Alt 03.04.20, 18:04
Standard Börse baut Verluste aus - Schwache Pay Rolls belasten
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach einer anfangs recht gelassenen Reaktion auf den schwachen Arbeitsmarktbericht (Pay Rolls) geraten die US-Börsen am Freitag im weiteren Verlauf des Handels nun doch stärker unter Druck. Im März gingen am US-Arbeitsmarkt 701.000 Stellen verloren, es war der erste Rückgang seit 2010. Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang um 10.000 Stellen erwartet. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich auf 4,4 Prozent und verzeichnete damit den stärksten monatlichen Anstieg seit 1975.

Allerdings sind in dem Bericht die zuletzt gesehenen explosionsartigen Anstiege der wöchentlichen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe noch nicht enthalten, denn der Berichtszeitraum des Arbeitsmarktberichts reichte nur bis zum 12. März. Damit dürfen erst im April-Bericht diese Entwicklungen sichtbar werden. Es dürfte nur der Beginn eines dramatischen Einbruchs am Arbeitsmarkt sein, der die US-Arbeitslosenquote auf Rekordniveau bringen könnte. Wegen der Pandemie sind zahlreiche Betriebe, Geschäfte und Gaststätten stillgelegt, während ungefähr zwei Drittel der 330 Millionen US-Bürger strengen Ausgangsbeschränkungen unterliegen.

Der Dow-Jones-Index verliert gegen Mittag (Ortszeit New York) 1,7 Prozent auf 21.042 Punkte. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite fallen um 1,7 und 1,5 Prozent. Vor dem Wochenende drängen Anleger aus dem Markt, zumal die kurzfristigen Entwicklungen derzeit besonders unwägbar sind.

Denn weiter bestimmt die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie das Geschehen. In den USA ist mit 1.169 Todesfällen die bislang weltweit höchste Zahl binnen 24 Stunden innerhalb eines Landes verzeichnet worden. Laut den jüngsten Prognosen der US-Regierung könnten bis zu 240.000 Menschen an der von dem Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 sterben.

Dazu kommen weiter nicht absehbare negative Auswirkungen auf die US-Konjunktur. Durch die verhängten Ausgangsbeschränkungen wird vor allem der Konsum belastet, der ein entscheidender Faktor für US-Wirtschaft ist.

"Je länger der Lockdown dauert, desto größer der Schaden", sagt Stratege Eddy Loh von Maybank Group Wealth Management. "Wir werden sehr genau verfolgen, ob die Liquiditätskrise zu einer Finanzkrise wird. Und die USA werden dabei die entscheidende Rolle spielen", so der Teilnehmer weiter.

Ölpreise legen weiter zu - Hoffen auf Fördersenkungen

Für die Ölpreise geht es zum Wochenausklang weiter nach oben, wenn auch mit einem etwas geringeren Tempo als noch am Vortag. Eine Allianz von Ölproduzenten unter Führung von Saudi-Arabien und Russland will nach Angaben von Opec-Vertretern am Montag in einer Telefonkonferenz über Produktionskürzungen von mindestens 6 Millionen Barrel pro Tag diskutieren und überlegen, die ob US-Produzenten zur Teilnahme an der Diskussion einzuladen. Das Ergebnis wird weitgehend von einer Diskussion am Freitag zwischen dem Weißen Haus und den US-Ölgesellschaften abhängen. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt um 5,8 Prozent auf 26,79 Dollar, für Brent geht es um 9,6 Prozent auf 32,80 Dollar nach oben.

Unter den Erwartungen ausgefallene Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone drücken den Euro im Verlauf auf den tiefsten Stand gegenüber dem Dollar seit neun Tagen. In der Zweitlesung verfehlte der EU-Index für den Dienstleistungssektor mit einem Stand von 26,4 die Prognose von 28,4 deutlich. Und das gegenüber einem Februar-Wert von 52,6. Der Dollar baut dagegen seine Gewinne noch etwas aus, trotz der erneut schwachen Daten vom US-Arbeitsmarkt. Er profitiert damit weiterhin von seinem Status als "sicherer Hafen". Aktuell notiert der Euro knapp unter 1,08 Dollar.

Der Goldpreis tritt auf der Stelle. Die Feinunze notiert kaum verändert bei 1.616 Dollar. Der überraschend schlechte US-Arbeitsmarktbericht hat kaum Auswirkungen auf das Edelmetall.

Die sich ausweitenden Verluste am Aktienmarkt verschaffen dagegen dem Anleihemarkt Zulauf. Die Rendite der zehnjährigen Papiere fällt um 2,3 Basispunkte auf 0,57 Prozent.

Leggett & Platt kassiert Jahresprognose

Auch bei den Einzelwerten dominiert die Coronavirus-Pandemie. Der Möbelhersteller Leggett & Platt hat wie viele andere Unternehmen auch seine Jahresprognose kassiert. Allerdings beruhigte das Unternehmen mit dem Hinweis einer soliden Bilanz bzw. eines entsprechenden Liquiditätsprofils. Die Aktie fällt um 5,8 Prozent.

Der Online-Haustierbedarfshändler Chewy erfüllte derweil zwar die Umsatzerwartungen in seinem vierten Quartal, schrieb aber weiter rote Zahlen. Zudem gab Chewy keinen Ausblick ab. Chewy geben um 4,2 Prozent nach.

Twitter steigen um 0,9 Prozent. Die Analysten von CFRA haben die Aktie auf "Buy" von "Hold" hochgestuft. Die negativen Einflüsse der Corona-Pandemie auf Konsum- und Werbeausgaben seien übertrieben stark eingepreist und die Aktie nunmehr attraktiv bewertet.

Gute Verkaufszahlen im ersten Quartal verhelfen der Tesla-Aktie zu einem Plus von fast 7 Prozent. Die Zahlen seien deutlich besser als erwartet ausgefallen, heißt es von der Deutschen Bank, die zwar an ihrer Einstufung "Hold" für Tesla festhält, Umsatz- und Ergebnisschätzung für das erste Quartal aufgrund der Verkaufszahlen jedoch angehoben hat.

Kontakt zum Autor: maerkte@dowjones.com

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April 03, 2020 12:17 ET (16:17 GMT)

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