Alt 06.10.10, 00:00
Standard XETRA-SCHLUSS/ISM-Überraschung sorgt für DAX-Erholung
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FRANKFURT (Dow Jones)--Von den Kursverlusten zu Wochenbeginn erholt und gleichzeitig nahe dem Tageshoch ist der deutsche Aktienmarkt aus dem Dienstag gegangen. Für Rückenwind sorgte vor allem ein über den Erwartungen ausgefallenes Konjunkturdatum aus den USA. Überdurchschnittliche Zugewinne wiesen dabei die am Montag unter die Räder gekommenen Automobilhersteller auf. Versorger und als defensiv geltende Werte entwickelten sich hingegen schlechter als der Gesamtmarkt. Unter dem Strich stand für den DAX am Ende des Xetra-Handels ein Plus von 1,3% oder 82 auf 6.216 Punkte.

Damit bewegt sich das Kursbarometer jedoch komfortabel weiter innerhalb der seit Wochen gültigen Spanne von 6.130 bis 6.340 Punkten. Darin manifestiert sich freilich nicht nur die Zurückhaltung der Marktteilnehmer vor dem für Freitag avisierten US-Arbeitsmarktbericht für September. Vielmehr ist die Lethargie der jüngsten Vergangenheit auch Ausdruck von Börsianern, die zwischen der Furcht vor einem neuerlichen Abgleiten der USA in die Rezession und der Hoffnung auf eine abermalige Geldmengenausweitung durch die Federal Reserve zur Vermeidung dieses Double Dips hin- und hergerissen sind.

Dass die Anleger derzeit die Füße still halten, zeigte sich dann auch in den dienstäglichen Volumina. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 106,6 Mio Aktien, nur wenig mehr als die 90,5 Mio Aktien des Vortags. Der Wert der gehandelten Aktien legte leicht auf 3,31 Mrd von 2,86 Mrd EUR zu. In der zweiten Reihe stieg der MDAX um 1,2% oder 105 auf 8.811 Punkte, für den TecDAX ging es um 0,5% oder 4 auf 773 Punkte nach oben.

Für einen positiven fundamentalen Akzent sorgte zunächst die geldpolitische Entscheidung der Bank of Japan. Die Währungshüter haben ihre expansive Geldpolitik überraschend weiter gelockert und den Leitzins auf 0,00% bis 0,10% gesenkt. Die japanische Notenbank kündigte zudem an, eine temporäre Finanzierungsfazilität zu schaffen, mit der langlaufende Staatsanleihen, kurzfristige Schuldverschreibungen von Unternehmen, Corporate Bonds sowie börsennotierte Investmentfonds und Schatzwechsel gekauft werden sollen. Für diese Fazilität sind 5 Bill JPY vorgesehen. "Das ist zwar keine Unsumme, aber der Anfang ist gemacht", kommentierte ein Händler. Zusätzliches Notenbankgeld, so die Spekulation vieler Marktteilnehmer, steigert die Nachfrage riskanterer Vermögenswerte wie Aktien.

Keinen nachhaltigen Eindruck hinterließ im Verlauf des Vormittag hingegen die zweite Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor des Euroraums im September. Er übertraf mit 54,1 Punkten zwar den Ökonomenkonsens von 53,6 Punkten. Allerdings lasse sich wie im Verarbeitenden Gewerbe auch hier eine Abkühlungstendenz nicht übersehen, sagte Thilo Heidrich aus dem volkswirtschaftlichen Research der Deutschen Postbank.

Nach einem anfänglich blutarmen Geschäft sorgte dann am Nachmittag zunächst die Spekulation auf einen besser als erwartet ausfallenen ISM-Index für den Dienstleistungssektor der USA für Zug in den Kursen. Und tatsächlich übertraf der Frühindikator im September mit einem Anstieg auf 53,2 von 51,5 Punkten im Vormonat dann auch den Ökonomenkonsens von 52 Punkten. "Das lässt auf einen halbwegs vernünftigen Arbeitsmarktbericht am Freitag schließen", kommentierte Deutsche-Postbank-Volkswirt Heidrich die Beschäftigungskomponente des ISM-Index für den Dienstleistungssektor. Diese erhöhte sich auf 50,2 von 48,2 Punkten im August und befindet sich damit wieder auf einem Niveau, das Wachstum signalisiert.

Unter den Einzelwerten fielen unter anderem BMW auf, die um 3,6% auf 49,96 EUR zulegten und damit am Montag verlorenen Boden wieder gutmachten. Daimler, zu Wochenbeginn ebenfalls unter Abgabedruck gekommen, erholten sich um 2,1% auf 44,69 EUR. Bayer verteuerten sich um 2,7% auf 52,60 EUR. Ein Marktteilnehmer verwies auf Kursfantasie mit Blick auf eine neue Datenserie zum Blutgerinnungshemmer Xarelto der Leverkusener. Gefragt waren auch Zykliker wie Infineon und HeidelbergCement, die um 2,9% respektive 2,8% zulegten.

Am anderen Ende des DAX fielen E.ON um 0,8% auf 21,21 EUR zurück. Die Analysten von HSBC haben die Aktien des Unternehmens auf "Underweight" von "Neutral" herabgestuft. Der Markt unterschätze die Verluste der deutschen Versorger beim Gasvertrieb 2011 und 2012, hieß es zur Begründung. Angesichts dünner Margen, der Brennelementeabgabe und der anstehenden Verpflichtung, vollständig CO2-Emissionsrechte zu kaufen, würden die Jahre 2011 bis 2013 so schwach werden, wie 2007 bis 2009 stark gewesen seien. RWE verbilligten sich im Kielwasser um 0,2% auf 49,14 EUR. Auch andere als defensiv geltende Titel schwächelten, für Beiersdorf ging es um 0,6% nach unten, für Fresenius Medical Care um 0,8%.

In der zweiten Reihe brachen Heidelberger Druckmaschinen um 4,9% auf 3,27 EUR ein. Laut dem Fachverband Druck- und Papiertechnik profitieren die Druckmaschinen-Hersteller nur teilweise vom Aufschwung der Maschinenbau-Industrie.

-Von Jörg E. Jäger, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 220,
joerg.jaeger@dowjones.com
DJG/jej/raz

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