Alt 26.06.12, 17:30
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX-Talfahrt macht Gipfelpause
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FRANKFURT--Nach der Talfahrt zu Wochenbeginn hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag zwar eine Atempause eingelegt. Allerdings verdichteten sich die Anzeichen, dass sich die Börsianer künftig nicht mehr nur mit der Banken- und Staatsschuldenkrise im Euroraum, sondern auch mit einer sich weltweit abschwächenden Konjunktur herumschlagen werden müssen. "Nach dem Einbruch vom Montag hat das die Kurse aber zunächst einmal nicht mehr weiter nach unten gezogen. Denn die Erwartungen an den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der EU am Donnerstag und Freitag sind mittlerweile so niedrig, dass das Treffen nur noch positiv überraschen kann", sagte ein Börsianer.

Am Ende des Tages ging der DAX mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 6.137 Punkte aus dem Handel. Auch der Euro gab am frühen Dienstagabend zwar zum Dollar nach, erholte sich mit 1,2476 Dollar aber wieder vom zuvor markierten Tagestief von 1,2442 Dollar. Die Konjunktur-Daten aus den USA hatten dagegen keine Auswirkungen auf das Handelsgeschehen.

Fundamental hellte sich die Lage freilich auch am Dienstag nicht auf. So hat die Ratingagentur Moody's 28 spanische Banken um bis zu vier Stufen herabgestuft, nachdem die Iberer zuvor offiziell die EU um Hilfe bei der Rettung des Bankensystems des Landes gebeten hatten. Zudem ist der designierte griechische Finanzminister bereits wieder zurückgetreten. Für die anstehenden Verhandlungen der EU mit Griechenland sind dies keine guten Voraussetzungen, zumal auch Ministerpräsident Antonis Samaras krankheitsbedingt nicht zum Gipfel reisen wird. Damit scheinen die nächsten Verzögerungen bei den von Athen geforderten Maßnahmen bereits vorprogrammiert.

Auch die Auktionen spanischer und italienischer Anleihen am Vormittag haben nicht zur Beruhigung beigetragen. Beide Länder verzeichneten einen deutlichen Anstieg der Renditen. So muss Spanien nun schon für dreimonatige Schatzwechsel eine Rendite von 2,362 Prozent zahlen, bei der vorangegangenen Auktion waren es noch 0,846 Prozent. "Die Auktion zeigt, dass Spanien weiterhin Schwierigkeiten bei der Refinanzierung hat", sagte ein Analyst. Die Renditen hätten mittlerweile bei allen Laufzeiten "bedenkliche Niveaus" erreicht.

Kaum zuversichtlicher klangen die Stimmen aus den Unternehmen. Die Geschäftsbedingungen seien inzwischen schlechter als erwartet, sagte etwa Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser. Der Mischkonzern könne daher in diesem Jahr Probleme beim Erreichen seiner Ziele haben. Für die Aktien ging es vor diesem Hintergrund um 1,5 Prozent auf 63,11 Euro nach unten. Mit einer echten Gewinnwarnung kam dann freilich Infineon wenig später daher. Die Papiere brachen um 11,8 Prozent auf 5,35 Euro ein. Für das dritte Quartal rechnet der Halbleiterhersteller nun mit einem leicht rückläufigen Umsatz.

"Wir nähern uns nicht nur dem Monatsende, sondern auch dem Quartalsende. Daher will niemand eine solche Aktie auf dem Buch haben", erklärte ein Händler den Abverkauf. Allerdings bereite die Gewinnwarnung auch fundamental Sorge, da Infineon als Frühindikator für die deutsche Automobilindustrie gelten könne. "Es würde mich nicht überraschen, wenn in dieser Hinsicht in den nächsten Tagen noch etwas nachkommt", so der Marktteilnehmer.

Am anderen Ende des Kurszettels zog die Aktie von RWE um 2,9 Prozent auf 30,81 Euro an, die Titel von Tagessieger E.ON verteuerten sich um 3,3 Prozent auf 15,88 Euro. Die Analysten von Merrill Lynch haben die Einstufungen der beiden Versorger-Titel angehoben.

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