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Die Presse, die in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich Hiobsbotschaften verbreitet hatte, hat verlernt, positive Artikel zu schreiben. Spätestens beim Chefredakteur oder Produktionsleiter werden die positiven Anzeichen ein wenig anders formuliert, sodass die Meldungen wieder in das Schema der vergangenen zwei Jahre passen.
15% WACHSTUM WIRD ASL „STABIL“ BEZEICHNET Ein Kunde schickte mir dazu einen bemerkenswerten Zeitungsartikel über den Binnenhafen in Mannheim. „Hafenumschlag im März stabil“ lautet die Überschrift. Irgendwo im Artikel erfahren wir dann, dass die umgeschlagene Tonnagemenge im Vergleich zum Vormonat um 9% angestiegen ist und dass 15% mehr Container verladen wurden. Eine solche Entwicklung wird als „Stabilisierung“ bezeichnet. Ich weiß nicht, welches Deutsch dieser Chefredakteur verwendet, doch in meinem Wortschatz steht das Wort „stabil“ für „gleichbleibend, beständig“. 15% Zunahme hingegen würde ich als „Wachstum“ bezeichnen. Oder etwa nicht? 6 BANKEN DURCH US-BELASTUNGSTEST DURCHGEFALLEN 19 Banken wurden diesem Test unterzogen, 13 davon sind gesund und nur 6 schwach. Das sind mehr als doppelt so viele und damit mehr als genug, um die schwachen Banken zu übernehmen, Teile daraus aufzusaugen oder deren Insolvenzen aufzufangen. Erinnern Sie sich: Der Belastungstest wurde von US-Finanzminister Tim Geithner initiiert, um zu prüfen, ob der Finanzsektor der USA einer Weltwirtschaftskrise standhalten würde. Es stand zu befürchten, dass durch eine Kettenreaktion alle privaten Banken zahlungsunfähig würden. Das Ergebnis dieses Belastungstests ist nun bekannt und es hat sich gezeigt, dass 13 Banken gesund genug sind, um durch Wind und Wetter und Weltwirtschaftskrise zu segeln, ohne vom Kurs abzukommen. Im Januar, bevor FED-Chef Bernanke seinen Helikopter startete, hatte selbst Ihr Autor die Befürchtung, dass diese Krise den gesamten privaten Bankensektor in den Abgrund reißen könnte. Also: Eine vollständige Verstaatlichung des Bankensektors ist nicht zu befürchten. Die sechs faulen Banken benötigen nun mehr Kapital. Sollten sie dies nicht beschaffen können, so werden sie unter den 13 verbleibenden Banken aufgeteilt. Für die Wirtschaft wird das keine Auswirkung haben. Ist das nun eine gute oder eine schlechte Nachricht? Für Ihren Autor ist das eindeutig etwas Positives, auch wenn die Presse das anders sieht! PANIKMACHE VOR SCHWEINEGRIPPE ÜBERTRIEBEN Inzwischen hat sich selbst das Robert-Koch-Institut zu Wort gemeldet: Dort lässt die Bundesregierung die fraglichen Grippefälle auf Schweinegrippe testen. Der Leiter des Robert-Koch-Instituts, Jörg Hacker, warnte vor unnötiger Panikmache. In Deutschland gebe es ausreichend Grippeschutz, gefährdet seien bislang nur Mexikoreisende und deren unmittelbaren Kontaktpersonen. Er schließt einen Anstieg der Fälle mit Schweinegrippe von derzeit drei nicht aus, rechnet aber nicht damit, dass die Schweinegrippe außer Kontrolle gerät. In Deutschland sowie in der ganzen Welt sei man sich der Gefahr bewusst und habe entsprechende Gegenmaßnahmen umgesetzt. Die Heraufstufung der Gefahr durch die Weltgesundheitsorganisation sei ein planmäßiger Schritt zur frühzeitigen Bekämpfung der Ausbreitung. Mundschutz sollten diejenigen tragen, die Schweinegrippe haben, um andere nicht anzustecken. Doch als Schutz vor Ansteckung tauge der Mundschutz nicht. Nun, da hat das Robert-Koch-Institut als Stimme der Vernunft genau meine Auffassung von der Schweinegrippe, die ich am Dienstag an die Kunden des Heibel-Ticker PLUS verschickte, bestätigt. Nichts als Panikmache. BÖRSEN STEIGEN UNAUFHALTSAM WEITER Nicht einmal die Schweinegrippe vermochte der Rallye einen maßgeblichen Dämpfer zu versetzen. Während die Pharma- und defensiven Aktien in die Höhe gejubelt wurden, gaben die konjunkturabhängigen Aktien kaum nach. Schauen Sie sich am Ende dieser vermeintlich schrecklichen Woche einmal die Wochenperformance der wichtigsten Indizes an: INDIZES (29.04.2009) Dow Jones: 8.185 | 2,9% DAX: 4.704 | 3,7% Nikkei: 8.828 | 1,4% Euro/US-Dollar: 1,336 | 1,2% Euro/Yen: 130,41 | 2,1% 10-Jahre-US-Anleihe: 3,10% | 0,0% Umlaufrendite