Alt 31.03.20, 17:22
Standard DAX fährt Achterbahn
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FRANKFURT (Dow Jones)--Eine erneute Achterbahnfahrt der Aktienkurse spiegelt am Dienstag die Unsicherheit an den Märkten wider. Am Nachmittag fällt der Euro-Stoxx-50 um 0,5 Prozent auf 2.753 Punkte und der DAX um 0,3 Prozent auf 9.787 Punkte. Damit steht der DAX etwa 300 Punkte unter seinem Tageshoch, aber auch gut 80 Punkte über dem Tagestief.

Der Anlauf über die 10.000 Punkte ist wie schon vor einigen Tagen zum Ausstieg genutzt worden. Die Essener Nationalbank rät dazu, Erholungen am Aktienmarkt auch weiterhin zum Positionsabbbau zu nutzen. "In den nächsten Wochen werden eine Fülle von Prognoseänderungen und reduzierten Erwartungen sowohl auf volkswirtschaftlicher Ebene als auch bei den Unternehmensergebnissen zur weiteren Verunsicherung der Marktteilnehmer beitragen", sagt Frank Wohlgemuth, Anlagestratege des Hauses. Damit sei es für einen Einstieg oder einen Wiedereinstieg noch zu früh.

Die Analysten und Anlagestrategen der Investment-Banken rechnen nun bereits mit deutlich fallenden Unternehmensgewinnen im laufenden Jahr. In Europa rechneten die Strategen sogar mit einem Minus von 25 bis 45 Prozent, sagt Ulrich Stephan, Anlagestratege der Deutschen Bank. Er verweist allerdings auch auf die Erwartung, dass sich die Gewinne 2021 auf beiden Seiten des Atlantiks deutlich erholen sollten. "Der Markt dürfte dies vorwegnehmen", so Stephan.

Etwas gestützt wurde die Stimmung zeitweise von chinesischen Wirtschaftsindikatoren, die sowohl für die Industrie als auch für den Dienstleistungsbereich schon wieder Wachstum anzeigen: "China zeigt als erstes Land, dass es ein Wirtschaftsleben nach der Coronakrise gibt", so Thomas Altmann, Portfolio-Manager bei QC-Partner. Für Altmann ist dies ein starkes Comeback. Chinas Wirtschaft sei damit bereits wieder auf dem Weg zurück in die Normalität.

Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago und auch das Verbrauchervertrauen haben weniger stark nachgegeben als befürchtet, was aber für keine größere Reaktion am Markt sorgt.

Hoffnung macht derweil auch der prozentuale Rückgang bei den Covid-19-Neuerkrankungen. So gibt es Szenarien der Universitäten Mainz und Hamburg, nach denen die Epidemie im Juni ihren Höhepunkt erreichen und bis August stark nachlassen könnte. Italien verzeichnete zuletzt trotz weiter hoher Opfer-Zahlen die geringste Anzahl neuer Fälle in fast zwei Wochen.

Kleine Glyphosat-Einigung bei Bayer positiv

Tagessieger ist bislang der Subindex der Öl- und Gaswerte mit einem Plus von 3,2 Prozent. Auch mit den extrem gefallenen Reise- und Freizeit-Aktien geht es deutlich nach oben. Im DAX ziehen Wirecard, RWE und Merck KGaA um jeweils gut 3 Prozent an.

Für Bayer geht es um 0,8 Prozent nach oben. Ein Händler verweist auf Presseberichte, wonach sich Bayer mit Klägern auf einen Vergleich wegen angeblich irreführender Werbung für Glyphosat in Missouri geeinigt habe und dafür knapp unter 40 Millionen Dollar zahle. "Das ist zwar nicht die große Einigung, zeigt aber, dass man die Dinge zum Abschluss bringen kann", meint er.

Im MDAX steigen Prosieben um 5,6 Prozent. Mediaset hält nun gut 20 Prozent an dem Münchener Medienkonzern. "Das dürfte Übernahmefantasien beleben", meint ein Händler. Erst in der Vorwoche hatte der Prosieben-Chef seinen Hut genommen. Mediaset steigen um 2,3 Prozent.

Zalando ziehen nach neuen Geschäftszahlen um 4,9 Prozent an. Hauck & Aufhäuser spricht von einem prozentual zweistelligen Wachstum bei Zalando im ersten Quartal ungeachtet der Coronakrise. Die Rücknahme der Gesamtjahresprognose 2020, abgegeben Ende Februar, sei nicht überraschend, denn sie habe nicht die Effekte der Corona-Pandemie enthalten. Trotzdem dürfte Zalando in der Lage sein, 8 Prozent Umsatzwachstum zu erreichen. Der Online-Versender könne als Krisengewinner aus der Coronapandemie hervorgehen.

Hellofresh verdient gut, lässt Prognose aber unverändert

Hellofresh machen einen Satz um 11 Prozent nach oben. Bei dem Kochboxenversender brummte in den ersten drei Monaten das Geschäft. An der Anfang März ausgegebenen Prognose hält Hellofresh aber fest. Die Folgen der Corona-Krise seien weder für die Weltwirtschaft noch für die Firma selbst "zuverlässig quantifizierbar".

Nemetschek legen um rund 2 Prozent zu. Das IT-Unternehmen blickt trotz des aktuell unsicheren Umfelds infolge der Corona-Pandemie relativ optimistisch auf das laufende Jahr. Den Umsatz sieht Nemetschek mindestens auf Vorjahresniveau. Auswirkungen aus der Pandemie seien derzeit in Ausmaß, Dauer und geografischer Ausbreitung nicht verlässlich einschätzbar. Die ersten zwei Monate 2020 seien nach Plan verlaufen.

Gefragt sind auch ausgewählte Medizintechnikfirmen, so Siemens Healthineers und Compugroup. Auf der anderen Seite fallen Leoni um 7,6 Prozent. Neben Unternehmen der Touristikbranche werden auch Leoni als möglicher Kandidat für Staatshilfen gehandelt.

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March 31, 2020 10:03 ET (14:03 GMT)

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