Alt 27.03.20, 21:29
Standard Aktienrally läuft vor dem Wochenende aus
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach einer dreitägigen Rally haben Anleger am Freitag Gewinne an der Wall Street mitgenommen - dies zumal vor dem Wochenende. Gerade in den letzten Handelsminuten wurde nochmals kräftig abverkauft. Einige Händler zeigten sich dennoch überrascht vom jüngsten Höhenflug der US-Börsen, der einige Indizes wieder in den Bullenmarktmodus geführt hat. Und selbst am Freitag blieben die Verluste gemessen an den massiven Kursgewinnen der Woche noch verhalten. Der Dow-Jones-Index hat in der Woche knapp 13 Prozent gewonnen, das war das größte Plus seit 1938.

Dabei entwickeln sich die USA zum neuen Zentrum der Coronavirus-Pandemie mit Fallzahlen oberhalb jener aus China - zumindest was die offiziellen Angaben aus Peking betrifft. Von einem Scheitelpunkt sind die USA noch weit entfernt. Diese Entwicklung lade angesichts der jüngsten Rally geradezu zu Gewinnmitnahmen ein, hieß es im Handel.

Der Dow-Jones-Index verlor 4,1 Prozent auf 21.637 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite fielen um 3,4 bzw. 3,8 Prozent zu. Den 2.635 (2.481) Gewinnern standen 389 (535) Verlierer gegenüber, unverändert schlossen 16 (17) Aktien.

Nur Ende der Pandemie stützt Aktien nachhaltig

"Wir wollen die Spitze der Ausbreitungskurve des Virus sehen, weil dann die Uhr für die Aufhebung der Beschränkungen zu laufen beginnt", bachte Investmentstratege James Athey von Aberdeen Standard Investments die Hoffnungen der Anleger auf den Punkt. Derzeit seien Investoren aber in Sorge über Ausmaß und Dauer der Rezession, hieß es weiter. Die Euphorie über das Stimuluspaket der Regierung und auch über die Geldflutung durch die US-Notenbank ebbt langsam ab. "Ist das wirklich ausreichend?", fragte Marktstratege Mike Bell von JP Morgan Asset Management stellvertretend für viele Anleger mit Blick auf die Wirtschaftshilfen.

Nahrung fanden die Sorgen angesichts der Stimmung der US-Verbraucher, die im März wegen der Virusepidemie abgestürzt ist. Der an der Universität Michigan berechnete entsprechende Index sackte auf 89,1 ab von 101,0. Das ist der viertstärkste Rückgang in fast 50 Jahren. Ökonomen hatten einen Stand von 90,0 erwartet. Bei der ersten Umfrage Mitte des Monats lag er bei 95,9. Und laut Daten von Transunion sind die Einkommen bereits aktuell bei sechs von zehn amerikanischen Haushalten durch die Pandemie negativ betroffen. Weitere 10 Prozent der US-Erwachsenen rechnen in der Zukunft mit Einbußen beim Haushaltseinkommen.

Ähnlich wie am Aktienmarkt wurden auch am Goldmarkt etwas Gewinne eingestrichen. Die Feinunze verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 1.623 US-Dollar. Händler sahen die Rally des Edelmetalls aber nur unterbrochen, denn die globale Geldflut der Hilfsprogramme dürfte die Nachfrage nach klassischem Inflationsschutz hoch halten, hieß es.

Wie sehr sich Anleger noch im Krisenmodus befinden, zeigten steigende Rentenmarktnotierungen. Allerdings wird die Nachfrage auch durch die enormen Käufe der US-Notenbank befeuert. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen brach um 17,5 Basispunkte auf 0,67 Prozent ein.

Dollar erneut unter Druck

Die Aussicht auf eine gewaltige Aufblähung der US-Notenbankbilanz schwächte den Dollar weiter. Der ICE-Dollarindex verlor weitere 1 Prozent, nachdem diese wichtige Relation zu einem Währungskorb bereits am Vortag um 1,7 Prozent abgestürzt war. Der Dollarindex verbuchte damit in der laufenden Woche den größten Fall seit 2009. Händler verwiesen aber auch auf die globalen Währungs-Swaps der Notenbanken zur Linderung der Dollar-Engpässe. Diese hatten den Dollarindex zuvor auf ein Dreijahreshoch getrieben.

Angesichts der Covid-19-Krise mit dem Herunterfahren der wirtschaftlichen Aktivitäten weltweit sei der Erdölmarkt derzeit überversorgt, hieß es im Rohölhandel. Die Nachfrage breche weg und auf der Angebotsseite tue sich nicht viel. US-Leichtöl der Sorte WTI gab je Fass um weitere 4,5 Prozent auf 21,58 Dollar nach, europäisches Referenzöl der Sorte Brent büßte 5,8 Prozent auf 24,81 Dollar ein.

Unter den Einzelaktien brachen die Kurse von Kreuzfahrtreedereien ein - mal wieder. Die Unternehmen sollen keine US-Hilfen im Rahmen der Rettungspakete erhalten. Carnival und Royal Caribbean Cruises gaben gut 20 bzw 15 Prozent ab.

Die Disney-Aktie sackte um 8,5 Prozent ab. Der Unterhaltungskonzern wird Parks in den USA schließen und die Mitarbeiter bis zum 18. April bezahlen.

Der Aktienkurs von Lululemon Athletica gab um 6 Prozent nach. Der Einzelhändler für spezielle Freizeitbekleidung hat beim Gewinn für das vierte Quartal zwar die Markterwartungen übertroffen, konnte jedoch wegen der Coronavirus-Pandemie keinen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr vorlegen.

KB Home fielen um 5,9 Prozent. Das Bauunternehmen hat die Erwartungen der Analysten für das erste Geschäftsquartal übertroffen. Allerdings wurde der Ausblick auf 2020 kassiert. Hilton verloren 5,5 Prozent. Die Hotelkette hat Maßnahmen in Reaktion auf die Pandemie vorgestellt, darunter Entlassungen von Mitarbeitern, die Aussetzung von Aktienrückkäufen und Kosteneinsparungen.

Progress Software fielen um 5,3 Prozent. Das Software-Unternehmen enttäuschte im ersten Geschäftsquartal umsatzseitig. Die Aktie des Technologiekonzerns Dell büßte 8,9 Prozent ein. Das Unternehmen hat seinen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020/21 wegen der Pandemie zurückgezogen.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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March 27, 2020 16:16 ET (20:16 GMT)

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