Alt 19.03.20, 11:32
Standard Erneut abwärts - Notenbank-Maßnahmen stützen nicht
Beitrag gelesen: 332 x 

TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Mit erneut tiefroten Vorzeichen haben die asiatischen Aktienmärkte am Donnerstag den Handel beendet. Eine sich immer deutlicher abzeichnende weltweite Rezession vor dem Hintergrund der nahezu ungebremsten Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie belastete weiterhin. In Europa sind inzwischen mehr Menschen an dem neuartigen Coronavirus gestorben als in Asien. Und auch in den USA breitet sich das Virus immer stärker aus. Dazu kamen sehr schwache Vorgaben von der Wall Street, auch wenn sich die Indizes deutlich von ihren Tagestiefs erholen konnten.

Die Notenbanken versuchen weiter gegenzusteuern, entweder mit Notzinssenkungen oder mit umfangreichen geldpolitischen Maßnahmen. So hat die Europäische Zentralbank (EZB) ein neues Anleihenkaufprogramm in Höhe von 750 Milliarden Euro aufgelegt, das die Wirtschaft der Eurozone vor dem sich weiter ausbreitenden Virus schützen soll. Die Kreditkosten für die südeuropäischen Länder sind zuletzt sprunghaft gestiegen. Das spiegelt die Besorgnis wider, dass die Regierungen der Region Schwierigkeiten haben könnten, ihren Verpflichtungen nachzukommen, wenn die Ausgabenanforderungen steigen. Die Entwicklung ruft Erinnerungen an die Schuldenkrise der Eurozone vor fast einem Jahrzehnt wach.

US-Präsident Donald Trump soll zur Ankurbelung der Konjunktur auch auf "Helikoptergeld" in Form von Direktzahlungen setzen. Wie aus einem Memo des Finanzministeriums hervorgeht, in das das Wall Street Journal Einsicht hatte, plant die Regierung zwei Runden von Direktzahlungen an die Amerikaner in Höhe von insgesamt 500 Milliarden Dollar, um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs abzuschwächen. Diese Direktzahlungen sollen als Teil des bis zu 1 Billion Dollar schweren Konjunkturpakets der Regierung erfolgen.

Schanghai nur mit leichtem Minus

Erneut abwärts ging es für die chinesischen Aktienmärkte. Der Schanghai-Composite verlor 1,0 Prozent auf 2.702 Punkte, hielt sich damit aber deutlich besser als die anderen Handelsplätze der Region. Erstmals seit Veröffentlichung der offiziellen Statistiken in China zum Coronavirus ist darin kein neuer Fall von Ansteckung innerhalb des Landes registriert worden. Dagegen wurden 34 neue Corona-Patienten verzeichnet, die sich im Ausland angesteckt haben sollen. Die offiziellen Zahlen der Neuinfektionen gehen in China - dem Ausgangspunkt der Pandemie - schon seit Wochen deutlich nach unten.

Für den Hang-Seng-Index ging es 1,5 Prozent auf 21.948 Punkte nach unten. Damit sei auch die wichtige Unterstützungsmarke von 22.000 Punkten gefallen, so ein Teilnehmer. Zudem fiel der Index zwischenzeitlich auf das niedrigste Niveau seit Januar 2017.

Tokio von erneutem Softbank-Absturz belastet

In Tokio konnte der Nikkei-225, wie schon am Vortag, leichte Eröffnungsgewinne nicht behaupten und fiel ins Minus. Der Index verlor 1,0 Prozent auf 16.553 Punkte, den tiefsten Stand seit November 2016. Dabei war vor allem der Absturz der Softbank-Aktie um 17 Prozent für die negative Tendenz verantwortlich. Allein das Minus der Aktie sei für rund zwei Drittel der Index-Abgaben verantwortlich gewesen, hieß es. Es war zudem der größte Tagesverlust seit dem Börsengang des Unternehmens im Jahr 1998. Die Coronavirus-Pandemie sorgte weiter für Bedenken in Bezug auf den Wert der Beteiligungen des Unternehmens, hieß es. Bereits am Vortag waren die Titel um 11 Prozent eingebrochen.

Am Freitag findet in Tokio aufgrund des Feiertages "Frühlingsanfang" kein Handel statt.

Handel in Seoul kurzzeitig ausgesetzt

In Seoul war der Aktienhandel zwischenzeitlich unterbrochen, nachdem der Kospi ein Minus von 8 Prozent verzeichnet hatte. Schließlich brach der Index um 8,4 Prozent ein. Teilnehmer sprachen von Panikverkäufen der Investoren, die vor allem in den "sicheren Hafen" US-Dollar umgeschichtet hätten. Im Gegenzug fiel der Won gegenüber dem Greenback auf den tiefsten Stand seit elf Jahren. Vor allem Fluggesellschaften, Chemie-, Raffinerie- und Technologieaktien seien verkauft worden. So brachen Asiana Airlines um 30 Prozent ein und für Index-Schwergewicht Samsung Electronics ging es um 5,8 Prozent nach unten.

In Sydney fiel der Leitindex S&P/ASX-200 um 3,4 Prozent. Die Reserve Bank of Australia (RBA) hat ihren Leitzins bereits zum zweiten Mal in diesem Monat gesenkt um weitere 25 Basispunkte auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent. Die RBA will zudem auch auf unkonventionelle Maßnahmen zurückgreifen, da das Land wegen der Pandemie in die erste Rezession seit Anfang der 1990er Jahre zu rutschen droht. Das von der Regierung verhängte Verbot aller Auslandsreisen für ihre Bürger tritt am Freitag in Kraft.

Der Energie- und der Finanzsektor verloren in Sydney jeweils mehr als 7,0 Prozent. Ersterer wurde durch den Einbruch der Ölpreise am Vortag belastet, letzterer durch die Zinssenkung der Notenbank. Die Qantas-Aktie fiel um 15 Prozent und markierte den größten Tagesverlust seit Juni 2012. Die Fluggesellschaft hat alle internationalen Flüge gestrichen und zudem 20.000 Beschäftigte wegen der weltweiten Reisebeschränkungen beurlaubt.

Ölpreise erholen sich leicht nach Vortageseinbruch

Die Ölpreise konnten einen kleinen Teil der massiven Vortagesverlust aufholen. Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent legte um 4,9 Prozent auf 26,11 Dollar zu, nachdem er zur Wochenmitte zwischenzeitlich um mehr als 11 Prozent eingebrochen war. Die Marktteilnehmer würden nun abwarten, ob die zahlreichen Konjunkturprogramme auch Wirkung zeigen, hieß es. Doch die Sorgen vor einer globalen Rezession und damit einem Nachfragerückgang belasteten übergeordnet das Sentiment. Hinzu kommt der weiterhin schwelende Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland, für den sich derzeit keine Lösung abzeichnet.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/ros/kla

(END) Dow Jones Newswires

March 19, 2020 04:07 ET (08:07 GMT)

Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 20:08 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]