Alt 28.07.11, 18:18
Standard XETRA-SCHLUSS/Schwächer - Quartalsberichte und US-Krise belasten
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FRANKFURT (Dow Jones) - Schwächer, aber kräftig erholt von den Tagestiefs, sind die deutschen Aktien am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Händler sprachen von einem extrem zurückhaltenden Geschäft. "Bei Institutionellen Anlegern herrscht bis zur Klärung der US-Schuldenkrise Kaufverweigerung", sagte ein Händler.

Für die Erholung verantwortlich gemacht wurde die bevorstehende Abstimmung über die revidierten Vorschläge der Republikaners John Boehner. Sie soll am Abend nach US-Börsenschluss stattfinden. "Damit kommt wenigstens etwas Bewegung in die Sache", sagte ein Händler. Von einer Lösung sei dieser Schritt jedoch meilenweit entfernt. Das andauernde Parteiengezänk um eine Anhebung des Limits für die US-Staatsverschuldung hatte die Kurse am Morgen noch kräftig einbrechen lassen.

Auch die erste Welle an Quartalszahlen heimischer Unternehmen sorgte für Ernüchterung. "Wer nicht deutlich positiv überrascht, wird angesichts des 'angebrieften' Markts herb abgestraft", sagte ein Händler. Unter teils massivem Verkaufsdruck standen vor allem konjunktursensible Aktien. VW und BASF brachen nach Zahlen zeitweise ein. Der DAX verlor 0,9% oder 63 auf 7.190 Punkte. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 161,4 (Vortag: 131,8) Mio Aktien im Wert von rund 4,42 (Vortag: 3,65) Mrd EUR.

Charttechnisch liegt die nächste Unterstützung für den DAX im Bereich des gleitenden 200-Tage-Schnitts von 7.083 Punkten.

Die Konjunkturdaten aus den USA interessierten den Markt erneut nicht: Die Ausstehenden Hausverkäufe sprangen zum Vorjahr um 19,8% und zum Vormonat um 2,4%. Analysten hatten auf Monatssicht mit einem Rückgang um 2% gerechnet. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA fielen sogar unter die 400.000er-Marke. Zur Vorwoche gingen sie um 24.000 zurück.

BASF verloren 4,2% auf 63,09 EUR. Hier überraschten die Quartalszahlen negativ. Händler sahen das Thema "Margendruck" als Hauptgrund für die Verkäufe in Konjunkturtiteln von Chemie über Auto bis hin zum Stahl.

"Operativ gut, allerdings sorgen die unerwartet niedrigen Abschreibungen für Unsicherheit", sagte equinet-Analystin Nadeshda Demidova zum Geschäftsausweis des Chemieunternehmens. Zudem habe es den Anschein, dass BASF die gestiegenen Rohstoffpreise nicht in vollem Umfang an die Kunden habe weiterreichen können.

Ähnliches zeigten die Zahlen von Bayer, wo besonders die Sparte Material Sciences Schwäche aufwies. Bayer gaben um 1,2% auf 56,85 EUR nach.

VW fielen nach Zahlen um 4,2% auf 138,05 EUR. Händler nannten die Verluste im Tagesverlauf von bis zu knapp 7% jedoch eine "hysterische Marktreaktion". "Der Automobilhersteller hat in den vergangenen Vierteljahren die Markterwartung immer übertroffen, im zweiten Quartal wurden sie aber nur getroffen", sagte Jürgen Pieper, Analyst beim Bankhaus Metzler. Per Saldo wies VW sprudelnde Gewinne, ein gutes Wachstum und hohe Margen aus.

Im Sog VWs verloren auch die zunehmend als Automobilzulieferer geltenden Infineon 3,4% auf 6,95 EUR. Bis zur Veröffentlichung der VW-Zahlen lagen die Titel des Halbleiterherstellers noch deutlich im Plus. Die Quartalszahlen Infineons wurden hingegen nicht kritisiert. Auch MAN verloren 2,7% auf 81,69 EUR, obwohl die Umsatzprognose erhöht wurde.

Lufthansa gaben um 2,8% auf 14,06 EUR nach. Im abgelaufenen Vierteljahr hätten der Ölpreis, die Unruhen in Nordafrika und das Beben in Japan ihren Tribut gefordert, sagte Analyst Frank Skodzik von der Commerzbank. Es bleibe aber festzuhalten, dass sich die deutsche Fluggesellschaft wesentlich besser geschlagen habe als Wettbewerber Air-France-KLM.

Bei Siemens enttäuschte der Quartalsgewinn. Die Aktien gaben um 1,1% auf 90,13 EUR nach. "Auftragseingang gut, aber Margen und somit Profitabilität sind ein Thema", sagte Ingo-Martin Schachel, Analyst bei der Commerzbank zu den Zahlen zum dritten Quartal.

Auch im MDAX standen Konjunktur-Werte abermals unter Druck. Aurubis, GEA, Lanxess, Gildemeister, Wacker Chemie und Brenntag verloren zwischen 3% und 4,5%. Wincor Nixdorf legten nach Geschäftszahlen im erwarteten Rahmen um 1,8% zu auf 43,79 EUR.

Im TecDAX fielen Aixtron nach Zahlen 2,7% auf 19,48 EUR. "Umsatz und EBIT zwar schwächer als erwartet", sagt Tim Oliver Wunderlich, Analyst bei Hauck & Aufhäuser, mit Blick auf die Zahlen des Unternehmens für das zweite Quartal. Positiv habe mit 222 Mio EUR allerdings der Auftragseingang überrascht.

DJG/mod/cln

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