Alt 16.03.20, 10:18
Standard Erneute US-Zinssenkung verschreckt Börsen
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--An den asiatischen Aktienmärkten ging es trotz einer erneuten Zinssenkung der US-Notenbank zu Wochenbeginn kräftig nach unten. Denn der überraschende Schritt verstärkte die Sorgen um die möglichen negativen Auswirkungen durch die Coronavirus-Pandemie, hieß es. Es war bereits die zweite Zinssenkung der Fed innerhalb kürzester Zeit. Auch die Bank of Japan (BoJ) hat weitere geldpolitische Maßnahmen bekannt gegeben. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche entschied sich die BoJ aber gegen eine Zinssenkung und behielt den Leitzins von minus 0,1 Prozent bei.

Die Fed senkte den Tagesgeldzielsatz um 100 Basispunkte auf 0,00 bis 0,25 Prozent, den Diskontsatz um 150 Basispunkte auf 0,25 Prozent und den Mindestreservesatz auf 0,00 Prozent. Der Tagesgeldzielsatz liegt damit auf einem so niedrigen Niveau wie zuletzt Ende 2015. Zudem kündigte die US-Notenbank neue Ankäufe von Treasuries und Hypothekenpapieren staatlicher Agenturen an. Bereits am Freitag hatte die US-Notenbank Liquiditätsspritzen für die Märkte angekündigt.

Fed-Chairman Jerome Powell rechnet allerdings nicht damit, dass die US-Notenbank zum Instrument des Negativzinses greifen muss. Zum Konjunkturausblick sagte Powell, das zweite Quartal werde voraussichtlich schwach ausfallen. Der weitere Ausblick hänge von der Entwicklung der Coronavirus-Pandemie ab. Die für Dienstag und Mittwoch anberaumten FOMC-Beratungen entfallen.

Schwache China-Daten belasten zusätzlich

Ein zusätzlicher Belastungsfaktor waren extrem schwache Konjunkturdaten aus China, welche die negativen Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie widerspiegelten. So ist die chinesische Industrieproduktion in den Monaten Januar und Februar um 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen - im Dezember war hier noch ein Anstieg um 6,9 Prozent verzeichnet worden. Analysten hatten lediglich einen Rückgang um 3,0 Prozent erwartet. Zudem fielen die Einzelhandelsumsätze in den beiden ersten Monaten des Jahres um 20,5 Prozent.

Der Schanghai-Composite ging nach anfänglichen Gewinnen mit einem Abschlag von 3,4 Prozent bei 2.798 Punkten aus dem Handel. Der Nikkei-225 in Tokio rutschte um 2,5 Prozent ab auf 17.002 Punkte und schloss auf dem niedrigsten Stand seit November 2016. Zwischenzeitlich schoben die neuen geldpolitischen Maßnahmen der BoJ den Index ins Plus, doch wurden diese Gewinne schnell wieder abgegeben, sagte ein Marktteilnehmer. Ein zusätzlicher Belastungsfaktor war der Anstieg des als sicherer Hafen geltenden Yen. Der US-Dollar fiel gegenüber der japanischen Währung auf 106,33 Yen, nach 108,03 Yen im späten US-Handel am Freitag.

Der Kospi in Seoul verzeichnete einen Abschlag von 3,2 Prozent und schloss auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2011. Nach Sitzungsende senkte auch die südkoreanische Notenbank die Zinsen um 50 Basispunkte. Die Bank of Newzealand (RBNZ) hat ebenfalls ihren Leitzins gesenkt - um 75 Basispunkte auf 0,25 Prozent. "Die negativen Auswirkungen des Coronavirus für die neuseeländische Wirtschaft sind signifikant und werden das weiterhin sein", hieß es in einer Erklärung. Der Hang-Seng-Index fiel um 4,0 Prozent.

Der australische Leitindex S&P/ASX-200 brach um 9,7 Prozent ein - der größte Tagesverlust in seiner Geschichte. Der Index hat damit an drei der vergangenen sechs Handelstage um mehr als sieben Prozent nachgegeben.

Coronavirus-Epidemie bestimmt weiter den Takt

Die Aktienmärkte weltweit hängen weiter an der Entwicklung rund um die Coronavirus-Epidemie, die nun ihren Schwerpunkt in Europa hat. Hier reagierten die Staaten mit zum Teil drastischen Schritten, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Dazu gehören Ausgangssperren und Versammlungsverbote. Daneben sind viele Ländergrenzen geschlossen worden.

Auch in den USA breitet sich das Virus weiter aus. Am Freitag hatte US-Präsident Donald Trump daher den Nationalen Notstand ausgerufen.

Die Sorgen um einen globalen Konjunktureinbruch zeigten sich auch am Ölmarkt, wo die Preise nach der jüngsten Erholung wieder unter Druck standen. Dazu kamen die anhaltenden Sorgen um einen Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland. Für die europäische Sorte Brent ging es um 4,8 Prozent nach unten.

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March 16, 2020 04:42 ET (08:42 GMT)

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