Alt 22.06.12, 14:13
Standard Madrid entzieht sich Verlusten an Europas Börsen
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Wachstumssorgen sorgen für rote Vorzeichen an den europäischen Börsen. Die Erwartungskomponente im ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland steht für "Panikstimmung". Gegen den Trend legt die Börse in Madrid zu. Der Stresstest von Oliver Wyman und Roland Berger ist Salbei für die Nerven der Investoren. In den Hintergrund gerät dabei, dass Moody's gerade die Global Player der Bankenszene herabgestuft hat. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,2 Prozent auf 2.196 Punkte, für den DAX geht es 0,6 Prozent nach unten.

Mit Kursgewinnen reagiert die spanische Börse auf das Ergebnis des Belastungstests von Oliver Wyman und Roland Berger zum Kapitalbedarf der heimischen Banken. Die Börse in Madrid legt gegen den Trend um 1,2 Prozent zu und stellt den Gewinner unter den Börsen in Europa. Der mit Spannung erwartete Bericht der Wirtschaftsprüfer ist nicht ganz so pessimistisch ausgefallen wie teilweise befürchtet. Oliver Wyman kommt dabei auf einen Kapitalbedarf von mindestens 51 Milliarden Euro und unter ungünstigen Bedingungen auf 62 Milliarden Euro. Roland Berger ermittelte eine Summe von 51,8 Milliarden Euro.

"Das ist deutlich weniger als das bis zu 100 Milliarden Euro große Banken-Rettungspaket der EU", heißt es von einem Aktienhändler. Die Analysten von Nomura haben bereits einen Blick auf die Berichte geworfen. Sie gehen davon aus, dass die großen börsennotierten Banken Banco Santander und BBVA keinen weiteren Kapitalbedarf haben. Für den Sektor der spanischen Banken lautet das Urteil der Analysten unverändert "Neutral". Andere Analysten bemängeln allerdings die geringe Anforderung an die Kapitalausstattung der Banken. Die Aktie der BBVA legt um 1,7 Prozent zu, Banco Santander steigen um 1,6 Prozent. Die Renditen der spanischen Staatsanleihen geben leicht nach und signalisieren damit Entspannung.

Die Aktien der europäischen Banken stecken den Rundumschlag von Moody's gut weg. "Seit Tagen wird eigentlich auf diesen Schritt gewartet", so ein Händler. "Teilweise sind die Herunterstufungen sogar geringer ausgefallen, als erwartet", ergänzt ein anderer Händler. Die US-Ratingagentur hat 15 internationale Finanzinstitute in ihrer Kreditwürdigkeit heruntergestuft.

Bei der Deutschen Bank bewertet Moody's die langfristigen Einlagen der Investmentbank schlechter und stufte sie um zwei Kategorien von "Aa3" auf "A2" ab. Aber auch andere europäische Banken sind betroffen. In Frankreich BNP Paribas, Credit Agricole und Societe Generale, in der Schweiz UBS und Credit Suisse und in Großbritannien Barclays und die Royal Bank of Scotland. Deutsche Bank verlieren 0,2 Prozent auf 28,84 Euro. Der Sektor der europäischen Banken notiert 0,4 Prozent im Plus.

Der am Vormittag veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex macht deutlich, dass sich für die deutsche Wirtschaft die Zukunft eintrübt. Denn gerade die Geschäftserwartungen sinken deutlich auf 97,3 nach 100,8 Punkten. Die auf den tiefsten Stand seit November gefallene Erwartungskomponente scheine von "Panikstimmung" in den deutschen Unternehmen bestimmt zu sein, sagt Annalisa Piazza von Newedge Strategy. Die Stimmung ähnele derjenigen Ende des vergangenen Jahres, kurz bevor die EZB die Märkte mit Dreijahrestendern geflutet hat. Die starke Eintrübung der Stimmung in der deutschen Industrie wertet die Analystin als "Weckruf". Die Unternehmen realisierten zunehmend, dass die Schuldenkrise die deutsche Wirtschaft nicht ungeschoren davonkommen lasse.

Mit den steigenden globalen Wachstumssorgen sind es einmal mehr die zyklischen Sektoren, die die Börsen belasten. So verliert der Sektor der Ölwerte 1,7 Prozent, für die Minenwerte geht es um 1,3 Prozent nach unten.

Mit Blick auf die Schuldenkrise schauen die Anleger nach Rom. Dort trifft sich Bundeskanzlerin Merkel mit den Regierungschefs aus Italien, Spanien und Frankreich in einem Vorbereitungstreffen für den EU-Gipfel Ende nächster Woche. Dort wollen die EU-Regierungschefs dann über einen Wachstumspakt, eine Fiskalunion und eine Bankenunion beraten. Die Positionen Deutschlands und Frankreichs liegen im Vorfeld noch weit auseinander. Die Marktstrategen der Commerzbank gehen daher davon aus, dass der Gipfel als Ergebnis kaum mehr als ein wenig wirksames Konjunkturprogramm liefern wird.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com
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