Alt 25.01.13, 10:05
Standard In Tokio zünden Anleger die Kursrakete
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Zwei Märkte, zwei Welten. Die Börse in Tokio hat am Freitag ein Kursfeuerwerk erlebt, während in Seoul wegen der Won-Stärke und Samsung-Schwäche die Kurse ins Rutschen gerieten. Der Nikkei-Index schoss um 2,9 Prozent auf 10.926 Punkte nach oben und setzte damit seine jüngste Serie starker Kursausschläge nahtlos fort. Erneut stand der schwache Yen hinter dieser Entwicklung, nachdem der Dollar am Vortag seinen größten Eintagesgewinn zur japanischen Devise seit Oktober 2011 verzeichnet hatte. Kostete er im asiatischen Handel am Donnerstag noch 88,45 Yen, so waren es im späten US-Handel rund 90,30 Yen.

In Asien setzte der US-Dollar seinen Höhenflug dann weiter fort und kletterte auf 90,60 Yen. Die Kursgewinne verdankte der Greenback vor allem den um 0,2 Prozent gefallenen Verbraucherpreisen für Dezember. Zum sechsten Mal in den vergangenen Monaten sind demnach die Preise in Japan gesunken und bremsen die Konjunktur des Landes. Die Zahlen zeigen: Japan steckt immer noch tief in einer Deflation. Jetzt hofft der Markt auf noch stärkere konjunkturstimulierende Maßnahmen von Notenbank und Regierung. Die Bank of Japan dürfte weiter gezwungen sein, in großem Stil Liquidität in die Märkte zu pumpen. Erst am Dienstag hatte die Zentralbank ihr Inflationsziel auf 2,0 Prozent verdoppelt.

Händler führten die starke Bewegung aber auch auf Aussagen des Vizefinanzministers zurück, der damit Spekulationen über mögliche Interventionen gegen die Yen-Stärke angeheizt hatte. "Die Aussagen von Takehiko Nakao haben den Markt noch einmal daran erinnert, dass die Regierung weiter alles tut, um den Yen zu schwächen und damit die Konjunktur anzukurbeln", sagte Devisenexperte Chris Gore von Go Markets.

Analyst Toshiyuki Kanayama sieht es nur noch als eine Frage der Zeit an, wann der Nikkei die 11.000er-Marke knackt. Neben dem weiter schwach erwarteten Yen dürften auch eine Erholung der globalen Konjunktur und gute Unternehmensergebnisse für Auftrieb sorgen. "Der Austausch an der Spitze der Notenbank in wenigen Monaten wird trotz des jetzt schon zu beobachtenden Hypes noch einmal eine große Sache für den Markt werden. Und auch technisch steht einem Anstieg auf über 11.000 Punkte nichts entgegen", so der Experte weiter. Zuletzt lag der Index im Mai 2010 oberhalb von 11.000 Zählern. Tagesfavoriten waren in Tokio Exportwerte. Toyota-Aktien gewannen 2,2 Prozent, Honda 2,1 Prozent und Suzuki 4 Prozent. Papiere von Fanuc schossen um 4,8 Prozent nach oben.

Dagegen lasteten in Seoul starke Kursverluste von Samsung auf dem Markt. Nachdem erst am Donnerstag der Kurseinbruch des Samsung-Kontrahenten Apple dem Nasdaq-Index seinen Stempel aufgedrückt hatte, litt am Freitag der Kospi an der Börse in Seoul deutlich unter dem Minus des Indexschwergewichts Samsung von fast 2,5 Prozent. Der Kospi verlor 0,9 Prozent und war damit klar das Schlusslicht unter den ostasiatischen Börsen.

Die Samsung-Aktie bringt es allein auf ein Gewicht von 19 Prozent in dem Index. Samsung wies zwar nach einem Anstieg von 76 Prozent ein Rekordergebnis von 7,04 Billionen Won (4,9 Milliarden Euro) aus, Analysten hatten aber mit 7,3 Billionen mehr erwartet. Noch stärker hatte es in den USA die Apple-Aktie erwischt, die ebenfalls nach einem Rekordgewinn um über 12 Prozent abstürzte. Das wurde vor allem mit einem enttäuschenden Ausblick begründet.

Auf dem Börsenbarometer lasteten aber auch deutliche Verluste beim Apple-Zulieferer LG Display von 2,5 Prozent und bei Kia Motors, die sogar 4,9 Prozent verloren. Der Autokonzern hatte einen um 50 Prozent niedrigeren operativen Quartalsgewinn ausgewiesen. Als Ursache nannte das Unternehmen die Won-Aufwertung. Aus demselben Grund brachen bereits bei Hyundai die Gewinne weg. Nach Bekanntgabe der Quartalszahlen am Vortag ging es für die Titel des Autobauers abermals um 3,4 Prozent abwärts. Die Südkoreaner fürchten angesichts von Yen-Schwäche und Won-Stärke mittlerweile um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Das bremst zunehmend die Börse in Seoul aus.

An den anderen Börsen der Region fielen die Kursausschläge deutlich moderater aus, wobei die Börse in Sydney weiter von Hoch zu Hoch eilt. Diesmal ging es um 0,5 Prozent nach oben. Das ist der achte Tagesanstieg in Folge. Marktteilnehmer nannten den Aufwärtstrend intakt. Der fulminante Kursauftrieb in Tokio nährte die Aktiengewinne auf dem fünften Kontinent. Außerdem stützten positive Wirtschaftsdaten aus China vom Vortag. Australischen Minenunternehmen winken dadurch bessere Geschäfte auf ihrem Exportmarkt Nummer eins. An den chinesischen Börsen sprachen Marktteilnehmer von Gewinnmitnahmen, nachdem in Schanghai zuletzt ein Achtmonatshoch erreicht wurde.

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