Alt 30.03.20, 15:58
Standard DAX dreht ins Plus - Öl auf 18-Jahrestief
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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Schwankungen an europäischen Aktienmarkt sind unverändert hoch. Nach einem schwachen Start am Morgen dreht der DAX am Nachmittag mit einer etwas festeren Eröffnung an der Wall Street ins Plus. Wie überall, ist auch an der Börse die Coronavirus-Pandemie das bestimmende Thema. Nun gab es jedoch einige positive Nachrichten. So soll nach Aussage aus dem Handel die tägliche Zuwachsrate an Neuerkrankungen in Deutschland leicht gesunken sein. Nach den Schreckensnachrichten der vergangenen Tage aus Südeuropa seien zudem die Todesfälle in Italien und Spanien leicht rückläufig.

An der Börse wird darauf gehofft, dass die getroffenen Maßnahmen greifen und das Schlimmste möglicherweise bald überwunden sein könnte. Allerdings ist auch klar, dass sich die Zuwachsraten in den USA noch im Steigen befinden, und von dort in den kommenden Tagen schlechte Nachrichten zu erwarten sind.

Der DAX legt um 0,2 Prozent auf 9.656 Punkte zu und handelt damit deutlich über dem Tagestief bei 9.454 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 verliert dagegen 0,4 Prozent auf 2.719 Punkte. Mit dem Zusammenbruch der globalen Nachfrage fallen die Ölpreise auf den tiefsten Stand bei 18 Jahren, weil zugleich auf der Angebotsseite keine Förderanpassungen abzusehen sind.

Positiv wird an der Börse gewertet, dass die chinesische Notenbank überraschend die Zinsen gesenkt hat. "Es ist gut, dass die Staaten und Notenbanken an einem Strang ziehen", sagt ein Händler. Australien hat ein Fiskalpaket aufgelegt, auch Singapur und Südkorea wollen der Krise mit neuen konjunkturfördernden Maßnahmen trotzen.

JP Morgan meint, "das Schlimmste könnte bereits hinter den Märkten liegen". Von anderer Seite heißt es allerdings, das hänge von der Entwicklung der Pandemie ab. Und hier dürfte das Schlimmste noch vor uns liegen.

Bankaktien nach EZB-Empfehlung stark unter Druck

Für Verunsicherung bei den Finanzwerten sorgt unter anderem, dass die Europäische Zentralbank den Banken empfohlen hat, bis Oktober auf Aktienrückkäufe zu verzichten. Auch Dividenden sollen sie keine ausschütten. Damit sollen die Institute mehr Puffer für die Krise aufbauen. So haben die Unicredit wie auch die ABN sofort reagiert und die Dividendenzahlungen gestrichen. Zudem hat die niederländische Bank mitgeteilt, dass sie aufgrund der im Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise erwarteten Kosten einen Verlust für das erste Quartal 2020 erwartet. Der Stoxx-Aktienindex der Banken verliert 4,1 Prozent und ist damit das Schlusslicht, die Aktien der ABN und der ING gehören mit einem Abschlag von gut 10 Prozent zu den größten Verlierern.

Der Sektor der Pharma-Werte stellt dagegen mit einem Plus von 3,0 Prozent den Gewinner in Europa. Historisch betrachtet ist der Sektor für die Analysten der Societe General nicht teuer und gelte in stürmischen Zeiten als sicherer Hafen.

Gewinnwarnung von ABB belastet - Drägerwerk-Kurs steigt weiter

Bei den Industriewerten verlieren ABB 6,2 Prozent. Grund ist eine Gewinnwarnung. "Das ist angesichts des Virus nicht unerwartet, führt aber nochmals deutlich vor Augen, dass es keinen Grund gibt, auf eine Konjunkturerholung zu spekulieren", meint ein Händler. ABB hat den am 5. Februar abgegebenen Ausblick zurückgezogen und rechnet mit einem Rückgang in allen Geschäftsbereichen, sowohl bei den Aufträgen als auch bei den Margen.

Im DAX sacken MTU um 10,7 Prozent ab. Nachdem der Triebwerksspezialist ohnehin unter der Krise der Luftfahrtindustrie leidet und wohl die Dividende ausfallen lassen wird, ist das Papier nun auch noch von Alphavalue auf "Sell" abgestuft worden. Alphavalue gelten als Buyside-Berater, dem auch große Fonds folgen.

Für die Airbus-Aktie geht es um 9,3 Prozent nach unten. Belastend wirkt sich unter anderem aus, dass die Billigfluglinie EasyJet bis auf weiteres die gesamte Flotte am Boden zu lassen wird. Berichten zufolge drängt nun der Gründer der Fluggesellschaft, Stelios Haji-Ioannou, den Vorstand, die Bestellungen von Airbus-Flugzeugen zu stornieren. An der Börse geht die Sorge um, dass weitere Bestellungen storniert werden könnten. Zudem hat der europäische Luftfahrtkonzern beschlossen, den Großteil seiner Produktion bis zum 9. April in Spanien aussetzen.

Gegen den Trend steigen Drägerwerk um weitere 5 Prozent. Grund ist die anhaltend hohe Nachfrage für Beatmungsgeräte des Medizintechnik-Unternehmens. Um 8,4 Prozent nach oben schießen Getinge. Das schwedische Medizintechnikunternehmen müsste ähnlich wie Drägerwerk von der steigenden Nachfrage für Beatmungsgeräte profitieren, heißt es. Getinge habe normalerweise sogar einen höheren Marktanteil als Drägerwerk. Eckert & Ziegler gewinnen nach einer Dividendenerhöhung 7,1 Prozent.

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March 30, 2020 10:23 ET (14:23 GMT)

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