Alt 12.03.20, 18:15
Standard Pandemie setzt Börsen abermals unter Druck
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Die asiatischen Aktienmärkte haben am Donnerstag erneut in den Rezessionsmodus geschaltet und einen neuerlichen Absturz verbucht. Die Rezessionsängste wegen der Coronavirusausbreitung ließen Anleger aus Aktien fliehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte den Ausbruch des neuartigen Coronavirus offiziell als Pandemie eingestuft. Angesichts der weltweiten Verbreitung des Erregers sei er "tief besorgt" über das "alarmierende Niveau der Untätigkeit" im Kampf gegen das Virus, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Da die globale Wirtschaft ohnehin schon am Stock gehe, dürften weitergehende Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die Konjunktur weiter abwürgen, hieß es im Handel. "Das ist also ein typischer Panikmodus, aber ob dieser kurzfristig beendet wird, hängt wirklich davon ab, wie die Viruskrise weitergeht. Einige der größten Märkte, wie Hongkong, Japan oder Australien, sind um vier bis fünf Prozent gefallen. Und wir haben noch kein nennenswertes Kaufinteresse gesehen, so dass sich Händler noch immer im Ausstiegsmodus befinden", charakterisierte Marktstratege Jackson Wong von Amber Hill Capital in Hongkong den Börsentag in Asien.

Pandemie-Charakter schafft Ängste

Die USA haben auf die Ausrufung der Pandemie reagiert und für 30 Tage ein allgemeines Einreiseverbot für Menschen aus Europa verhängt. Diese Maßnahme dürfte der globalen Konjunktur einen schweren Schlag versetzen, mutmaßten Händler nicht nur mit Blick auf das Geschäft der Fluggesellschaften. Derweil beeilen sich immer mehr Staaten mit der Verkündung von Wirtschaftshilfen für die einbrechende Konjunktur. US-Präsident Donald Trump versprach wirtschaftliche Unterstützung für Unternehmen, aber auch für erkrankte Arbeitnehmer. Allerdings waren dies Appelle Richtung Kongress.

China will die Banken des Landes zu mehr Kreditvergabe für die von der Coronakrise gebeutelten Privatunternehmen anregen. Der Mindestreservesatz soll weiter sinken und damit Liquidität ins Bankensystem fließen. In Australien brachte die Regierung ein Konjunkturpaket von 17,6 Milliarden Austral-Dollar auf den Weg. Und in Japan traf sich Ministerpräsident Shinzo Abe mit Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda. Dieser versprach, alles in seiner Macht stehende zu tun, um der Wirtschaft zu helfen. In Malaysia will die neue Regierung fiskalpolitische Schritte ergreifen und eine wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik betreiben.

Doch überzeugten diese Schritte Händler nicht. "Wenn man nach massiv negativen Vorgaben aus dem US-Handel noch mehr Argumente benötigt, um zu verkaufen, dann fallen diese einem förmlich in den Schoß", kritisierte Chefmarktstratege Stephen Innes von AxiTrader das wenig abgestimmte Vorgehen der Politik.

Börsen im Bärenmarktmodus

In Tokio sank der Leitindex Nikkei-225 um 4,4 Prozent auf 18.560 Punkte. Das war der tiefste Stand seit April 2017. Der Markt befindet sich nun im Bärenmarktmodus. Der auf Tagessicht gesunkene Dollar-Wechselkurs zum Yen untermauerte die Ängste der Anleger. Der Yen wird in Krisenzeiten als Fluchtwährung geschätzt und verstärkt so den Abwärtsdruck am exportabhängigen Aktienmarkt in Japan. Die Analysten von Goldman Sachs senkten ihre Schätzungen für den marktbreiten Aktienindex Topix- Zudem rechnen die Experten nun mit sinkenden Unternehmensgewinnen, nachdem sie zuvor noch ein deutliche Plus prognostiziert hatten.

In Australien schloss der S&P/ASX-200 mit einem Abschlag von 7,4 Prozent auf einem Dreieinhalbjahrestief. Der Börse rutschte damit tiefer in den Bärenmarktmodus. Im Luftverkehrssektor brachen Qantas um 9,9 Prozent auf ein Dreijahrestief ein. Flight Centre stürzten um 18 und Webjet um 20 Prozent ab. Volkswirte hoffen auf Wachstum im zweiten Quartal 2020 - angestoßen durch das Konjunkturprogramm der Regierung.

In Südkorea ging es mit dem Kospi 3,9 Prozent in die Nähe eines Fünfjahrestiefs gen Süden. Asiana Airlines sanken um 6,6 Prozent. In China verloren die Börsen in Hongkong und Schanghai 3,7 bzw. 1,5 Prozent. In der Sonderwirtschaftszone war es der niedrigste Schlussstand seit April 2017. Der Shenzhen-Composite ermäßigte sich um 2,2 und das Startup-Segment ChiNext um 2,6 Prozent. In Thailand und Indien fiel der Kursrutsch mit minus 9 bzw. 7 Prozent besonders heftig aus.

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March 12, 2020 05:12 ET (09:12 GMT)

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