Alt 01.04.20, 22:45
Standard Steigende Corona-Fallzahlen in den USA belasten Börse
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NEW YORK (Dow Jones)--Die sich in den USA weiter rasant ausbreitende Coronavirus-Pandemie hat die US-Börsen am Mittwoch auf Talfahrt geschickt. Die Zahl der Todesopfer hat sich innerhalb von vier Tagen mehr als verdoppelt. Zudem verzeichnet das Land die weltweit höchste Zahl an Infektionen. US-Präsident Donald Trump sprach von schmerzhaften zwei Wochen, die dem Land im Kampf gegen das Coronavirus bevorstünden.

"In den USA befinden wir uns in einer Abschwungphase", so Steven Englander, Stratege bei Standard Chartered. "Wir erleben möglicherweise eine höhere Arbeitslosigkeit und eine frühe Bodenbildung Anfang Mai, was aber sehr spekulativ ist. Damit das so kommt, benötigen wir jede Menge Glück und eine ernsthafte Umsetzung der ökonomischen sowie gesundheitspolitischen Maßnahmen", ergänzt der Teilnehmer.

Der Dow-Jones-Index verlor 4,4 Prozent auf 20.944 Punkte. Für den S&P-500 und den Nasdaq-Composite ging es ebenfalls um je 4,4 Prozent nach unten. Kursgewinner waren mit 196 (Dienstag: 1.326) klar in der Minderheit, ihnen standen 2.807 (1.660) -verlierer gegenüber. Unverändert gingen 24 (49) Titel aus dem Handel.

Die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie werden sich in den US-Konjunkturdaten der kommenden Wochen widerspiegeln. Der am Berichtstag veröffentlichte ADP-Arbeitsmarktbericht fiel mit einem Rückgang von 27.000 Stellen besser als das erwartete Minus von 125.000 Stellen aus.

ADP wies jedoch darauf hin, dass der Erhebungszeitraum lediglich bis zum 12. März reichte, die gleiche Zeitspanne, wie sie auch für den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht für März gilt, der am Freitag veröffentlicht wird. Daher seien die jüngsten Auswirkungen der Pandemie noch nicht erfasst, auch nicht der massive Sprung bei den Erstanträgen in der vergangenen Woche.

Der kurz nach Handelsbeginn veröffentlichte ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe rutschte im März zwar unter die Expansionsschwelle, ging aber längst nicht so drastisch zurück wie erwartet. Gleiches galt für sein von Markit ermitteltes Pendant.

Überangebot drückt Ölpreise

Uneinheitlich zeigten sich die Ölpreise. Die bestehenden Sorgen in Bezug auf ein Öl-Überangebot erhielten durch die jüngsten US-Lagerdaten neue Nahrung. Die Lagerbestände sind in der zurückliegenden Woche erheblich stärker gestiegen als erwartet, wie aus den offiziellen Daten des US-Energieministeriums vom Mittwoch hervorgeht. Zudem hat Saudi-Arabien seine Drohungen wahrgemacht und die Fördermenge erhöht. Doch während es für die europäische Referenzsorte Brent um 6,1 Prozent auf 24,74 Dollar abwärts ging, hielt sich das Minus der US-Sorte WTI in Grenzen. Nachdem sie kurz unter die Marke von 20 Dollar gerutscht war, erholte sie sich etwas. Zum Settlement notierte WTI 0,8 Prozent niedriger bei 20,31 Dollar, im elektronischen Handel danach drehte WTI ins Plus und gewann 3,6 Prozent. Brent verringerte die Verluste.

Gold verzeichnete nach den Abgaben der vergangenen Tage wieder Zulauf. Marktteilnehmer verweisen zur Begründung auf die weiter rasante Ausbreitung des Coronavirus, vor allem in den USA. Hier dürften noch mehr negative Nachrichten drohen. Auch seien die konjunkturellen Folgen immer noch nicht absehbar. Der Preis für die Feinunze stieg um 1,2 Prozent auf 1.592 Dollar.

Der Dollar legte auf breiter Front zu. Der WSJ-Dollarindex, der den Wert des Dollar gegen einen Korb aus 16 anderen Währungen misst, stieg um 0,5 Prozent. Der Euro fiel auf rund 1,0960 Dollar, im Tageshoch hatte er 1,1038 Dollar gekostet. Als weitweit am stärksten genutzte Währung gilt der Dollar auch als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Im aktuellen Umfeld dürfte der Dollar seine Stärke auf Kosten der meisten anderen G10-Währungen vorerst behaupten, erwarten die Analysten von TD Securities.

Etwas leichter zum Dollar aber fester zum Euro zeigte sich unterdessen der Franken. Der Euro fiel von 1,6006 zum Monatsultimo auf rund 1,0580 Franken zurück. Die Stärke des Franken im März unterstreicht laut den Devisenexperten von MUFG, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) Probleme damit hat, die eigene Währung im Zaum zu halten, die als sicherer Hafen in der Coronavirus-Krise starken Zulauf erfahre. Der Franken habe die G10-Währungen hinter sich gelassen und das, obwohl es nach der größten Intervention der SNB seit Aufgabe der Untergrenze von 1,20 Franken je Euro im Januar 2015 aussehe, sagt Analyst Derek Halpenny. Die SNB soll am Vorabend am Devisenmarkt interveniert haben.

Mit der sich weiter verschärfenden Coronavirus-Pandemie blieb der "sichere Hafen" der US-Anleihen bei den Investoren stark gesucht. Die Rendite zehnjähriger Papiere gab um 9,6 Basispunkte auf 0,58 Prozent nach.

T-Mobile mit optimistischen CEO-Aussagen gesucht

Bei den Einzelwerten standen Xerox und HP im Fokus. Die Coronavirus-Krise hat Xerox bei seinem feindlichen Übernahmeversuch des PC- und Druckerherstellers HP einen Strich durch die Rechnung gemacht. Xerox kündigte an, das seit fünf Monaten verfolgte Vorhaben aufzugeben. Der Konzern wäre angesichts der Marktverwerfungen nicht in der Lage, den Deal im Volumen von über 30 Milliarden US-Dollar wegen der damit verbundenen hohen Schuldenlast über die Bühne zu bringen. Xerox verloren 7,1 Prozent und HP gaben um 14,5 Prozent nach.

Gegen die negative Tendenz legten T-Mobile um 1,5 Prozent zu. Die Tochter der Deutschen Telekom musste zwar wegen der Coronavirus-Krise 75 Prozent ihrer neuen Niederlassungen schließen, ist aber zuversichtlich, die Probleme meistern zu können. Das Schlimmste werde wohl schon in Wochen oder wenigen Monaten überstanden sein, sagte CEO Mike Sievert dem Wall Street Journal. Seine Unternehmen werde über sehr gute Voraussetzungen verfügen, der Öffentlichkeit zu dienen.

Besser als der Markt hielten sich auch Zynga, die um 1,3 Prozent nachgaben. Nach Daten, die von der Analysefirma App Annie erhoben wurden, hat sich durch die zahlreichen Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Krise die Nachfrage nach Handyspielen im März kräftig erhöht. Die beliebtesten Spiele seien "Words with Friends 2" von Zynga und "Call of Duty: Mobile von Activision Blizzard gewesen. Activision fielen um 3,3 Prozent.

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April 01, 2020 16:59 ET (20:59 GMT)

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