Dt: 3,01% | 0,1% Feinunze Gold USD: $898,67 | -1,4% Fass Crude Öl USD: $52,61 | 13,1% Baltic Dry Shipping I: 1.772 | -6,6% Hätten Sie geglaubt, dass der DAX um 3,7% ansteigt, obwohl derzeit Meldungen wie „Deutsche Arbeitslosenquote im Aufwärtstrend“ und „Enteignung bei der Hypo Real Estate rückt näher“ auf den Titelseiten prangen? Nun, es wird noch ein paar Monate dauern, bis die Presse wieder optimistischere Schreiber zu Wort kommen lässt. Doch Sie wissen ja: Dann steht der DAX über 6.000 Punkten. An der Börse selbst scheint man sich langsam von den negativen Schlagzeilen loszusagen, Anleger und Analysten werden langsam optimistischer. Schauen Sie selbst, wie sich die Sentimentdaten diese Woche entwickelt haben: SENTIMENTDATEN ANALYSTEN: Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen 10.-17. Apr (104): 56% / 44% 17.-24. Apr (168): 54% / 46% 24.-30. Apr (126): 62% / 38% ANALYSTEN KAUF MorphoSys, Daimler, Debenhams ANALYSTEN VERKAUF Banco Bilbao, Volvo Fria, Liberty Int. PRIVATANLEGER: Aktuell 54,4%% Bullen (68 Stimmen) Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 4.624 PRIVATANLEGER KAUF Royal Bank of Scotland PRIVATANLEGER VERKAUF American Express, Daimler, Salzgitter Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel Die Analysten geben schon wieder reihenweise Kaufempfehlungen ab. Unter den Anlegern wächst der Optimismus kontinuierlich an. US-NOTENBANK ENTWICKELT SICH ZUM FELS IN DER BRANDUNG Seit Bernanke nicht mehr unter Hank Paulson und George Bush arbeiten muss, hat er sich vollkommen gewandelt. Er verspricht genau das, wofür er geholt wurde. Bekannt wurde er als Helikopter-Ben, weil er öffentlich sagte, er werde zur Not Geld aus Helikoptern über die Bevölkerung streuen, um eine Deflation zu verhindern. Und genau das tut er jetzt: Die Geldschleusen der US-Notenbank sind weit geöffnet. Der Leitzins ist nahe null Prozent, und darüber hinaus kann sich so ziemlich jeder mit Geldnot günstig bei der Fed refinanzieren. Ein falsches Wort von Bernanke und die Rallye ist beendet. Wenn Bernanke heute sagen würde, dass er ab sofort Inflationstendenzen bekämpfen muss, dann wären wir schnell wieder auf dem Niveau von Februar/März dieses Jahres. Stattdessen bleibt er auf Kurs. In seiner gestrigen Rede wiederholte er seine Haltung sinngemäß wie folgt: Die Fed werde weiterhin die Geldschleusen weit geöffnet lassen. Und das werde so lange der Fall bleiben, wie notwendig, um die Wirtschaft der USA wieder in Schwung zu bringen. Doch anschließend werde er Maßnahmen ergreifen, um eine Hyperinflation zu vermeiden. Mehr kann er nicht tun. In meinen Augen ist ihm damit der Spagat zwischen Rezessionsbekämpfung und Inflationsvermeidung gut gelungen. Aktienanleger wissen, dass weiterhin wirtschaftliche Risiken für einzelne Unternehmen bestehen werden, denn die Geldschleusen könnten jederzeit geschlossen werden. Anleiheanleger wissen, dass eine etwaige Inflation im Rahmen bleiben sollte. Bleibt zu hoffen, dass ihm gelingt, was er verspricht. VORSICHT VOR GM & CHRYSLER Wissen Sie, warum Daimler-, BMW- und VW-Aktien in dieser Woche so gut liefen? Weil die sich in Detroit abzeichnende Lösung für General Motors und Chrysler die kommunistischste aller Lösungen ist. 55% der Anteile der beiden Autokonzerne werden an die Autogewerkschaften UAW übertragen, um die Pensionsverpflichtungen abzusichern. Dies geschieht zu Lasten der Aktionäre und Kreditgeber (also Bondholder). Es scheint, dass die Obama-Administration dieser Lösung zustimmen möchte. Gut, die Aktionäre müssen leiden, wenn das Unternehmen quasi pleite ist. Daran will ich nicht rütteln. Doch Kreditgeber werden laut Gesetz VOR den Arbeitnehmern ausbezahlt. Und das wird nun außer Kraft gesetzt. Zum einen ist das der erwartete Schwenk der USA weg vom Turbokapitalismus, jedoch meiner Ansicht nach zu weit hin zu volkseigenen Betrieben. Zum anderen dürfen sich die Wettbewerber freuen, denn schlagkräftige Unternehmen sind aus solchen Konstruktionen noch nie entstanden. Eine erfolgreiche Börsenwoche, take share Stephan Heibel http://heibel-ticker.de | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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