Alt 21.01.13, 09:44
Standard Berg- und Talfahrt in Tokio geht weiter
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Das Wechselbad der Gefühle an der Tokioter Börse geht auch in der neuen Woche weiter. Nachdem der Nikkei-Index die vergangene Woche mit dem größten Tagesplus seit März 2011 beendet hatte, zogen am Montag Gewinnmitnahmen und ein festerer Yen den Index wieder deutlich nach unten. Vor den mit Spannung erwarteten Entscheidungen der japanischen Notenbanker am Dienstag hielten sich die Händler weitgehend zurück. Der Nikkei-Index büßte 1,5 Prozent auf 10.747 Punkte ein und war damit mit Abstand der größte Verlierer in Ostasien.

Die Zentralbank dürfte nach Erwartungen der Investoren ihre Geldpolitik weiter lockern und damit den Forderungen der neuen japanischen Regierung folgen. Die Festschreibung eines Inflationsziels von 2 Prozent und zusätzliche Anleihekäufe von rund 10 Billionen Yen gelten weithin als ausgemachte Sache.

"Wegen des starken politischen Drucks auf die Notenbank, wäre alles andere als die Festsetzung eines Inflationsziels von 2 Prozent eine Überraschung. Vielleicht wird sie zudem die Einlagenzinsen senken und die Anleihekäufe weiter ausdehnen", sagt Sean Callow von Westpac Global Strategy Group.

Trotz der erwarteten Lockerung der Geldpolitik notierte der Yen gegenüber dem US-Dollar fester. Nach 90,10 Yen im späten New Yorker Handel kostet der US-Dollar aktuell 89,59 Yen. Auch gegenüber dem Euro gewinnt die japanische Währung. Nach 119,93 kostet der Euro nun 119,38 Yen.

Experten erklären die Yen-Stärke damit, dass der Markt eine weitere Lockerung der Geldpolitik weitgehend in den Yen-Kurs eingepreist habe. Die Analysten der Commerzbank sehen denn auch Enttäuschungspotenzial für Anleger, die auf einen steigenden Dollar setzen. Dass die Notenbank noch mehr mache, als der Markt ohnehin erwarte, sei unwahrscheinlich. Da der US-Handel am Montag wegen eines Feiertags pausiere, seien zudem die Handelsvolumen gering und die Kurse damit anfällig für Kursausschläge, sagte David Scutt von der Arab Bank Australia.

Für die Deutsche Bank ist trotz der Erholung klar, dass der Yen künftig gegenüber dem Dollar weiter an Wert verlieren dürfte. "Auch wenn die jüngste Kursrally des Dollar gegenüber dem Yen korrigiert würde, erwarten wir einen Dollar-Kurs von 92 Yen oder mehr", sagte Taisuke Tanaka. "Damit Ministerpräsident Abe sein Inflationsziel von 2 Prozent erreicht, muss der Dollar mehr als 90 Yen kosten", fügte er hinzu

Belastet vom festeren Yen verloren in Tokio insbesondere Exportwerte: Die Papiere von Mitsubishi Motors gaben 3,1 Prozent nach, Fuji Heavy Industries und Fanuc verloren jeweils 3,8 Prozent. Vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen von Apple am Mittwoch gaben auch die Papiere von Zulieferern und Partnern des US-Konzerns nach: Die Aktien von Softbank sanken um 1,7 Prozent, LG Display verloren in Seoul gut 1 Prozent und Hon Hai Precision Industry in Taipeh 0,9 Prozent.

Zu den Gewinnern zählten dagegen mit einem Plus von 3,3 Prozent die Papiere von Sony. Sie profitierten weiter von der Heraufstufung durch Goldman Sachs in der vergangenen Woche. "Investoren steigen bei Sony wegen der niedrigen Bewertung ein. Sie gehen davon aus, dass die Aktien nicht tiefer fallen können und zudem von der starken Marke Sony profitieren", sagte ein Fondsmanager. Aus einem ähnlichen Grund hätten auch Panasonic um 2,2 Prozent zugelegt.

Der Index in Schanghai legte um 0,5 Prozent zu. Händler begründeten die freundliche Tendenz zum einen mit reichlich vorhandener Liquidität und der trotz der jüngsten Kursgewinne günstigen Bewertung vieler Papiere. Zu den Tagesfavoriten gehörten Aktien von Logistikunternehmen, nachdem China Shipping Container überraschend einen hohen Nettogewinn mitgeteilt hatte. Die Aktie legte um die für einen Handelstag maximal zulässigen 10 Prozent zu. In ihrem Sog zogen Cosco um 2,9 Prozent an und Air China um 2,5 Prozent.

Mangels Impulsen war an den restlichen ostasiatischen Börsen wenig los. In Australien stieg der Index leicht um 0,1 Prozent. Zu den Gewinnern gehörten die Papiere der National Australia Bank mit einem Plus von 1,9 Prozent, nachdem Medien berichtet hatten, dass die Banco Santander überlege, das Filialnetz der Australier in Großbritannien für 2 Milliarden Pfund zu übernehmen. Zudem gewannen die Aktien von OZ Minerals 2,9 Prozent und reagierten damit auf eine angehobene Schätzung der Rohstoffvorkommen des Konzerns in Carrapateena.

Der langfristige Abwärtstrend des Yen setzte südkoreanische Aktien unter Druck. Wegen der Abwertung der japanischen Währung verschlechtere sich die Wettbewerbssituation koreanischer Exporteure, hieß es bei der Credit Suisse. Die Aktien von Kia Motors Corp. verloren 1,9 Prozent, Hyundai 1,6 Prozent.

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