Alt 25.06.12, 12:27
Standard Anleger zweifeln an Erfolg des EU-Gipfels
Beitrag gelesen: 313 x 

FRANKFURT--Die Angst vor einem Scheitern des EU-Gipfels zur Schuldenkrise drückt am Montag auf die Aktienkurse. Der DAX bricht um 100 Punkte oder 1,6 Prozent auf 6.163 Punkte ein, und der Euro-Stoxx-50 verliert mit starken Verlusten in Mailand und Madrid sogar 1,9 Prozent. "Die Märkte setzen die Politik unter Druck", meint ein Marktteilnehmer. Der Euro fällt um etwa einen Cent auf knapp unter 1,25 US-Dollar.

"Wir erwarten, dass der Druck auf das europäische Finanzsystem schnell wieder zunimmt und der Euro weiter abwertet", heißt es bei der Bank Standard Chartered. Bei dem vorangegangenen Treffen hatten die Staats- und Regierungschefs EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, EU-Ratspräsident Herman van Rompuy, Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker und den Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi mit einer Art Masterplan zur Lösung der Banken- und Staatsschuldenkrise beauftragt. Angesichts der weiter kaum zu überbrückenden Interessen könnten die Hoffnungen aber enttäuscht werden.

Der Vierergipfel vom Freitag zwischen Bundeskanzlerin Merkel und ihren Amtskollegen aus Italien, Frankreich und Spanien hat einmal mehr die Gräben zwischen Deutschland und den anderen drei Ländern verdeutlicht. Zwar sprechen sich die Politiker für Wachstumsinitiativen in Europa aus. In fundamentalen Schlüsselfragen wie einer Vergemeinschaftung der Schulden in Europa steht eine Annäherung aber aus. "Es ist höchst unwahrscheinlich, dass es auf dem EU-Gipfel einen Befreiungsschlag geben wird", sagt Jim Reid, Stratege bei der Deutschen Bank.

Bundeskanzlerin Angela Merkel fliegt bereits am Mittwoch zum französischen Präsidenten Francois Hollande nach Paris. Dort soll der Gipfel vorbereitet werden. Die Spannung ist auch deshalb so groß, weil der Gipfel der letzte vor der Sommerpause sein soll.

Die Renditen für spanische und italienische Anleihen legen wieder zu, die deutschen Renditen kommen zurück. Spanien hat nun auch formal um Finanzhilfen für seine Banken angefragt. Die EU hat bereits bis zu 100 Milliarden Euro aus den Rettungsschirmen bewilligt. Erste Stresstests der spanischen Banken förderten einen Finanzbedarf von 62 Milliarden Euro zutage.

Trotzdem zeigen sich die Anlagestrategen von AXA Invest skeptisch. Das Haus bezweifelt, dass die Renditeaufschläge wieder sinken: "Dabei besteht die Gefahr, dass Spaniens Kreditwürdigkeit weiter auf Ramschstatus heruntergestuft wird". Die zuletzt deutlich gesunkene Rendite spanischer Zehnjahrespapiere steigt um 20 Basispunkte auf 6,46 Prozent.

Der Terminkalender am Montag ist spärlich bestückt: An bedeutenderen makroökonomischen Kennziffern stehen am Nachmittag lediglich die US-Neubauverkäufe auf dem Programm. Volkswirte rechnen für Mai mit einem Plus von 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat.

AB Inbev, Südzucker und EADS gegen den Trend fest

Auf der Aktienseite sprechen Händler von Druck auf breiter Front. Besonders am Terminmarkt sehen Händler Verkäufe. Damit sichern sich die Marktteilnehmer gegen Verluste ab. Bei den Einzelwerten geben konjunkturabhängige Titel besonders stark nach. Angeführt wird die Verliererliste im DAX von ThyssenKrupp, deren Aktien um 4,0 Prozent auf 12,17 Euro nachgeben. Auch mit Finanztiteln geht es weiter nach unten, hier fallen die Aktien der Deutschen Bank um 2,6 Prozent auf 27,78 Euro. Aber auch Titel aus den Bereichen Telekommunikation und Versorgung werden nach der Stärke der vergangenen Handelstage wieder verkauft.

Gegen den Trend legen die Aktien des Brauerei-Konzerns AB Inbev um 1,1 Prozent zu. Die mögliche Komplettübernahme des Corona-Brauers Grupo Modelo durch Anheuser-Busch InBev kommt bei den Analysten von Liberum Capital gut an. Die Belgier halten bereits 50 Prozent an den Mexikanern und wollen nun offenbar auch noch den verbleibenden Teil schlucken. Als Kaufpreis werden von informierten Kreisen mehr als 10 Milliarden Dollar genannt. Bei einer solchen Größenordnung sei der Deal attraktiv, da der Gewinn von Anheuser-Busch InBev schon durch die normalen Synergien um rund 10 Prozent steigen werde, so die Analysten von Liberum Capital, die die Aktien der Belgier zum Kauf empfehlen und ein Kursziel von 68 Euro haben.

In der zweiten Reihe am deutschen Markt steigen die Aktien von Südzucker um 1,6 Prozent auf 26,22 Euro. Das Unternehmen hat im vergangenen Geschäftsquartal operativ 263 Millionen Euro verdient, fast 30 Prozent mehr als von den Analysten des Bankhauses Lampe erwartet. Die Titel von EADS klettern um 2,2 Prozent. Beim neuen Airbus A350 sieht sich Konzernchef Fabrice Bregier im Zeitplan. Zuletzt waren Anleger wegen der Probleme beim A380 skeptisch.

Kontakt zum Autor: herbert.rude@dowjones.com

DJG/hru/ros

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 14:35 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]