Alt 18.06.12, 15:08
Standard Spanien verdirbt Athen-Wahlparty an der Börse
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Das Ja der Griechen zum Euro sorgt für eine kleine Party an den Börsen. Die Spanier verderben aber die Stimmung, lediglich die Börse in Athen zeigt sich in Feierlaune. Der Berg fauler Kredite in den Bilanzen der spanischen Banken hat im April ein 18-Jahreshoch erreicht. Während in Athen der Wahlsieger Nea Dimokratia nun eine Mehrheit zur Regierungsbildung sucht, findet sich für die Schuldenkrise in der übrigen Euro-Peripherie nicht so schnell eine Lösung. Hin- und hergerissen zwischen dem Kursgewinn in Athen und den Verlusten an der Börse in Madrid notiert der Euro-Stoxx-50 0,2 Prozent im Minus bei 2.175 Punkten. Der Deutsche Aktienmarkt legt am Mittag um 0,8 Prozent auf 6.276 Zähler zu.

"Die Aussicht auf eine Koalitionsregierung, die von der Nea Dimokratia angeführt wird, hat die Angst um Griechenland fürs Erste etwas gedämpft. Das Wahlergebnis ändert nichts an der Tatsache, dass die griechische Wirtschaft in einem tiefen Loch steckt - ohne klaren Ausweg", analysiert Tristan Cooper, Analyst für Staatsanleihen bei Fidelity Worldwide Investment, die Lage. Ein Bündnis aus Nea Dimokratia und PASOK würde auf Grund des 50-Sitze-Bonus für den Wahlgewinner eine knappe Mehrheit im griechischen Parlament erreichen. Beide Parteien hatten den Deal aus Hilfspaket von EU, EZB und IWF mit drastischen Sparmaßnahmen ausgehandelt.

Allerdings zeichnet sich bereits jetzt eine eher zähe Regierungsbildung ab. So will PASOK-Pareiführer Evangelos Venizelos eine Regierung der nationalen Einheit und die Demokratische Linke und das Linksbündnis SYRIZA mit ins Boot holen. "Es wird viel Zeit ins Land gehen, bis sich eine neue Regierung in Athen zusammenfindet", erwartet Mitul Kotecha, Marktstratege bei der Credit Agricole. Die Finanzprobleme Griechenlands werden nicht auf eine wundersame Weise verschwinden und dürften bereits nach einer kurzen Atempause wieder belasten, erwartet er.

Die Commerzbank ist von der Reaktion am Devisenmarkt enttäuscht. Für sie sind die Probleme der Hellenen nicht gelöst. Mit der Situation bei den spanischen Banken wie auch der Haushaltslage in Rom bestünden die Euro-Probleme unverändert weiter. Der Euro gibt von seinem Tageshoch bereits ab und notiert bei 1,2630 zum Dollar.

Die Nachricht des Vormittags kommt aus Spanien. Der Berg fauler Kredite in den Bilanzen der spanischen Banken wächst weiter und erreicht im April neue Höchststände. Insgesamt ist das Volumen der faulen Kredite gegenwärtig zehnmal höher als vor dem Platzen der Immobilienblase Anfang 2008. Die spanischen Staatsanleihen reagieren mit kräftigen Verlusten auf die Nachrichten, die Renditen der zehnjährigen Staatstitel steigen im Gegenzug auf das kritische Niveau von 7 Prozent.

Die Nachrichten sind Gift für die Aktien der spanischen Banken. So verlieren Banco Santander 2 Prozent auf 4,82 Euro und BBVA 1,5 Prozent auf 5,17 Euro. Der Aktienmarkt in Madrid gibt ein Prozent auf 6.643 Punkte ab. Damit tendiert er allerdings noch rund 10 Prozent über seinem Jahrestief vom Monatsanfang.

Die Gewinner an der Börse kommen aus den zyklischen Sektoren der Automobilhersteller und Bauwerte. Dabei hoffen Investoren, dass Wachstumsprogramme rund um den Globus aufgelegt werden, um der Konjunktur den notwendigen Schub zu liefern. Die Aktie von ThyssenKrupp, die 2,5 Prozent auf 12,29 Euro zulegt, profitiert zudem vom Interesse des brasilianische Stahlkochers CSN am ThyssenKrupp-Stahlwerks in Brasilien.

Aus dem Bankensektor legt die Aktie der Credit Suisse leicht auf 17,73 Franken zu. Nachdem die Schweizer Notenbank in der Vorwoche die Diskussion um die Kapitalausstattung angestoßen hat, kontert nun der Vorstandsvorsitzende. Die Forderungen der Schweizer Nationalbank seien ungerechtfertigt, sagte CEO Brady Dougan der "Sonntagszeitung". "Credit Suisse ist eine der sichersten Banken der Welt", so Dougan.

Im deutschen MDAX steigt die Aktie von Rheinmetall um 7,2 Prozent auf 37,04 Euro. Saudi-Arabien will nach Informationen von "Bild am Sonntag" wesentlich mehr Leopard-Kampfpanzer kaufen als bisher bekannt. Das Land habe Interesse am Kauf von 600 bis 800 Panzern. Damit winke deutschen Firmen einer der größten Rüstungsaufträge der Geschichte.

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