Alt 16.01.13, 09:15
Standard Yen-Anstieg sorgt für Kursrutsch in Tokio
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Die Börse in Tokio hat am Mittwoch den stärksten Tagesverlust seit Mai 2012 verzeichnet. Um 2,6 Prozent oder 279 Punkte ging es mit dem Nikkei-Index nach unten auf 10.600 Punkte. An den vorangegangenen vier Handelstagen hatte das Marktbarometer kontinuierlich zugelegt und war auf ein 32-Monatshoch gestiegen. Händler begründeten das deutliche Minus mit Gewinnmitnahmen vor dem Hintergrund der fortgesetzten Erholung des Yen. Zudem warten Investoren auf die Veröffentlichung des BIP-Wachstums in China. An den anderen ostasiatischen Börsen setzte sich keine einheitliche Tendenz durch.

Nachdem der Dollar Mitte Dezember noch gut 82 Yen gekostet hatte, war er in einer fast ununterbrochenen Aufwärtsbewegung im Hoch zuletzt bis auf über 89,70 Yen gestiegen. Nun fällt die erwartete Gegenbewegung heftig aus. Der Dollar wechselte zuletzt für 87,85 Yen den Besitzer, verglichen mit 88,80 Yen im späten US-Handel und 89,60 Yen im asiatischen Handel am Dienstag. Der Euro verbilligte sich gleichzeitig auf 116,62 von 118,13 Yen. Auslöser der Yen-Erholung war die Warnung des japanischen Wirtschaftsministers Amari, dass eine zu starke Yen-Abwertung nicht gut für die japanische Wirtschaft sei.

"Angesichts des deutlichen Yen-Verfalls in einer so kurzen Zeit war es klar, dass die Devise reif für eine kurze und scharfe Gegenbewegung ist. Die Amari-Aussagen scheinen dafür teilweise als Entschuldigung zu gelten", bemerkte Währungsexperte Chris Gore von Go Markets. Eine Neubewertung der Erwartungen einer weiteren geldpolitischen Lockerung in Japan stehe dagegen nicht hinter der Bewegung.

"Der Markt könnte an einem Wendepunkt stehen, jetzt wo der steigende Yen für Verkäufe sorgt", sagte Investrust-CEO Hiroyuki Fukunaga. Da viele Marktakteure für weiter steigende Kurse positioniert seien, könnte ein einsetzender Abwärtstrend schnell für einen starken Ausverkauf sorgen, ehe der Markt wieder einen Boden ausbilde, warnte er.

In Tokio litten wie üblich insbesondere Aktien exportorientierter Unternehmen unter dem festeren Yen. Canon, Nikon, Pioneer, Sony, Sharp und Honda Motor verloren zwischen 2 und 4,7 Prozent. Um 1,6 Prozent abwärts ging es für All Nippon Airways (ANA) nach Berichten, wonach die Fluglinie alle ihre 17 Maschinen vom Typ Boeing Dreamliner auf den Boden holen musste nach einer Dreamliner-Notlandung in Westjapan. Grund sollen Batterieprobleme gewesen sein. Die Aktien des Batterieherstellers GS Yasuda verloren daraufhin 4,5 Prozent. Yasuda hatte nach einem früheren Zwischenfall bei einem Dreamliner bestätigt, Batterien für diesen Flugzeugtyp herzustellen.

Dagegen stiegen die Aktien des ANA-Konkurrenten Japan Airlines um rund 1,8 Prozent. Japan Airlines hat Berichten zufolge seine Dreamliner zwar ebenfalls zurückgerufen, hat aber derzeit lediglich fünf Maschinen dieses Typs im Einsatz, wie das Wall Street Journal berichtete.

In Schanghai schloss der Markt nach einem volatilen Verlauf und einem zwischenzeitlichen Minus von rund 2 Prozent letztlich 0,7 Prozent leichter. Auch in Schanghai begründeten Analysten die Verkäufe vornehmlich mit Gewinnmitnahmen, außerdem dominierten Sorgen bezüglich der insgesamt schleppenden Konjunktur. Ein Belastungsfaktor waren daneben Dahinter standen Aussagen von Ministerpräsident Wen Jiabao, wonach die Regierung mittel- bis langfristig eine Reform der Immobiliensteuern anstrebt. Aktien aus dem Immobiliensektor wie Poly Real Estate und Gemdale verloren über 3,5 Prozent. In Hongkong verloren die Titel des Immobilienentwicklers China Overseas Land 1,4 Prozent.

In Sydney stieg der Index um 0,5 Prozent. "Investoren haben Aktien immer noch untergewichtet und müssen den Anteil nun wegen der festeren chinesischen Konjunktur und der sinkenden Wahrscheinlichkeit einer Finanzkatastrophe außerhalb Europas erhöhen", sagte Michael McCarthy von CMC Markets. Gegen die Tendenz gaben die Aktien einzelner Rohstoffunternehmen etwas nach. Hintergrund war Händlern zufolge der um 1,1 Prozent gesunkene Eisenerzpreis, der unter Anzeichen einer nachlassenden Nachfrage aus China leiden soll. Die Papiere von BHP Billiton, Rio Tinto und Fortescue Metals verloren zwischen 0,5 und 1,5 Prozent. Gekauft wurden dagegen die Aktien von Boral. Nachdem der Konzern die Streichung von 1.000 Stellen bekannt gegeben hatte, kletterte die Aktien um 10 Prozent.

Belastet von Verkäufen ausländischer Investoren gab der südkoreanische Kospi um 0,3 Prozent nach. Zu den Verlierern gehörten wie schon am Vortag Technologiewerte. Samsung gaben um 1,3 Prozent nach, LG Display um 1,6 Prozent. Zu den Gewinnern gehörten Autoaktien. Dank einer technischen Erholung legten die Autowerte Kia um 2,3 Prozent und Hyundai um 1 Prozent zu.

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