Alt 27.04.12, 11:08
Standard Japanische Geldpolitik stützt - Spanien belastet
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SINGAPUR (Dow Jones) - Die ostasiatischen Finanzmärkte haben am Freitag eine ganze Reihe von Einflussfaktoren verarbeiten müssen. Sowohl an den Börsen als auch am Devisenmarkt sorgte vor allem die Ausweitung der expansiven Geldpolitik der japanischen Notenbank (BoJ) für Kursausschläge, die sich im Handelsverlauf aber als nicht nachhaltig erwiesen. So machte der Index der Tokioter Börse zunächst einen Freudenhüpfer nach oben, rutschte dann aber wieder ab. Der Yen quittierte die etwas aggressiver als erwartet ausgefallene BoJ-Entscheidung mit einem kurzen Schwächeanfall, erholte sich aber rasch wieder. Die Kurse japanischer Staatsanleihen stiegen.

In Tokio trieb die unerwartet starke Ausweitung der expansiven japanischen Geldpolitik den Nikkei-225 im Tageshoch auf 9.692 Punkte. Am Ende standen dann aber nur 6.521 Zähler zu Buche, entsprechend einem Minus von 0,4 Prozent. In Seoul sorgten die guten Geschäftszahlen von Samsung für ein Plus von 0,6 Prozent, in Sydney überwog nach der Bonitätsabwertung Spaniens die Vorsicht und der Index gab leicht nach.

Neben der Geldpolitik der BoJ hellten Rekordergebnisse von Samsung und weitere gute Quartalsergebnisse der Unternehmen die Stimmung auf. Auch die guten Vorgaben der Wall Street nach dem unerwarteten Anstieg der ausstehenden US-Hausverkäufe auf ein Zweijahreshoch stützten. Etwas in den Hintergrund rückte die Rating-Abstufung Spaniens durch Standard & Poor's um gleich zwei Stufen.

"Das verschwommene Bild, das die weltweite Konjunkturerholung abgibt, scheint in allernächster Zeit nicht klarer zu werden", fasste Justin Harper, Marktstratege bei IG Markets Singapore, das Umfeld zusammen.

Rating-Abstufung Spaniens belastet Euro

Die schlechtere Bonitätsbewertung Spaniens machte sich am stärksten am Devisenmarkt bemerkbar. Die Abstufung sorge für eine wieder größere Risikoscheu der Anleger, insbesondere auch mit Blick auf eine im Tagesverlauf anstehende Auktion italienischer Anleihen, hieß es. Der Euro fiel auf rund 1,3180 Dollar zurück, verglichen mit Ständen von 1,3240 vor Bekanntwerden der Nachricht am späten Vorabend gegen 23.00 Uhr MESZ. Der Yen rutschte nach der Meldung über die Maßnahme der BoJ zu Dollar und Euro nur kurz ab. So kostete ein Dollar im Tagestief 81,44 Yen, verglichen mit etwa 81,08 Yen zuvor.

Im Kampf gegen die Deflation hat die japanische Notenbank eine neuerliche Aufstockung ihres Wertpapierkaufprogramms um netto fünf Billionen Yen beschlossen. Um die langfristigen Zinsen zu senken, sollen nun auch japanische Staatsanleihen mit Laufzeiten von bis zu drei Jahren erworben werden. Bisher hatte die maximale Laufzeit bei zwei Jahren gelegen.

"Der Schritt ist offensichtlich positiv für Gold, Immobilien, Export und den Dollar und negativ für den Yen und das ist das, was der Markt sehen wollte", kommentierte David Rubenstein, Analyst bei Religare Global Asset Management Japan. "Das signalisiert, dass die BoJ-Politik noch für einige Zeit expansiv bleiben wird", ergänzt er.

Etwas in den Hintergrund gerieten unterdessen eine ganze Reihe von japanischen Konjunkturdaten, die bereits früher am Tag bekannt geworden waren und überwiegend schwächer als erwartet ausgefallen sind. So fiel beispielsweise der Anstieg der Industrieproduktion schwächer aus als erwartet und die Umsätze im Einzelhandel besser.

Unternehmensergebnisse machen Kurse

An der Tokioter Börse drückten am dortigen letzten Handelstags des Monats Gewinnmitnahmen nach der kurzen Eurphorie den Index ins Minus. Die Monatsbilanz von minus 5,6 Prozent war die schwächste seit November 2011. Dabei belasteten vor allem Verluste bei Marktschwergewichten wie Fanuc, Canon und Japan Tobacco die Stimmung. "Die Maßnahmen der Zentralbank bewegten sich im Rahmen der optimistischen Prognosen, aber nach dem sehr schwachen April und vor dem verlängerten Wochenende wollten viele Akteure einfach keine großen Risiken mitnehmen", sagte ein Händler zu dem scharfen Richtungswechsel im späten Handel.

An anderer Stelle hieß es, die BoJ tue immer noch nicht genug, um ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Deflation wiederzugewinnen. Zudem sei der Zeithorizont für die Anleihekäufe auf Ende Juni 2013 ausgeweitet worden und nicht auf Ende 2012, womit die Auswirkungen der Käufe schwächer ausfielen.

Gegen den breiten Markt gewannen bei den Einzelwerten Advantest 7,2 Prozent, nachdem das Unternehmen mit einem unerwartet positiven Ausblick überraschte. Nomura Securities erhöhte daraufhin seine Einstufung auf "Buy". Nintendo rutschten um 5,5 Prozent ab, nachdem der Spielehersteller seinen ersten Jahresverlust seit über 30 Jahren berichtet hatte.

In Seoul gab Samsung Electronics einen Rekordgewinn für das erste Quartal 2012 bekannt. Der Gewinn stieg vor allem dank des starken Smartphone-Absatzes um 82 Prozent auf 5,05 Billionen Won. Das sorgte für Kauflaune nicht nur bei der Samsung-Aktie selbst, die um 2,5 Prozent zulegte. Hyundai Motor stiegen nach dem besser als erwartet ausgefallenen Quartalsausweis am Vortag um 1,1 Prozent.

Unerwartet gute Geschäftszahlen bescherten in China auch PetroChina ein überdurchschnittliches Plus von rund 3 Prozent.

In Sydney legten Macquarie Group um 3 Prozent zu, gestützt von einem besser als erwartet ausgefallenen Ausblick der Bank. Eine Gewinnwarnung drückte dagegen JB Hi-fi um über 6 Prozent.

DJG/DJN/gos

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