Alt 02.04.20, 16:04
Standard Schwache US-Erstanträge schicken Börsen ins Minus
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FRANKFURT (Dow Jones)--Nachdem die europäischen Aktienmärkte lange Zeit des Tages auf unverändertem Niveau notierten, ging es nach der Veröffentlichung der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nach unten. Diese sind auf eine Rekordmarke von 6,648 Millionen in die Höhe geschossen und lagen damit rund doppelt so hoch wie die prognostizierten 3,1 Millionen.

"Der Anstieg der Arbeitslosigkeit übertrifft die schlimmsten Befürchtungen. Das hohe Tempo der Entlassungen ist frappierend und stellt alles in den Schatten, was die USA am Arbeitsmarkt jemals erlebt hatten", so Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. Die Kollegen von der Helaba schließen eine Rekordarbeitslosigkeit in den USA nicht aus. Die Blicke sind nun auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht für März am Freitag gerichtet. Jedoch reicht der Berichtszeitraum für diesen nur bis zum 12. März, berücksichtigt also noch nicht die jüngsten Entwicklungen. Die Aussagekraft dürfte daher eher begrenzt sein und erst im April-Bericht vollständig widergespiegelt werden.

Der DAX verliert 0,5 Prozent auf 9.493 Punkte, nachdem er im Anschluss an die US-Daten schon bis auf 9.337 Punkte abgerutscht war. Der Euro-Stoxx-50 kommt um 0,5 Prozent auf 2.666 Punkte zurück. Profiteur der Daten ist das Gold, hier ist der Preis für eine Feinunze wieder über die Marke von 1.600 Dollar gestiegen, aktuell handelt sie 1,3 Prozent höher bei 1.612 Dollar.

Hoffen auf weiter steigende Notierungen am Ölmarkt

Daneben sorgen die stark steigenden Ölpreise für etwas Zuversicht. Eine möglicherweise bevorstehende Einigung zwischen den Förderländern Russland und Saudi-Arabien wäre nicht nur gut für den Sektor sondern auch für die Stimmung insgesamt, denn die Angst vor Insolvenzen im Ölsektor hatte auch den Bankensektor schwer belastet. Grund für die Preiserholung beim Öl sind Aussagen von US-Präsident Donald Trump. Er erwartet eine Einigung im Streit zwischen Russland und Saudi Arabien in den kommenden Tagen.

Sollten sich die Kontrahenten auf eine Drosselung einigen, dürfte das die Preise nach deren Einbruch nach der Nichteinigung zwischen der Opec und Russland auf eine Fördersenkung weiter nach oben treiben. Zudem hat US-Präsident Trump für Freitag ein Treffen mit Vertretern der US-Ölindustrie angekündigt. Er äußerte sich alarmiert über den Preisverfall und die Auswirkungen auf die US-Unternehmen, die Öl per Fracking gewinnen. Erdgas und Öl sind entscheidend beim Aufschwung der US-Wirtschaft nach der Coronavirus-Pandemie. Zudem hat China angekündigt, auf dem aktuellen Niveau die staatlichen Rohölvorräte aufzustocken. Der Stoxx-Branchenindex der europäischen Öl- und Gaswerte zieht um 4,7 Prozent an. Unter den Einzelwerten steigen Eni um 6,3 Prozent, Royal Dutch Shell um 7,4 Prozent und BP um 4,0 Prozent.

Michelin kürzt Dividende und zeigt sich widerstandsfähig

Am Aktienmarkt bestimmen weiter Nachrichten über reduzierte oder ausfallende Dividenden und zurückgezogene Ausblicke das Geschehen. Für Centrica geht es an der Londoner Börse um 8,99 Prozent nach unten. Der Versorger hat angekündigt, die Dividende für 2019 zu streichen, will die Kosten senken und hat den Ausblick auf das laufende Jahr gestrichen.

Der Reifenhersteller Michelin senkt seine Dividende für 2019 auf 2 Euro von ursprünglich geplanten 3,85 Euro je Aktie. Michelin betonte aber zugleich, man verfüge über "die Finanzierungsmöglichkeiten und Finanzierungsmechanismen, um mit den Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Krise fertig zu werden." Der Kurs zieht um 0,3 Prozent an.

Der französische Telekommunikationsanbieter Bouygues hat seinen Ausblick für das Jahr 2020 sowie den Dividendenvorschlag angesichts der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zurückgezogen. Der Kurs steigt um 2,3 Prozent.

Schwächster Sektor ist erneut die Reise- und Luftfahrtbranche, der 4,0 Prozent verliert. Ein Verlierer ist erneut der Kreuzfahrtanbieter Carnival, dessen Aktie um 18 Prozent einbricht. Lufthansa notieren 0,8 Prozent tiefer. Die Fluglinie hat nun auch mit den Piloten wegen der Folgen der Coronavirus-Krise Kurzarbeit vereinbart. Die Cockpitkosten sinken dadurch um knapp 50 Prozent, wie das Unternehmen am späten Mittwoch mitteilte.

Rückkauf stützt United Internet

Grenke verschiebt derweil, wie viele andere Unternehmen auch, die Hauptversammlung. Das Leasing-Unternehmen hat das Neugeschäft im ersten Quartal trotz der Coronavirus-Pandemie gesteigert. Der Kurs steigt um 3 Prozent. Hella hat im vergangenen Quartal deutlich weniger verdient. Das gilt aber am Markt als eingepreist, zumal vorläufige Zahlen bereits länger bekannt sind. Der Kurs zieht um 1,2 Prozent an.

United Internet will trotz der Krise eigene Aktien zurückkaufen, und zwar für bis zu 150 Millionen Euro. Sie werden 1,4 Prozent fester gehandelt. Ein Händler spricht hier von einem "mutigen" Schritt, der möglicherweise nicht bei allen Anlegern auf Verständnis stoßen könnte.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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April 02, 2020 10:30 ET (14:30 GMT)

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