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Würden Sie vermuten, dass der DAX innerhalb von nur neun Wochen um 25% zugelegt hat: „Hertie macht im Sommer dicht" (Financial Times), „Konjunktur: Wirtschaftskrise schlägt voll auf Arbeitsmarkt durch" (WirtschaftsWoche), „Datenschutz: Telekom schnüffelt Intimleben von Bewerbern aus" (Welt Online), „Opel-Standort Eisenach: Schließung nicht ausgeschlossen" (FAZ), „Hewlett Packard verbucht Umsatz- und Gewinnrückgang" (Focus Online) und „Ministerium rügt Bankenaufsicht BaFin" (Bild), „BaFin nicht handlungsfähig" (n-tv).
Also mal ganz im Ernst: Wer in einer solchen Situation Aktien kauft, dem ist doch wirklich nicht mehr zu helfen, oder? Wenn Sie dann noch die Verwirrung hinzu ziehen, die derzeit um die Porsche-Übernahme von VW – oder war es andersrum – besteht, dann schwindet das letzte Vertrauen in unseren Finanzmarkt. Oder war es die Schäffler-Übernahme von Conti, die Sie verwirrt? Auch hier weiß ich nicht mehr, wer wen übernimmt. Jeder vernünftige Mensch, der sich nur am Rande mit diesen Vorgängen beschäftigt, muss zu dem Schluss kommen, dass er sein Geld niemals in die Aktienbörse stecken wird. Nun ist das nicht ein Zeichen der berühmten deutschen Skepsis, vielmehr sehen die Schlagzeilen in „Great America" ganz ähnlich aus. „Hewlett Packard streicht 6.400 Jobs" (Bizjournals), „Umsatz konstant, aber Gewinneinbruch um 13% bei Target" (New York Times), „US-Rentenagentur verzeichnet Rekorddefizit" (Reuters) und „Neubauten von Häusern um 40% eingebrochen". Viele dieser Meldungen sind in Wirklichkeit extrem positiv. Doch gute Meldungen verkaufen sich nicht so gut wie Angst, Panik und Schrecken. Daher werden Sie nur selten differenzierte und inhaltlich ausgewogene Titel-Schlagzeilen sehen. An der Börse löst man sich so langsam wieder von dieser Irreführung durch die Medien und konzentriert sich auf die Wirklichkeit. Und diese sieht schon recht gut aus. Schauen Sie sich einmal die Wochenperformance der wichtigsten Indizes an: Da kann man sich so gar nicht vorstellen, dass obige Schlagzeilen von Anlegern ernst genommen werden: INDIZES (19.05.2009) Dow Jones: 8.474 | 2,3% DAX: 4.959 | 4,7% Nikkei: 9.344 | 2,8% Euro/US-Dollar: 1,364 | 0,8% Euro/Yen: 130,88 | 1,7% 10-Jahre-US-Anleihe: 3,24% | 0,0 Umlaufrendite Dt: 3,13% | 0,1 Feinunze Gold USD: $929,22 | 0,4% Fass Crude Öl USD: $60,61 | 3,7% Baltic Dry Shipping I: 2.644 | 8,7% Der Ölpreis steht über 60 USD/Fass, nachdem ich noch vor wenigen Wochen Argumente auflisten musste, warum ein Rutschen unter 30 USD/Fass unwahrscheinlich ist. Die Weltwirtschaft läuft wieder an. Darauf deutet auch der Baltic Dry Index hin, der nach einem sprunghaften Anstieg in der Vorwoche weiter anzieht. Der Welthandel zieht also ebenfalls an. Mit Nachholbedarf hat der DAX nun auch einmal seine beiden Geschwister Dow Jones und Nikkei geschlagen. In Deutschland setzt sich die Erkenntnis durch, dass das Schlimmste der Krise auch bei uns bald überstanden sein wird – ungeachtet der steigenden Arbeitslosigkeit und vielleicht auch ungeachtet der steigenden Insolvenzen. Unterm Strich zieht die Nachfrage, insbesondere aus dem Ausland, wieder an. Und das trotz eines extrem festen Euro-Wechselkurses. Derzeit legt der Euro gegenüber dem US-Dollar und dem Yen kontinuierlich Woche für Woche zu, so dass unsere Exporte immer teurer werden. Doch Währungssicherungen der Unternehmen sorgen dafür, dass ein negativer Effekt begrenzt bleibt. Auch wenn Sie sich die Stimmung unter Privatanlegern und Analysten anschauen, werden Sie den Kopf über die oben zitierten Schlagzeilen schütteln: Die Stimmung der Finanzmarktteilnehmer hellt sich weiter auf: SENTIMENTDATEN ANALYSTEN: Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen 01.-05. Mai (165): 62% / 38% 08.-15. Mai (216): 62% / 38% 15.-20. Mai ( 82): 70% / 30% ANALYSTEN KAUF Klöckner, Hochtief, Commerzbank ANALYSTEN VERKAUF Havas, Bauer, Verbund AG( Österreichische Elektr.) PRIVATANLEGER: Aktuell 69% Bullen (+9%, 65 Stimmen) Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 4.805 PRIVATANLEGER KAUF Aixtron, Borussia Dortmund PRIVATANLEGER VERKAUF ProsiebenSat1, Heidelberg Cement Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel Ach so, habe ich schon erwähnt, dass General Motors nun ein Insolvenzverfahren anstrebt? Na ja, habe ich Ihnen ohnehin bereits seit zwei Jahren in Aussicht gestellt. Und wider Erwarten, zumindest wider „Schlagzeilen-Erwarten", ist die Insolvenz nicht das Ende der Welt, nicht der Untergang der Automobilindustrie mit allen Zulieferern und 100.000 Arbeitsplätzen, sondern wird von der Börse nicht einmal zur Kenntnis genommen. Hmmm, dann sind es wohl andere Meldungen, die derzeit relevant sind. Montag Lowe, Dienstag Home Depot und Mittwoch Toll Brothers. Darüber hinaus die Meldung, dass die Aktienplatzierung der Bank of America hoffnungslos überzeichnet war: Fonds erhielten nur rund ein Viertel der gezeichneten Aktien zugeteilt! Und das bei einem Volumen von 13,5 Mio. USD. Insgesamt wurden seit der Veröffentlichung, oder sollte ich besser sagen seit dem Durchsickern der Ergebnisse des Belastungstests für US-Banken, insgesamt Aktien im Volumen von 48 Mrd. USD platziert... | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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