Alt 23.01.13, 10:15
Standard Börse in Tokio beschleunigt Talfahrt
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Die jüngste Erholung des Yen lastet weiter schwer auf der Börse in Tokio. Der Nikkei-Index verzeichnete am Mittwoch bereits den dritten Handelstag in Folge Kursverluste. Diesmal ging es bei erneut hohen Umsätzen um 2,1 Prozent bergab auf 10.487 Punkte, womit das Marktbarometer auf dem Tagestief aus dem Handel ging. Zugleich sind damit inzwischen fast sämtliche Gewinne seit Jahresbeginn wieder dahin.

Marktteilnehmer machen dafür in erster Linie den Yen verantwortlich. Die japanische Währung befindet sich weiter auf Erholungskurs, womit sich die Exportaussichten japanischer Unternehmen verschlechtern. Nachdem der Dollar in den vergangenen Monaten fast kontinuierlich von knapp 78 Yen auf fast 90,30 Yen gestiegen war, ging er zuletzt mit 88,26 Yen um. Grund der Yen-Erholung sind die für viele Teilnehmer weniger aggressiv als erhofft ausgefallenen Beschlüsse der japanischen Notenbank vom Dienstag. Nach dem starken Anstieg des Dollar dürften aber auch Gewinnmitnahmen eine Rolle spielen.

Die Bank of Japan hatte zwar wie weithin erwartet ihr Inflationsziel auf 2,0 Prozent verdoppelt und auch das Volumen für die Aufkäufe von Anleihen angehoben, allerdings wird letztere Maßnahme nicht sofort wirksam. Laut Volkswirt Julian Jessop von Capital Economics war die Verkündung eines zeitlich unbegrenzten Anleiheaufkaufprogramms die einzige überraschende Neuigkeit der Bank of Japan. Diese begännen aber erst 2014 und sollen sich zudem nicht auf länger laufende Anleihen erstrecken. Das sorge für Enttäuschung bei all jenen, die auf einen weiter steigenden Dollar gewettet hätten.

Ungeachtet der jüngsten Yen-Erholung hat unterdessen der koreanische Finanzminister vor den negativen Folgen der Yen-Schwäche und der gleichzeitig zu beobachtenden Won-Stärke für sein Land gewarnt und damit Spekulationen über eine Intervention Koreas am Devisenmarkt Nahrung verliehen. Der Won gab daraufhin zum Dollar nach. Zuletzt kostete der Dollar 1.066,45 Won, verglichen mit 1.063,70 Won im späten US-Handel am Dienstag. Damit erreichte der Dollar den höchsten Stand seit knapp vier Wochen.

"Zuletzt trieben zwei 'Motoren' die Kurse der japanischen Aktien nach oben: Der Anstieg der US-Börsen und der zunehmend schwache Yen", sagte Marktstratege Tatsunori Kawai von kabu.com Securities zur Entwicklung an der Tokioter Börse. "Jetzt scheint letzterer eine Pause zu machen und der Markt wird sich auf andere Faktoren stützen müssen, bis die Gewinne der vergangenen beiden Monate verdaut sind", so der Experte weiter. Ein anderer Teilnehmer bemerkte dazu: "Die ausländischen Käufe waren dünn, fast so, also ob die Party vorbei ist".

Vor allem in zuletzt gut gelaufenen Aktien seien Gewinne mitgenommen worden, wobei allerdings nicht die Rede davon sein könne, dass ausländische Anleger Tokio den Rücken zukehrten. Das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik des neuen Ministerpräsidenten Abe scheine grundsätzlich weiter da zu sein.

Verkauft wurden in Tokio vor allem Technologie- und Finanzaktien. Finanzaktien wurden stark von Gewinnmitnahmen getroffen. Nomura Holdings gaben um 4,5 Prozent nach, Dai-ichi Life Insurance um 4,9 Prozent und Sumitomo Mitsui Financial Group 1,7 Prozent.

Im Technologiesegment verloren beispielsweise Sony 2,1 Prozent und Nikon 3 Prozent. Für TDK ging es um 4,1 Prozent abwärts nach einem Bericht, wonach der operative Gewinn im Dezemberquartal um 30 Prozent eingebrochen sein soll, unter anderem wegen einer schwachen Nachfrage nach Smartphone-Bauteilen. Auch die export- und damit Yen-sensitiven Autowerte standen auf der Verliererseite.

An den anderen ostasiatischen Aktienmärkten zeigte sich das zuletzt oft gesehene Bild eher moderater Kursbewegungen ohne einheitliche Richtung. Händler begründeten dies mit Kaufzurückhaltung - zum Einen vor der Entscheidung in den USA über die Schuldenhöchstgrenze im späteren Tagesverlauf, zum Anderen mit der erst in der kommenden Woche heiß laufenden Quartalsberichtssaison in Korea und Japan.

Gleichwohl liefere die Berichtssaison in den USA tendenziell positive Signale und auch mit Blick auf die globale Konjunktur habe sich die Nachrichtenlage zuletzt aufgehellt. In den USA hatten Google und IBM am späten Dienstag mit guten Geschäftszahlen aufgewartet, was beiden Aktien nachbörslich deutliche Kursgewinne bescherte.

In Seoul legten die Aktien des Autobauers Hyundai am Tag vor der Quartalsberichtserstattung um 1,6 Prozent zu und trotzten damit dem Minus von 0,8 Prozent am breiten Markt. Der Kurs habe auch von der Entwicklung am Devisenmarkt profitiert, hieß es auch mit Blick auf die nachgebende Kurse der japanischen Konkurrenten.

Weiter von Hoch zu Hoch eilt die Börse in Sydney, wo der Index um 0,2 Prozent zulegte und den höchsten Stand seit Mai 2011 erreichte. Hier trieben starke Produktionskennziffern die Aktie von BHP Billiton um 1,3 Prozent nach oben. Überdurchschnittlich legten auch Goldaktien zu, nachdem der Goldpreis mit 1.693 Dollar so viel kostet wie zuletzt Mitte Dezember. Für die Aktien von St. Barbara ging es gar um 12 Prozent nach oben, gestützt von einer gestiegenen Goldförderung und einem positive Ausblick. Eine Gewinnwarnung drückte den Kurs des Pestizid-Herstellers Nufarm um 9,2 Prozent.

Eine Atempause auf dem Weg nach oben legte der Ölpreis ein. Das Barrel der US-Sorte WTI kostete zuletzt 96,49 Dollar und damit etwas weniger als im US-Handel. Gleichwohl bewegt es sich damit im Bereich eines Viermonatshochs. Marktteilnehmer machen dafür die weltweit aufgehellten Konjunkturaussichten verantwortlich, warnen jedoch davor, dass der jüngste Preisanstieg etwas überzogen erscheine. Der Markt dürfte reif sein für eine Gegenbewegung, glaubt Analyst Phil Flynn von Price Futures Group.

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