehmensentwicklung zu", sagt ein Händler. Damit hätten sich rund 50% der Eigentümer zu Cordes bekannt. Zuletzt hatte sich bereits der zweitgrößte Metro-Ankeraktionär, die Familie Schmidt-Ruthenbeck, hinter Cordes gestellt. Metro steigen um 2,4% auf 30,54 EUR.

Lufthansa sind dagegen nach einer Gewinnwarnung des Unternehmens unter Druck geraten. "Das dürften nur die wenigsten erwartet haben", kommentiert ein Händler. Noch am Vormittag hatte der Sektor mit Aufschlägen auf die erhöhte IATA-Prognose reagiert. Die Aktie verliert 5,1% auf 10,24 EUR.

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